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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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579

Sammlungen uud Ausstellungen. — Bermischte Nachrichten.

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Conservatoren, ist nun alles mit eiuem Male anders geworden,
eine Frucht monatelanger Arbeiten und Bersuche. Der Raum
selbst erschcint höher und luftiger als zuvor, das Licht aus der
Reihe der sünszehn etwas uiedrigen Fenster wirkt ruhiger und
eiuheitlich durch die gestimmte Färbung der Wände und
Schreine, und bei großer Einfachheit wirkt das Ganze doch
vornehm und würdig. Den Mittelpunkt bilden die Zeichnun-
gen der alten Meister, von denen sast 2l>0 unter Glas ausge-
stellt stnd, in giebeldachförmigen, sehr sinnreich erfundenen Pul-
ten. Bei deni Reichthnm würde es zu weit führen, wollte man
auch nur das Hervorragendste aufzählen; es genüge die Er-
wähnuug der l5 Originalzeichnuugen von Raffael, 12 von
Dürer, 11 von Rembrandt, 8 von Rubens, alle von unanfecht-
barer Echtheit und unschätzbarer Qualität. Ueberhaupt ist
von dem Vorstande M. Thausing die Auswahl nicht
aus Grund veralteter Kataloge, sondern wie es von einem
so bewährten Kunstgelehrten zu erwarteu war, vom neuesten
Standpuukte wissenschaftlicher Kritik aus getroffen. Auch
ist die Vorsicht gebraucht, daß alle jene Stllcke, welche
im direkten Lichte Schaden nehmen köunten, auf die Schatten-
seitc der Pulte verwiesen wurden. Hofsentlich wird später ein
gedruckter Katalog das Publikum des Genaueren über die Hand-
zeichnnngenbelchreu. Theilweise zurErläuternngdieserHandzeich-
nungen, der besonderen Freude kunsthistorisch gebildeter Kenner,
dicnts die bunte Reihe von Meisterwerken des Grabstichels, welche,
aus dcn Kästen gegeuüber angeordnet, leichter verstäiidlich auch sür
das weniger kunstgeübte Auge des Laien, die berllhmtesten Com-
positionen historischer Malerei iu wllrdiger, stilvoller Weise dar-
stellen. Da ist vor allem Keller's Stich nach Rafsael's Dis-
puta, an den sich Jacoby's Bildnisse des Kaisers und der
Kaiserin vvn Oesterreich anreihen. Auch die sonstige Einsügung
glänzender Stiche nach Königsportraits, insbesondere nach
sranzösischen zeigt unserem photographischen Zeilalter die moiin-
mentalen Leistungen der Kupferstechknnst. Einen wirksamen
Gegensatz zu dieser fortlaufenden hohen Bilderreihe bilden
16 lebensgroße Büsten von Klliistlern und Kunstschriftstellern,
von Rafsael und Michelangelo bis aus Cornelius und Kaulbach,
von Winckelmann bis Kugler; zwei ragen über das Maaß der
anderen hinaus, in Kolossalbüsten, Albrecht Dürer uud Mar-
cantonio Raimondi, die Vertreter deutschen und italienischen
Kupferstichs. Auch von den Stiftern und Mehrern der Alber-
tina, dem Herzog Albert von Sachsen - Teschen und dem Erz-
herzog Karl vou Oesterreich sind in weißem Marmor ausgehanene
Büsten aufgcstellt. Durch diese neuen Eiurichtungen ist die
Albertina eigentlich erst geworden was ihr Stifter erstrebt: öffent-
liche Kunstanstalt. Zugleich ist ein bequemer Zugang, Dank dem
persönlichen Eingreifen des Erzherzog Albrccht, nach Ueberwin-
dung mannigfacher Schwierigkeiten, geschaffen, indem man aus
dem Hofe des erzherzoglichen Palais'auf der Augustinerabtei in
die Kunstsammlung gelangt. Die ovale Halle, welche Korn-
häusel beim Umbau des Palais dem Treppenhause vorlegte,
um den schrägen Anschluß desselben an den Hauptbau zu mas-
kiren, ist nun das Vestibule der Albertina geworden; von hicr
führt eine Treppe in den Vorraum der Sammlung, über
deren Eingang einc Marmortafel über Namen und Jnhalt
Kunde giebt mit den schlichten Worten: Llbortiug. i liusn.rium
piotururum eoilsotio j ud ^lksrto Ouos 8uxonig.o institutu,
g. 6nrolo ^ustrius Lroüiäuoo Luots, s ub L.Ibsrto ^robiäuos
kLustrius liber-UIum stuäiorum in usum uäornutu.

(Wien. Ztg.)

Dlls Wasfemllllsi'um der Stadt Wicn. Die Wcltaus-
stelluug gab dem Wiener Gemeinderath Anlaß, zwei für die
Localgcschichte wichtige Ilnternehmungen in's Leben zu rufcn,
uämlich die Umgestaltung des bürgerlichen Zeughauses in ein
städtisches Wafsenmuseuni und die Veranstaltung einer histo-
rischen Ausstellung. Ersteres wurde am 1S. Mai eröffnct.

Die wissenschastliche Leitung derUmgestaltung des Museums
war Quirin Leitner übertragen, der durch seine Specialstudien
und Leistungen vor Allen dazu berufen war; einer ihm zur
Seite stehenden Kommission fiel hauptsächlich Ordnung und
Lösung der bezllglichen administrativeu Fragen zu. Bci der Un-
ordnung im alteu Zeughaus war die Ausgabe durchaus keine
leichte. Für die Neuaufstellung gab es keinen richtigeren Stand-
punkt, als aus dem bürgeclichen Zcughausc den größeren Theil
der werthlosen und nicht dahiu gehörigen Waffen wegzuschaffcn
und dann die werthvollen Bestandtheile der Sammlung in
chronologischer Folge zu ordncu, eine Aufgabe, der nur mit
genauester Kenntniß der Geschichte des Waffen- und Harnisch-

wesens gerecht zu werden war, die zugleich auf imponirende
oder dem Ange gesllllige Gruppirung erst in zweiter Linie Bedacht
nehnien konnte. Die Lltesten Theile der Sammlung reichen
noch in das 1ö. Jahrhundert zurück; darnnter ein vollständiger
Reiterharnisch, ein Bild der ersten vollendeten Plattenharnische,
vielleicht aus dem Besitze eines der Bürgermeister dieser Zeit.
Au der Waud sind drei Gruppen von Wafsen aus der Zeit der
Kaiser Friedrich IV. und Max I., ausgestellt; geriffelte Mai-
länder Harnische, Beiderhänder (zweihändige Schwerter, welche
von den auserlesensten Leuten des Fußvolkes getragen wurden)
Aalspieße, Helmbarten und Reislanzen sind besonders bemer-
kenswerth. Eine Specialität des Museums find ferner bemalte
Tartschen, HLlzerne Schilde, die, anderwärts eine große Selten-
heit, hier in beträchtlicher Zahl vorhanden sind und sich viel-
fach durch rciche, feiu ausgeführte Bemalung auszeichnen.
Die schönste berselben, mit der Darstellung des heil. Georg,
wird eben durch die Restaurirschule des Bevedere's in guten
Stand gesetzt; sie bietet einen interessanten Einblick in die
Leistungsfähigkeit der Wiener Maler des 15. Jahrhunderts.
Unter den folgenden Rüstungen ist im 4. Felde ein .voll-
ständiger Reiterharnisch mit schwarzgeätzten Strichen bemerkens-
werth, dessen Helm zu jener Gattung von Kopfbedeckungen ge-
hört, welcheMax l. erfunden. Jm S. Felde begiunt dann die Reihe
der „Bürgerharnische", welche bis zum 16. Felde reichen. Sie
führen diese Bezeichnung, weil aus der Brust das Wiener
Stadtwappen eingeätzt ist; sie wurden in den Jahren 1546 und
1571 von dem Stadtrathe in Nürnberg angekauft. Die Felder
16—29 zeigen dann die ganze Formenentwickelung der Bllrger-
bewaffnung von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Äus-
gange des 30jährigen Kriegs. Eiue Ausnahme bilden nur die
Felder I I und 12, eingeschlossen von drei Ruhmestempeln mit
den Bllsten des Grafen Niclas Salm, des Herzogs Karl von
Lothringen und Rüdiger's von Stahremberg, zur Bezeichnung
der beiden Epochen der glänzendsten Thaten der wehrhasten
Bllrger Wien's; unter den Siegestrophäen findeu sich 16 tür-
kische Fahnen und Jnschristen. Auch sehr werthvolle türkische
Waffen sind zahlreich vertreten; derKopf des KaraMustapha wird
noch in einem Glaskasten bewahrt, eine Reliquie, deren Echtheit
zwar Hammer in seiner Geschichte des Osmanischen Reiches
bezweifelte, die aber neuerdings von Sachkundigen erwiesen worden
ist. Weniger glänzend als das 16. und 17. Jahrhundert ist
die neuere Zeit vertreten; es finden sich zwar fast alle Speci-
alitäten der Bürgerwaffen vor, doch den reichsteu Schmuck dieser
Epoche bilden die Fahnen und Standarten der alten Bürger-
compagnien. Erst in der Epoche der großen französischen Kriege
mehreii sich in den Denkmalen des Aufgebots und der Frei-
willigen-Fahnen die Zeugen der Thaten und Ereignisse unseres
Jahrhunderts, welche sich bis zu den Erinnerungen an die Wiener
Freiwilligen-Bataillone in den Zahren 1848 und 1859 fort-
setzen. Dieser flüchtige llmriß dürste genügen, einen Einblick in
die ungewohnliche Bedeutung dieser neu geordneten Samm-
lung zu gewinnen; wenige andere werden sich an historischem
Werthe mit ihr messen können und diese seltene Manigfaltig-
keit klar gestellt zu haben, ist lediglich Leitner's hervorragcndes
Verdienst^ (Wien. Zeitg.)

Dcis ncuc Kopienmuseum in Paris ist seit Mitte April
eröffnct. Die vcrschiedenen italienischen Schulen stnd darin
besonders stark vertreteu, die anderen dagegen zeigen große
Lücken. Bon der deutschen Malerei scheint die Verwaltung des
Museums ganz Abstand nehmen zu wollen, aber auch die fran-
zösischen Meister stnd bis jetzt schwach repräsentirt, und von der
holländischen und vlämischen Schule figurireu in der Samm-
liing uur einige hervorrageudc Werke. Nach der italienischen
Schule, die namentlich viele Kopien nach Raffael zählk, sind
die Spanier am zahlreichsten vertreten. (Jll. Ztg.)

Vermischtc Nachrichten.

HcrmannSdenkmal. Die „Hannoversche Zeitung" kann
endlich die baldige Vollendung des Hermannsdenkmals in Ans-
sicht stelleu. Der Trausport des Arminiusbildes werde in fünf bis
scchs Wochen nach der Grotenburg bei Detmold vor sich gehen.
Die ganze durch Herrn v. Bandel aus Kupser getriebene Figur
miht bis zur Schwertspitze 90 Fuß, bis zur Faust des erhobenen
Armes 66 Fuß, und die ganze Höhe des Deukmals wird 183
Fuß betragen. Das Gewicht derselben ist sast 2000 Centner
und die Kosten der Erbauung des Denkmals werden sich auf
50,000 Thlr. belausen. Die obere Galerie des eiue Rotunde
 
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