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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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. 589

Kunstunterricht uud Kunstpflege. — Koukurrenzen. — Sammlungen und Ausstellungen.

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Bildern (Nr. 230, 232 und 1446) hat der neue Katalog
zwei durch ein Fragezeichen beseitigt; dasselbe HLtte getrost
auch mit dem dritten (Nr. 232) geschehen können. Die
beiden vor einigen Jahren angekauften Porträts (Nr.
562 und 563) bieten vollauf Ersatz für diese Einbuße-
— Die „Stille See" mit der Bezeichnung „Rembrandt f."
(Nr. 932) hat Falke mit gutcn Gründen dieseni Meistcr
gelassen, obwohl auch gegentheilige Meinungen sich immer
wieder geltend machen. Äedenfalls handelt es sich hier
um eine Lcistung von hohem Rang. — Das Bild des
fabelhaften „B. H. L. v. Cesan" (Nr. 665) möchten
wir am ehesten für einen Brekelenkamp halten. —
Die früher fälschlich „N. Lancret" gctauften Pendants
Nr. 1313 und 1316, sowie Nr. 998 und 1000, sind
richtig dem N. Lambrecht zugeschrieben. — Um auch
von den Aenderungen in der italienischcn Schule noch
einige Beispiele zu geben, so ist selbstverständlich Gior-
gione's Namc von dem „Frauenbild" (Nr. 81) mit vollem
Recht entfernt worden, ohne daß ein neuer dafür sub-
stituirt wäre. Waagen dachte an Paris Bordone, Mündler
an Callisto Piazza. — Bei dem „Haupt Johannes des
Täufers" (Nr. 53), welches der Verf. dem Andrea del
Sarto oder einem seiner Nachahmer, dem D. Puligo,
beimessen will, möchtew wir lieber an die spätere Mai-
länder Schule denken.' — Die dem Pietro Perugino
zugeschriebenc Madonna (Nr. 49) ist eine Kopie des
Bildes im Palazzo Pitti. C. V. L.

Nomiivsiit^ oL surl^oliristiun

urt. Uouäon 1872. 8.

Das vorliegende, vom South-Kensiugton-Museum
zu London herausgegebene anspruchslose kleine Buch
will weiter nichts, als ein möglichst vollständiges Ver-
zeichniß aller in den Sammlungen und Kirchen in und
außerhalb Jtaliens aufbewahrten altchristlicheu Scnlpturen,
Statuen und Statuetten*) in Marnior und Bronce —
im Ganzen nur vier — sculpirten Sarkophage und
Marmor-Reliefs und der interessanteren Bildcr in den
Katakomben, nebst kurzen Notizen über das Alter, den
Aufbewahrungsort und die Literatur derselben geben,
und das ist gewiß ein verdicnstvolles Werk, welches nur
mit Dank aufzunehmen ist. Ein solchcr Katalog ist für
mancherlei Studien sehr angenehm und nützlich, und
zwar um so mehr, da er auch mit 25 sehr guten, den
Charakter der Originale meist vortrefflich wiedergebenden
Abbildungen in Holzschnitt versehen ist. Ob wirklich
alles Bekannte verzeichnet ist, ist schwer zu beurtheilen.
Es bleibt den Spezialforschcrn auf diesem Gebietc über-
lassen, bctreffende Nachträge zu liefern.

*) Die auf Seite 6 beschriebene Bronce-Statuette deS hei-
ligen Petrus ist noch im Besitze des Königlichen Museums zu
Bertin und ist durch die Ausstellung im Zeughause im Herbst
v. I. auch iu weitereu Kreisen bekannt geworden.

Die Einleitung giebt in kurzen Worten eine Ge-
schichte des Studiums der christlichen Archäologie nebst
Verzeichnrß der bedeutendsten Museen christlicher Alter-
thümer. 8. 8.

Llilijtuiitkrricht nnd Lmistpflkge.

ö. Düsscldorf. Unscre Akadcmie hat an dcm neuen
Lehrcr der Kunstgeschichte, Professor vr. W. Roßmann, eine
ganz vorzügliche Kraft gewonnen. Die kunsthistorischen Vor-
träge, welche derselbe dreimal wöchentlich hält, erfreuen sich dds
lebhaftesten Beifalls. Sie werden nicht allein von den aka-
! demischen Schülern, sondern auch von vielen ältern Künstlern
j flcißig bcsucht und fesseln durch die ebenso klare und gründ-
liche, wie lebhafte und anregende Darstellung in hohem Grade.

^ Auch die Tragödien der griechischen Classiker bringt Herr Noß-
maun zum verständnißvollen Vortrag, indem er jeden Montag
eine derselben vorliest, wodurch seine wissenschaftlichen Darle-
gungen in wahrhaft lehrreicher und anziehender Weise ergänzt
werden.

Lonkurrenzen.

Bei dcr Konkurrenz zu cinem Kriegerdenkmal in
Dortmund wurde der erste Preis, 200 Thlr., dem Urheber
der durch Plan und Kosten-Anschlag erläuterten Zeichnung
mit dem Motto ,,Aar", H. Heidsieck, Architekten zu Brede-
neh bei Essen, zuerkanut, der zweite Preis, 100 Thlr., dem
Urheber des Modells mit dem Motto „Ruhmreiches Vaterland,"
E. Rcnard, Bildhauer in Köln. Besoudere Ehrenpreisc von
je 50 Thlr. wurden noch bewilligt dem Urheber der Zeichriung
mit dem Motto „Was Dn ererbt von Deinen Vätern hast,
Erwirb' es, um cs zn besitzen", I. Graes, Zeichenlehrer an
der Gewerbeschule zu Rothenburg an der Taubcr; ferner dem
Urheber des Modclls mit dem Motto „Vereinte Kraft ist stark",
H. Schies, Bildhauer in Wiesbaden. Bezüglich des letzteren
Modelles bemerkt die Kommisfion, daß ihm, bei voller Würdi-
gung seines hohen künstlerischen Werthes, ein Konknrrenzpreis
deßhalb nicht zuerkannt werden konnte, weil dabei die hinsicht-
lich des Kostenpnnktes gestellte Bedingung, falls bei der Aus-
führnng das entsprechende Material zur Verwendung kommen
soll, nach ihrer Neberzeugung nicht eingehalten ist.

Sammlungen und iAusstellnngrn.

el. Münchencr Kunstverein. Außer dem krankhaft em-
psundenen, aber virtuos gemalten Bilde von G. Max: „Ein
Gruß", welches zur Weltausstellung abgegangen ist, brachte die
letzte Wochcuausstelluiig wenig hervorragendes. Zunächst wäre
ein „Schwäbischer Schäfer" von Grünenwald der trefflichen
Charakteristik halber zu nennen, mit der krästiges Kolorit glei-
chen Schritt hält. Kurella brachte wieder ein „Motiv aus
Polen" und zeigt neben photographischer Treue in den Linien
jenes den hiestgen Polen gemeinsame Flache, das er seiner-
seits dnrch eine an's Bunte streifende Farbengebung auszu-
gleichen sucht. Die Eigenart der Polencolonie hier streist
haarscharf an Manier; helle Lüfte, dunkle Schatten, welche die
Gegenstände nur errathen aber nicht mit Sicherheit crkennen
lasscn, Figuren, welchc nachträglich in die Landschaft hineinge-
malt scheinen nnd dcßhalb der inneren Vcrbinduiig mit ihr
entbehren, das sind so ziemlich die charakteristischen Merkmale
dieser Schule innerhalb der Schulc Piloty's. R. Hirth er-
freute die Kunstkenner früher durch so manche treffliche Arbeit
voll feinster Farbenharmonie. Jch erinnere nur an seine
„Hopfenlese", welche dem jungen Künstler einen hervorragen-
den Platz unter den Genremalern dcr Gegenwart stcherte. Um
so bedauerlicher ist es, daß cr jetzt aus solche Abwege gerieth,
wie seine „Pifferari bei einer Tyroler Banernfamilie", seine
neucsten „Portraits" und ein weiblicher „Studienkopf" ver-
rathen. Offenbar sieht er jetzt im Hanns Thoma' sein Jdeal
und hat keinen Anstand genommen, dcmselben selbst die Vor-
züge dcr Farbe zu vpfern, denen er zum größeren Theile die
allgemeine Anerkerinung des Publikums zu verdanken hrtte.

Zu den tüchtigsten Schülern Diez's gehört ohne Zweifel
Gust. Laeverenz; auch in seinem Bilde „Aus dem Touristen-
leben" bewährte er sich als trefflicher Kolorist. Leider ver-
nachlässigte er darüber Zeichnung und Perspektive: die Dame,
 
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