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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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592 -

Sammlungen und Ansstellungen.

welche die andere durch Kitzeln mit einem Strohhalm aus
dem Schlafe weckt, liegt von dieser so weit entfernt, daß sie
dieselbe kaum mit der längsten Angelruthe erreichen könnte.
Heinr. Lang's „Episode aus der Schlacht bei Wörth" bleibt
hinter desselben Kiinstlers „Schlacht bei Sedan" weit zurück.
Die Wahl des Moments ist keine glückliche. Die Franzosen
sind geschlagen und werden nun von baherischer Reiterei gegen
Reichshofen gejagt. Die Thätigkeit ist nur eine einseitige, es
ist eine Treibjagd auf todtmüde Menschen und darum kann
man sich für die Sache nicht erwärmen, um so minder, als
man weiß, daß die Gejagten bis dahin sich wacker geschlagen,
die Verfolger aber erst jetzt in die Gefechtslinie eintreten.
W. Trübner's Studie:,-,Brustbild eines Mohren"mit demvor
ihm auf dem Tische liegenden offenen und leeren Geldtäschchen
erinnert allzusehr an Thoma's Arbeiten und erregte vielfache
Heiterkeit. — Bon den Landschaften war Hacker's „Winter-
morgen in Tyrol" denn doch etwas gar zu sehr auf die Wir-
kung berechnet, mn längeren Genuß zu gewähren, als bloße
Ueberraschunq zu bieten vermag, während W- Malecki's
„Partie bei Krakau" durch flotte Mache und realistische Natur-
treue, nicht minder aber anch durch feine coloristische Stim-
mung anzog und fesselte. A. Seder versnchte sich in Knab's
Weise mit „Römischen Ruinen." Aber Eines schickt sich nicht
sür Alle, und der Künstler wird wohl den Versuch kaum mehr
wiederholen. Wex bewies mit seinem „Königssee", daß er be-
reits die Grenze des flachen Konventionalismns überschritten hat
und auf geradem Wege zur Manier ist.

^ Die Lokal - Ausstcllunl, dcr Münchencr Kunst-
gcnossenschast im Kunstausstellungsgebäude hat seit l. d. Mts.
begonnen und bereits gegen 3va Nummern anfzuweisen. Wir
behalten uns gesonderten Bericht darüber vor.

L. Düsseldorf. Die permanente Kunstausstellung von
Bismeyer und Kraus enthielt jüngst ein großes Thierstück
von R. Burnier, welches als das beste Bild dieses vielseiti-
gen prpdnktiven Künstlers gerühmt werden muß. Es zeichnete
sich wieder dnrch die außerordentliche Naturwahrheit nnd die
virtuose Technik aus, die allen Werken Burnier's eigen ist,
übertraf aber die früheren in der soliden Zeichnung und einer
Feinheit des Tons, die sich von wahrhast überraschender Wir-
kung erwies. Das einfache Motiv des Gemäldes war dem
Strande von Helst entlehnt, an dem sich eine große Heerde
von Kühen und Ochsen im hellen Sonnenlicht aushält. Die
feine Beobachtung und gründliches Studium der Beleuchtungs-
efsekte, wie sie das Seegestade bietet, erhöhten den Reiz des
schönen Bildes und verschafften ihm warme Anerkennung.
Auch eine italienische Landschaft von H. Krüger zeichnete sich
ehrenvoll aus durch eine poetisch empfundene Stimmung nnd
die bedentenden Fortschritte, die sich in der tüchtigen Behand-
lung erkennen ließen. Ebenso muß die srische Waldlandschaft
von C. Ludwig als höchst verdienstvoll gerühmt werden, und
das große Motiv aus der sächsischen Schweiz von E. Leonardi
in Dresden sesselte durch die Feinheit der Zeichnung und an-
heimelnde Poesie in hohem Grade, wenn es anch in dec Farben-
gebung minder gelungen erschien als die meisten hier gemalten
Landschaften. Auch T. Schlesinger's reizend komponirtes
Bildchen wurde durch das Kolorit in seiner Wirkung beein-
trächtigt, wogegen A. Calame, der Sohn des berühmten
Meisters, nach dieser Richtung hin fortschreitende Studien wahr-
nehmen ließ. Die Feldpost von Emil Hünten war ebenso
charakteristisch aufgesaßt wie geschickt ausgeführt und wirkte mit
frappantcr Wahrheit. Auch die Bildnisse von E. Anders,
I. Scheurenberg, Rudolf Bindemann undBregenzer
zeigten gute Eigenschaften, und ein Genrebild von H. Ewers
war fein gezeichnet und lobenswerth gemalt. Sj. Lerche
weiß Architektur und Figuren stets glücklich zu verbinden nnd
entwickelt eine große Produktivität, ohne durch Flüchtigkeit seinen
Sachen zu schaden. Auch seine neuesten Bilder waren recht
ansprechend. Ganz 'besonders aber verdient noch ein Aquarell
von I. Kronberg hervorgehoben zu werden, dessen Farbe
einem Oelbilde nichts nachgab. Ein Christus am'Kreuz von
Josef Reiß beansprucht durch das ernste Streben, welches allen
Werken dieses Bitdhauers zu Gute kommt, ebensalls ehrenvolle
Erwähnung. — Auf der Ausstellung von E. L-chulte boten
sich nicht minder werthvolle Kunstiverke dem Beschauer dar,
unter denen ganz besonders das ,,Fest in der Kirche ^ra 6oe1i
am Capitol zu Rom" von Oswald Achenbach durch poetische
Lichtwirkung und die unvergleichlich meisterhaste Behandlung
der Architektur und der vielen Figuren eine magische Anziehungs-

krast übte. Wir glauben nicbt zu viel zn sagen, wenn wir
dieses treffliche Bild den besten dcs genialen Meisters zurechnen.
Dahingegen erschien das „Motiv von der Diarra Lardsriui in
Rom" von Albert Arnz etwas hart und bunt in der Farbe;
C. Jungheim führte uns den Obcrsee und den KLnigsee in
sehr schönen Bildern vor's Auge, und H. Pohle versetzte uns
an den Bierwaldstädtersee, von dem er ein anziehendes Motiv
in einem größeren Bilde dargestellt hatte. Die Landschaften
von H. Herzog und I. Duntz e bekunden immer eine höchst
gewandte Technik, ohne indessen lebhaftere Theilnahme ein-
flößen zu können. Höchst interessant im Gegenstand und
charakteristisch in der Aufsassnng, zog das große Bild „Spanische
Kontrebandisten" von A. Kindler die allgemeine Aufmerk-
samkeit aus sich, und die malerischen Gestglten der MLnner
nnd Frauen mit ihren Pferden nnd Mauleseln, welche vom
hohen Berge auf nahende Beute lauern, verfehlte nicht, einen
wirknngsvollen Eindruck hervorzubringen. H. Oehmichen be-
währte sein schönes Talent in einer ländlichen Familienicene,
und C. F. Deiker und A. Thiele erwiesen fich als tüchtige
Darsteller von Hirschen und Rehen. Endlich muß noch ein
Aquarell vou E. Schuback lobend erwähnt werden, welcher
ein Gedenkblatt zum fünfundzwanzigjährigeu Jubiläum des
Verlagsbuchhändlers Meißner in Hamburg auf recht sinnige
Weise künstlerisch ausgeschmückt hatte.

8. Schwcrin. Die hiesige Gemäldegalerie hatte in neuerer
Zeit verschiedene Novitäten aufzuweisen; darunter zwei im Ge-
biete der Historienmalerei. Die eine derselben ist ein Altar-
gemälde von Prosessor L. des Eondres in Carlsruhe,
„Christus am Kreuz mit Magdalene" betitelt, welches durch
Einfachheit der Composition und harmouische Farbengebung
seffelt; die andere ist ein im Auftrage des Großherzogs für die
Kirche zu Wustrow von Professor Stever in Düsseldorf ge-
maltes Altarbild und als eine schätzenswerthe Leistung anzuer-
kennen. Als Motiv ist „Christus auf dem Meere" gewählt.
Jm Hintergrunde links sieht man das Schiff mit den Jüngern,
welche mit Wind und Wellen kämpsen. Jesus kommt den
über ihn erschreckenden JUngern entgegen und ruft ihnen zu:
„Seid getrost, ich bin es!" Die ruhig ernste Stimmung in
dem ganzen Gemälde, die schöne Farbenharmonie, die treue
Wiedergabe der Empfindungen in den Gesichtern der beiden
Hauptpersonen find von erhebender Wirkung. Die Wustrower,
welche größtentheils Seeleute sind, werden die Wahl des Mo-
tivs besonders schätzen. Fecner gelangte ein umsangreiches
Genrebild von Frau Pauline Soltau hierselbst zur Ausstel-
lung, welches den Titel führt: „Der erste Unterricht". Dasselbe
stellt eine Nonne (sosnr äe oünribs) vor, welche ein kleines
Mädchen untcrrichtet. Dies Gemälde wurde bereits mehrsach
mit dem beften Ersolge reproducirt. — Der hiesige Künstler-
Verein hat kürzlich die Ausstellung des aus elf Darstellungen
bestehenden Bilderfrieses: „Die Sage von der schönen Melusine"'
von Moritz v. Schwind bewerkstelligt und bei Erhebnng von
5 Sgr. Eintrittsgeld Rechnung gefunden. Für die hiesigen
Kunstsammlungen stnd die vom Hofphotographen I. Albert in
München herausgegebeneu photographischen Vervielfältigungen
des erwähnten Bilder-Cyclus angeschafft und im Kupferstich-
Cabinet znr Ansicht ausgelegt. Von dem Künstlerverein ist
jetzt auch eine permanente Kunstau sstellung arrangirt,
welche Sonntags, Dienstags und Donnerstags gegen ein Ein-
trittsgeld von 5 Sgr. geöffnet ist, und aus dem Sachse'kchen
internatioualen Kunstsalon zu Berlin allmonatlich mit 6—8
neuen Bildern moderner Meister rekrutirt wird, so daß in dem
Zeitraum eines Jahres circa 100 Bilder sortlaufend zur Aus-
stellung gelangen werden. Zur Ansicht kamen in erster Reihel
ein Thierstück („Schafe") von Stelling in Hamburg, „Jn
Neapel", von Ruinart in Düsseldorf, „Vor Metz", von
L>ell in Düsseldorf, „Am Bosporus" von Formis in Mai-
land, „Ein englisches Fischerdorf", von Berningerin Weimar
und „Weidendes Vieh" von Herbst in Weimar. — Die hie-
sige altehrwürdige Domkirche ist jetzt in würdiger Weise durch
geschmackvolle Anlagen eingerahmt nnd bietet in dieser Gestalt
von allen Seiten ein freundliches Bild dar. Die Aussührung
war dem großherzoglichen Gartendirektor Klett übertragen.

R. L. Germanisches Mufeum. Obgleich die pekuniä-
ren Mittel des Germanischen Museums zu Nürnberg in der
letzten Zeit sich erheblich gemehrt haben und in Folge dessen
die kunst- und culturgeschichtlichen Sammlungen desselben
unter der energischen Leitung seines jetzigen Direktors A. Essen-
wein schnell wachsen, haben dieselben bei dem überaus weitschich-
 
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