Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

DOI Artikel:
Ein Denkmal mittelalterlicher Plastik
DOI Artikel:
Wesseln, J. C.: Neue Kupferstiche
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0399

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
787

Ein Denkmal mittelalterlicher Plastik. — Neue Kupserstiche. — Nekrolog.

788

das Grün der Parashtmoose wucherl massenhaft darauf.
Freilich bedarf die ganze Kirchenaulage des Schutzes gegen
das Umsichgreifen der Wirkungen des nassen Elements,
zumal sie als altehrwürdige romanischc Pfeilerbasilika
mit Chorhaupt aus der Uebergangszeit archäologischen
Werth hat. Die nächste Sorge nehmcn aber jedenfalls
dic Botcnlauben - Denkmäler in Anspruch. An einigen
Stellen hat die Verwitterung schou begonnen, die ohne-
dieß dcu schönen graugrünen fränkischen Kalkstein bei
niangelndem Schutz so leicht ergreift. Noch ist Zeit
zur Rettung; durch Versetzung der Bildwerke aus dem
feuchtcn Boden in die um ciuige Stufen erhöhte Chor-
nische wäre wenigstens etwas gclhan. Wir hegcn die
Zuversicht, daß es nur dieses Winkes bedarf, um das
Generalkonscrvatorium für öffentliche.Denkmäler in Mün-
chcn zu veranlassen, der Sache sich anzunehmen. Ein
Gleiches erwarten wir von dem historischen Verein für
Unterfranken, der schon längst die Bergung der zer-
streuten Werke Tilman Riemenschneider's zu ciner
pietätvollen Aufgabe sich gestellt hat und der gewiß nicht
ermangeln wird, die verdiente Werthschätzung auch dem
unbekannten Meister von Frauenrode zu schenken, in
dessen vortrefflicher Meißelschöpfung Kreuzritterthum,
Minnegcsang und bildende Kunst, durchweht vom Hauche
der Geschichte, sich die HLnde reichen. 8.

Aene Kupftrftiche.

Der kreuztragende Christus, nach L. Carracci, gest.
von I. Pojalostine. Verlag von Vallet >L Comp.
in Bremen. (Vor der Schrift 16^/g Thlr. Mit
der Schrift 8^/g Thlr.)

Der kreuztragende Christus von Lodovico Carracci,
eines der besten Stafselei-Bilder des Meisters und der
Eremitage aus der Periode der Eklektiker, war früher
stets als ein Werk des Annibale angesehen. Untcr diescr
Benennung wurde das Bild in der „dulsris Imxsriuis
äs I'LrsmituAs" 1847 von Robillari lithographirt.
Erst Waagen hat das Bild, und zwar mit Recht,
seinem wirklichen Urheber Lodovico vindicirt. Was man
sonst an diesem bolognesischen Meister lobt, edlen
Geschmack mit durchsichtiger Farbe vereint, Wärme und
Tiefe des Gefühls, das findet man auch in dem besprochenen
Bilde in vollem Maaße. Der Ausdruck des Heilandes
ist edel und gleich weit von den zwei Gegensätzen —
einer charakterlosen Süßlichkeit oder eiuer schmerzhaften
Verzerrung — entfernt. Man fühlt aus dem Bilde
den Einfluß des Sebastiano del Piombo heraus, derähnliche
Sujets oft und gern behandelt hat. Der Stich, den
I. Pojalostine — wohl ein jugendlicher russischer Künst-
ler, über dcssen Vorarbeiten wir nichts erfahren konnten
— nach diesem Bilde ausgeführt hat, giebt ein tüchti-
ges Streben kund. Ganz enlsprechend dem Gemälde ist

ein kräftiger Grabstichel zur Anwendung gebracht, dabei
alle Härte vermieden und ohne alle Jagd nach Effekt
ein angenehmer Totaleffekt errungen. Der Künstler zeigt
eine gute Schule, und bei seinen Anlagen wird es ihm
nicht schwer fallen, aus den Schätzen der Eremitage ge-
diegene Kunstwerke auszuwählen, durch deren Reproduk-
tion er seinem Grabstichel neue Ehren erwerben dürfte.

R. Trosffin hat soeben ein Grabstichelblatt vollen-
det, welches sich würdig seinen früheren Arbeiten anreiht.
Es hat die Unterschrift: „Morgengruß" und ist nach
einem Gemälde von Carl Becker gestochen. Ein Mäd-
chen, aus desseu Augen der frische Lebensmorgen hervor-
leuchtet, hat soeben das Fenster geösfnet; die klaren Son-
nenstrahlen umspielen die nette Gestalt und man weiß
nicht, wer hier den Morgengruß bringt, die Sonnc dem
in naiver Unschuld lächelnden Mädchen, oder dieses dem
Tagesgestirn, das auf den Wogen eines frischen Morgen-
windes die Wangen desselben küßt. Die anziehende,
poetisch empfundene Komposition ist durch den Grab-
stichel meisterhaft wiedergegeben und das Blatt dürfte
bald ein Liebling der Sammler und eine Zierde der
Salons werden. I. (K. Wcsscly.

u e k r ü I o g e.

u. Jlllius Baperle, Bildhauer in Düsseldorf,
starb daselbst nach jahrelangem Leiden am 8. August.
Er war 1826 in Düsseldors geboren, besuchte die dor-
tige Akademie und ging später zu seiner weitern Aus-
bildung nach Löwen in Belgien, wo er im Atelier des
Professors Geertz arbeitete. Zurückgekehrt, errichtete er
1849 unter Leitung Wilh. von Schadow's das erste
Atclier für Skulplur an der Düsselvorfer Akademie, be-
suchte aber noch fast alle für die Plastik bedeulsamen
Städte Süd- und Norddcutschlanvs und Ztaliens Von
seinen Werken, welche in der ersten Zeit hauptsäch-
lich der christlichen Skulptur, später aber auch der
Allegoric, der historischen Kunst und dem Portrait an-
gehörten, 'sind zunächst viele Statuen für Rheinische Kir-
chen zu nennen, ausgeführt im Auftrage des Kunstver-
eins für die Nheinlande uud Westfalen; ferner sieben
Statuen für das Rathhaus in Wesel, das kolossale
Staudbild des h. Suitbertus für Elberfeld (1858), das
Standbild des Generals von Seidlitz für dessen Geburts-
stadt Calcar (1861), das Denkmal der Königin Stepha-
nie von Portugal, geborene Prinzessin von Hohenzollern,
im botauischen Garten zu Düsselbors, wo dieselbe stets
so gern geweilt (1860), das Standbild des Churfürsten
Johann Sigismund von Brandenburg für die Stadt
Cleve (1862), Madonnen für die Burg Hohenzollern
uud das Schloß in Sigmaringen, ein großes Marmor-
Relief „Christus und die Apostel", welches die Stadt
Crefeld zuni Andenken an die reichen Vermächtnisse des
Hertn Cornclius de Greif anfertigen ließ, sowie ver-
schiedene Marmvr-Büstcn, Statuen und Reliefs für
Grabdcnkmäler der reicheu Jndustriellen in Rhcinland,
Westfalen und Baden, vornehmlich in Esscn, Mül-
heim und Ruhrort. Jn den Jahreu 1866—70 ent-
 
Annotationen