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Voin Christmarkt.
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Orientirung eine geologische Übersichtskarte, ein Situa-
tionsplan und die von Bohn rekonstruirte Ansicht
Olympia's mit dem Zeustempel im Vorder- und dem
Kronoshügel im Hintergrunde. Zwei nach Photo-
graphien — allerdings nicht sehr glücklich — in Holz-
schnitt ausgeführte Ansichten des aktuellen Zustandes
der Altis vervollständigen das reichlich gebotene An-
schauungsmaterial.
Da wir einmal das kultur- und kunsthistorische
Gebiet gestreift haben, wollen wir an dieser Stelle im
Vorbeigehen der jüngsten Publikationen aus dem Ver-
lage von Georg Hirth in München gedenken, dessen
Thätigkeit vorzugsweise darauf gerichtet ist, die Kunst-
bücher und Kunstblätter des 16. Jahrhunderts mit
Hilfe der Phototypie in sacsimilirten Ausgaben zu
erneuern und Künstlern, Kunsthandwerkern und allen,
die an der Kulturgeschichte ein Jnteresse nehmen, um
billiges Geld zugänglich zu machen. Die Grundlage
dieser llnternehmungen bildet der seit einer Reihe von
Jahren in Monatsheften erscheinende „Formenschatz".
Eine Auswahl aus den darin publizirten Blättern hat
Hirth nun mit einer großen Anzahl anderer Dar-
stellungen zu einem Kulturgeschichtlichen Bilder-
buch aus drei Jahrhunderten znsammengestellt,
bez. zusammenzustellen sich vorgenommcu. Der erste,
das 16. Jahrhundert betreffende Band liegt uns in
zwölf Hesten vor, deren jedes 30—40 Quartseiten um-
faßt. Jede Seite ist je nach der Größe der Originale
mit einer oder mehreren Abbildungen gesüllt; indes ist
in der Folge der Bilder ein systematischer Zusammen-
hang nicht streng beobachtet, so daß wir bald auf diese,
bald auf jene Seite des Kulturlebens hingewiesen
werden. Mehr Bedacht ist auf Mannigsaltigkeit und
Abwechselung genommen, so daß neben Dürer, Holbein,
Cranach, Burgkmair auch verschiedene der sogen. Klein-
meister in Kontribution gesetzt sind. Die zwölf
Seiten, welche das Vorwort und die Einleitung ein-
nehmen, sind von den Randzeichnungen Dürers zu
Kaiser Maximilians Gebetbnch in rotem Druck einge-
rahmt und bilden somit eine würdige Einführung in
die sich hinter derselben öffnende Kunst- nnd Rari-
tätenkammer.
Ein verwandtes Unternehmen desselben Verlages
betitelt sich: Liebhaberbibliothck alter Jllustra-
toren in Facsimile-Reproduktionen und er-
scheint in Oktavbändeu, dcren bis jctzt fiinf vorliegen,
nämlich von Äost Amman das Frauentrachten-
buch, das Kartenspielbuch und das Wappen- und
Stammbuch, von Virgil Solis das Wappen-
büchlein und von Tobias Stimmer die Bibel in
Bildern. Wenn die Gemeinde der „Liebhaber" auch
in Deutschland von Jahr zu Jahr neuen Anhang findet,
so ist diescr Fortschritt ini Rückschreiteu nicht zum ge-
ringen Teile deu Anregungen zu danken, welche durch
diese von München ausgehende „Wiederbelebung des
Altertums" gegeben wurde.
Wie Georg Hirth, so hat Friedrich Bruckmanu
in anderer Weise dafür gesorgt, daß MLnchen alsKunst-
verlagsort in dem letzten Jahrzehnt immer mehr an
Bedeutnng gewonnen hat und allgemach mit Stutt-
gart in Konkurrenz treten kann, wenn es auch hinter
der Rivalin am Nesenbach in bezug auf typographische
Leistungsfähigkeit noch weit zurücksteht. *) Die genannte
Verlagshandlung hat heuer eine ganze Reihe von
Weihnachtsbüchern in prächtiger Ausstattung auf den
Markt gebracht. Das nmfänglichste darunter ist eine
Hoch-Ouartausgabe der Jlias in der VossischenÜber-
setzung mit zwölf durch Lichtdruck vervielfältigten Kohle-
zeichnungen von Friedrich Preller d. j. Die Jlias
bietet für den Landschafter keinen so günstigen Stoff
wie die Odyfsee mit ihrer Wandeldekoration; es sind
deshalb die neben den Hauptaktionen liegenden Epi-
soden, z. B. der von Odysseus ausgeführte Raub der
Rosse des Rhesos, oder nebensächliche Umstände, wie
das Herabsteigen des Erderschütterers Poseidon — der
übrigens, nebenbei bemerkt, keine sehr glückliche Figur
macht und nichts Erschütterndes an sich hat — von den
Höhen von Samothrake herbeigezogen worden, um einen
Wechsel des Schauplatzes herbeizuführen. Jst es nun auch
keine eigentliche Jllustration der Jlias, was die Bilder
Prellers bieten, so erfreuen sie doch als prächtige
Stimmungsbilder, in denen sich gleichsam der Anteil in
der Natur an dem Götter nnd Menschen bewegenden
Kriegsspiele kund giebt. Jn der Auffassung der Natur als
Schauplatz der Heldensage folgt der Künstler mit Glück
dem von seinem berühmten Vater gegebeneu Vorbilde.
Um nun die Lücken in der Folge der Prellerschen Bilder
zu füllen, hat der Berleger die einst vielbewunderten
Umrißzeichnungen von Flaxman herbeigezogen und zu
Kopfstücken über den Ansüngen der Gesänge verwendet,
ein Notbehelf, den man sich in anbetracht der in Druck,
Papier und Einband mit der Odyssee-Ausgabe des
Dürrschen Verlages wetteifernden Ausstattung ohne
Murren gesallen lassen wird, zumal da der Ton der
Übersetzung für das heute lebende Geschlecht fast ebeuso
viel Befremdliches hat wie die steif-englische Grazie
') Ein glänzendes Zeugnis fiir die illustrirende Verlags-
thätigkeit der Metropole des süddeutschen Buchhandels liefert
der von einer Anzahl Stuttgarter Verlagsfirmen herausge-
gebene Weihnachtsanzeigerunter dem Titel: Festgaben aus
dem Stuttgarter Verlag, ein stattlicher Band in Groß-
Quart mit Jllustrationsproben in jeder Art von Verviel-
fältigung: Holzschnitt, Stahlstich, Farbendruck rc. Der im
Sinne der deutschen Renaissance ornamentirte Umschlag ist
nach Art französischer Lurusausgaben auf eiuen pergament-
artigen Stoff gedruckt.
Voin Christmarkt.
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Orientirung eine geologische Übersichtskarte, ein Situa-
tionsplan und die von Bohn rekonstruirte Ansicht
Olympia's mit dem Zeustempel im Vorder- und dem
Kronoshügel im Hintergrunde. Zwei nach Photo-
graphien — allerdings nicht sehr glücklich — in Holz-
schnitt ausgeführte Ansichten des aktuellen Zustandes
der Altis vervollständigen das reichlich gebotene An-
schauungsmaterial.
Da wir einmal das kultur- und kunsthistorische
Gebiet gestreift haben, wollen wir an dieser Stelle im
Vorbeigehen der jüngsten Publikationen aus dem Ver-
lage von Georg Hirth in München gedenken, dessen
Thätigkeit vorzugsweise darauf gerichtet ist, die Kunst-
bücher und Kunstblätter des 16. Jahrhunderts mit
Hilfe der Phototypie in sacsimilirten Ausgaben zu
erneuern und Künstlern, Kunsthandwerkern und allen,
die an der Kulturgeschichte ein Jnteresse nehmen, um
billiges Geld zugänglich zu machen. Die Grundlage
dieser llnternehmungen bildet der seit einer Reihe von
Jahren in Monatsheften erscheinende „Formenschatz".
Eine Auswahl aus den darin publizirten Blättern hat
Hirth nun mit einer großen Anzahl anderer Dar-
stellungen zu einem Kulturgeschichtlichen Bilder-
buch aus drei Jahrhunderten znsammengestellt,
bez. zusammenzustellen sich vorgenommcu. Der erste,
das 16. Jahrhundert betreffende Band liegt uns in
zwölf Hesten vor, deren jedes 30—40 Quartseiten um-
faßt. Jede Seite ist je nach der Größe der Originale
mit einer oder mehreren Abbildungen gesüllt; indes ist
in der Folge der Bilder ein systematischer Zusammen-
hang nicht streng beobachtet, so daß wir bald auf diese,
bald auf jene Seite des Kulturlebens hingewiesen
werden. Mehr Bedacht ist auf Mannigsaltigkeit und
Abwechselung genommen, so daß neben Dürer, Holbein,
Cranach, Burgkmair auch verschiedene der sogen. Klein-
meister in Kontribution gesetzt sind. Die zwölf
Seiten, welche das Vorwort und die Einleitung ein-
nehmen, sind von den Randzeichnungen Dürers zu
Kaiser Maximilians Gebetbnch in rotem Druck einge-
rahmt und bilden somit eine würdige Einführung in
die sich hinter derselben öffnende Kunst- nnd Rari-
tätenkammer.
Ein verwandtes Unternehmen desselben Verlages
betitelt sich: Liebhaberbibliothck alter Jllustra-
toren in Facsimile-Reproduktionen und er-
scheint in Oktavbändeu, dcren bis jctzt fiinf vorliegen,
nämlich von Äost Amman das Frauentrachten-
buch, das Kartenspielbuch und das Wappen- und
Stammbuch, von Virgil Solis das Wappen-
büchlein und von Tobias Stimmer die Bibel in
Bildern. Wenn die Gemeinde der „Liebhaber" auch
in Deutschland von Jahr zu Jahr neuen Anhang findet,
so ist diescr Fortschritt ini Rückschreiteu nicht zum ge-
ringen Teile deu Anregungen zu danken, welche durch
diese von München ausgehende „Wiederbelebung des
Altertums" gegeben wurde.
Wie Georg Hirth, so hat Friedrich Bruckmanu
in anderer Weise dafür gesorgt, daß MLnchen alsKunst-
verlagsort in dem letzten Jahrzehnt immer mehr an
Bedeutnng gewonnen hat und allgemach mit Stutt-
gart in Konkurrenz treten kann, wenn es auch hinter
der Rivalin am Nesenbach in bezug auf typographische
Leistungsfähigkeit noch weit zurücksteht. *) Die genannte
Verlagshandlung hat heuer eine ganze Reihe von
Weihnachtsbüchern in prächtiger Ausstattung auf den
Markt gebracht. Das nmfänglichste darunter ist eine
Hoch-Ouartausgabe der Jlias in der VossischenÜber-
setzung mit zwölf durch Lichtdruck vervielfältigten Kohle-
zeichnungen von Friedrich Preller d. j. Die Jlias
bietet für den Landschafter keinen so günstigen Stoff
wie die Odyfsee mit ihrer Wandeldekoration; es sind
deshalb die neben den Hauptaktionen liegenden Epi-
soden, z. B. der von Odysseus ausgeführte Raub der
Rosse des Rhesos, oder nebensächliche Umstände, wie
das Herabsteigen des Erderschütterers Poseidon — der
übrigens, nebenbei bemerkt, keine sehr glückliche Figur
macht und nichts Erschütterndes an sich hat — von den
Höhen von Samothrake herbeigezogen worden, um einen
Wechsel des Schauplatzes herbeizuführen. Jst es nun auch
keine eigentliche Jllustration der Jlias, was die Bilder
Prellers bieten, so erfreuen sie doch als prächtige
Stimmungsbilder, in denen sich gleichsam der Anteil in
der Natur an dem Götter nnd Menschen bewegenden
Kriegsspiele kund giebt. Jn der Auffassung der Natur als
Schauplatz der Heldensage folgt der Künstler mit Glück
dem von seinem berühmten Vater gegebeneu Vorbilde.
Um nun die Lücken in der Folge der Prellerschen Bilder
zu füllen, hat der Berleger die einst vielbewunderten
Umrißzeichnungen von Flaxman herbeigezogen und zu
Kopfstücken über den Ansüngen der Gesänge verwendet,
ein Notbehelf, den man sich in anbetracht der in Druck,
Papier und Einband mit der Odyssee-Ausgabe des
Dürrschen Verlages wetteifernden Ausstattung ohne
Murren gesallen lassen wird, zumal da der Ton der
Übersetzung für das heute lebende Geschlecht fast ebeuso
viel Befremdliches hat wie die steif-englische Grazie
') Ein glänzendes Zeugnis fiir die illustrirende Verlags-
thätigkeit der Metropole des süddeutschen Buchhandels liefert
der von einer Anzahl Stuttgarter Verlagsfirmen herausge-
gebene Weihnachtsanzeigerunter dem Titel: Festgaben aus
dem Stuttgarter Verlag, ein stattlicher Band in Groß-
Quart mit Jllustrationsproben in jeder Art von Verviel-
fältigung: Holzschnitt, Stahlstich, Farbendruck rc. Der im
Sinne der deutschen Renaissance ornamentirte Umschlag ist
nach Art französischer Lurusausgaben auf eiuen pergament-
artigen Stoff gedruckt.