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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 18.1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.5806#0274

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Nekrologe.

544

5 u;

machten. Notwendig und unvermeidlich, wie jene Um-
gestaltung war, hat sie doch iin Lande selbst das
Jnteresse für die alten Denkmäler nicht abschwächen
könneu, und die preußische Regierung ist beeifert ge-
wesen, durch Förderung und Herausgabe einer Jnven-
tarisation der Dcnkmäler, für welche Dehn-Rvtfelser
sich mit dem zu früh verstorbenen Lotz verbunden hatte,
eine Grundlage für weitere Studien zu schaffen. Die
vorliegende Monographie reiht sich in jeder Hinsicht
würdig dem ersten Bande der hessischen Baudenkmäler
an, und man darf dem Verein sür hessische Geschichte
für diese neue Gabe dankbar sein und zu weiterem
Fortschreiten auf dieser Bahn das Beste wünschen.

W. Aibke.

tinkri-n.r, 4<4>itle, 1,88 8Kli888 monolitli88 (ls ln ville Ü8

Ualiböla (A.b)>88inie). ?ari8, Vvo. L.. Llorol et 6io.

1882. 14 S. Text und 15 Taff. 4».

» Das Werk enthält die Beschreibung und Abbildung
einer interessanten Gruppe von christlichen Kirchen höchst
priinitiven Stiles, welche nach Art der indischen Grotten-
bauten von Ellora, Ajunta u. s. w. aus dem lebendigen
Felsen herausgeineitzelt sind. Lalibela ist der Hauptort der
abefsinischen Provinz Lasta. Nach den Auseinandersetzungen
Raffray's gehören die Kirchen der frühmittelalterlichen Zeit an.

3.— DerAkadcmischcArchitektcnverein dertechnischenHoch-
schule zu Miinchen veröffentlicht eine Sammlung von auto-
graphirten Entwürfen und Aufnahmen, die bis zur zweiten
Lieferung gediehen ist. (Jn Kommission bei Buchholz L
Werner in München.) Die erste Lieferung enthält korrekte
Aufnahmen der bisher nur mangelhaft reproduzirten Kirchs
S. Giorgio in Braida zu Verona. Heft II bringt eine
perspektivische Rekonstruktion des abgetragenen Palastes Sauli
zu Genua und drei Entwürfe, Früchts der Komponirübungen
unter Leitung von Prof. Thiersch. Heft III wird Aufnahmen
des sogen. Hirschvogelsaales in Nürnberg enthalten (mit
Details) u. s. w. Die Publikation ist eine periodische und
wird jährlich sechs Hefte in Grotzfolio umfassen.

Nekrologe.

Edouarv Manct, der Gründer der „Jmpressiviiiste»-
schule" und — ehe er in den letzten Jahren sich von ihren
stets zunehmenden Extravaganzen halb und halb los-
gesagt hatte — auch ihr anerkanntes Haupt, ist am
30. April zu Paris langwierigem Siechtum, das noch
in den letzten Tagen vor seinem Tode die Amputirung
eines Beines nötig gemacht hatte, erlegen. Geboren
zu Paris im Jahre 1833 hatte er auf Wunsch seiner
Eltern die Laufbahn eines Seemanns ergriffen und stch
mit 17 Jahrcn auf einem Segelschiff nach Brasilien ein-
geschifft. Bei seiner Rückkehr konnte er dem Drange
znr Kunst, der ihn seit frllher Jugend erfüllte, nicht
länger widerstehen und begann — sonderbar genug —
seine klinstlerische Erziehung damit, daß er zuerst Jtalien,
dann Holland bereiste und sich von den Meisterwerken
an Ort und Stelle inspiriren ließ. Nach Paris zurllck-
gekehrt, trat er in das Atelier Couture's ein und wid-
mete sich dort sechs Jahre hindurch ernstem Studium.
Sodann bereiste er Spanien und stellte nach seiner
RUckkunft als Frucht seines Enthusiasmus für die
Mcister jenes Landes, insbesondere Belazquez und Goya,
seinen „Knaben mit dem Degen" aus (1860), ein
Bildnis, das irgend einem der Familiengemälde des
Velazquez cntnoinmen schien, so sehr hatte er sich niit

der Malweise des Meisters vertraut gemacht. Übrigens
zeigte dies Werk nvch nichts von der neuen Richtung
des „Jmpressionalismus". Diese schlug Manet erst
1863 mit seinem Luverir ä'ubsintlie und dem
vöjorinor srir l'üorbo ein, die — vielleicht weil sie
vom Salon zurückgewiesen worden waren und nun
mit den Werken anderer Gesinnungsgenossen in dei»
sogenannten 8uion äes rslusös sigurirten — die Ans-
merksamkeit des Publiknnis in übertriebeneni Maße
wachriefen und Manet zum Haupt der neuen Schule
stempelten. Auch in den folgenden Jahren hatten seine
Bilder: „Christus und Lie Engel", ein „Stierkampf",
„Christi Verspvttung" und „Olympia", ein nackter
weiblicher Akt, dasselbe Schicksal, und so entschloß sich
der Künstler, seine Werke während der Weltausstellung
Vvn 1867 in einer besonderen Ausstellung vereint vor-
zuführen. Er erreichte seinen Zweck, insofern das
Publikum und die Kritik sich eingehend damit be-
schäftigten und ihn zumeist schonungslvs verurteilten, wie
denn Manet zeillebens sich von der letzteren verfolgt
wähnte und mit der Anerkennung seines Strebens nur
bei wenigen durchzudringen vermochte. Seit jener Aus-
stellung waren ihm dagegen die Salons geöffnet, wo
er nun in den nächsteu Jahren ein Porträt Zola's,
seines Kanipsgenosien auf litterarischem Gebiet (1868),
l>6 Lg.ioon (1869), I-u I>syou äo inusigus (1870),
Ron Rooü (1873), einen biertrinkenden Handwerker,
„der in seiner vierschrötigen Behäbigkeit, Stoff- uud
Rauchkrautgemütlichkeit in Wahrheit das Urbild eines
solchen darsteüt" und die übrigen Leistungen Manets
weitaus übertrifft, das Bildnis des Sängers Faure
als Hnmlet (1877), seines Gönners, der ihm seine
Hauptwerke regelmäßig abnahm, ferner das Antouin
Prousts (1880), 6i>82 I-allluiio (1880) und lln
llgr aux l'oiios KorAöro (1882), eine Scene aus
einem Frauenbierhause, ausstellte. Manet führte auch
die Radirnadel; von seinen einschlägigenArbeiten, welche
die Malweise der Originale mit großem Geschick wieder-
geben, nennen wir Tizians Madonna mit dem Kanin-
chen, Tintoretto's Selbstbildnis und Belazguez' Uos
polits ouvgiisrs, alle drei aus dem Louvrej ins-
besvndere das letztc ist durch scharfe Auffassung und geist-
reiche Charakterisirung der Eigenart des Meistcrs her-
vorragend. An Anerkennung und äußeren Erfolgen
blieb Manets Leben arm. Jm Salon des Jahres
1881 hatte ihn die Jury in der offenbaren Absicht,
um ihn für die Zukunft llors oousours zu stellen,
mit einer Medaille zweiter Ktasie abgefunden und sein
ehemaliger Genosie aus dem Atelier Couture, Autonin
Proust, während seines kurzen Kunstministeriiims die
Ehrenlegion für ihn erwirkt. 6. v. lll

l. L. Ciniselli ff. Am 12. Mai starb in Rom der loin-
bardische Bildhauer Giovanni Ciniselli. Blutarm nach der
ewigen Stadt gekommen, arbeitete er lange Jahre für andere
Künstler, bis er sich endlich selbst Bahn brach. Trotzdein sein
Entwurf für das grotze Mazzinidenkmal in Genua jsnem
Costa's mindestens ebenbürtig zur Seite stand, erhielt er den
Auftrag nicht, was den fleitzigen, begabten Künstler tief
kränkte. Auf der großsn Pariser Ausstellung erlangte'seine
Statue „Susanna" großen Erfolg. Sein bedeutendstes Werk
ist das Kolossaldenkmal für den portugiesischen General
Bandiera. Trotz einer großen Anzahl von Bewerbern errang
er in Liffabon den Preis. Seit zwei Jahren nahm diese
große Arbeit seine ganze Zeit in Anspruch. Vor einigen
Wochen vollendete er das Werk, welches ihm eine aussichts-
 
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