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Nekrologe — Kunsthistorisches.
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denn uns ist bekannt, daß der Verfasser des holländischen
Peintre-Graveur ein reiches Material in den verschiedensten
öffentlichen Sammlungen zusammengetragen hat. Jan van
de Velde ist ein vielseitig thätiger Künstler: er arbeitet Nach
eigenen und fremden Erfindungen, er ist im Porträt ebenso
vorzüglich, wie imGenre und in derLandschast. SeinePorträt-
stücke machte er nach Bildern von Fr. Hals, I. van Campen,
P. Soutman, und a. m.; sonstige figürliche Darstellungen sind
nach Buytenwech oder P. Molyn ausgeführt; die Landschaf-
ten sind fast durchgängig von ihm selbst nach der Natur auf-
genommen. Jn derDarstellungsweise besitzt er eine angenehme
Abwechselung; bei den Bildnissen wendet er eine feine, feste
Behandlungsweise an und erinnert damit an seinen Lehrer,
bei den Genredarstellungen kehrt oft die Manier seines Zeit-
genossen, des Grafen Goudt, wieder, und er verstand es vor-
trefflich, wie sein Vorbild, die brillantesten Lichteffekte auf
die Platte hinzuzaubern. Jn der Landschaft hat er eine
Kunstweise, die in origineller Art eine feste Zeichnung mit
frsier Behandlung verbindet — Wir freuen uns, daß der
Meister in seinem Schaffen eine so musterhafte Würdigung
gefunden hat, und wünschen, datz auch die beiden Savery,
C. I. Visscher, Boetius Bolswert und andere Künstler dieser
Richtung bald nachfolgen möchten. Auf eine würdige Ausstat-
tung des Werkes hat die bekannte Verlegerfirma Fr. Muller
(Scheltema) das Möglichste verwendet. 4. L.
« I»> . Z. P. Richters Ausgabe der litterarischen Werke
Lionardo's ist soeben in zwei prachtvoll ausgestatteten Quart-
bänden bei Sampson Low <L Co. in London unter dem
Titel: Rirs litsiarx vortz8 ok I<sonarcio cis, Vinvi, eoiupiisä
anci säitsci kroin tiis oriAinai inannZorixts erschienen. Unter
der Bezeichnung I-itsrarz- vorirs satzt der Herausgeber sämt-
liche Aufzeichnungen Lionardo's zusammen, welche, obschon
in der ganzen Behandlung der mannigfachen Themen über-
wiegend wiffenschaftlich, doch auch für weiters Kreise von
Jnteresse sein dürften. Ausgeschlossen blieben dagegen die-
jenigen Untersuchungen, welche in ihrer rein abstrakten Be-
handlungswsise nur von Spezialisten auf den Gebieten der
Mechanik, Mathematik und Physik verstanden und gewürdigt
werden können. Der erste Band beschäftigt sich ausschließ-
lich mit den auf dis Malerei bezüglichen Texten. Es sind
deren hier U>5 aus den verschiedensten Handschriften zu-
sammengestellt. Der allgemeinen Einleitung folgen die Lehr-
sätze über Linearperspektive, Optik, Farbenlehre, Proportions-
lehre und Bewegungen des menschlichen Körpers, Malerbotanik
und Elemente der Landschaftsmalerei. Unter diesen Über-
schristen mit verschiedenen Unterabteilungen ist das System
der Theorie der Malerei zusammengefatzt. Den zweiten
Hauptteil des ersten Bandes begreifen die praktischen Rat-
schläge in Bezug auf Zeichen- und Malunterricht, merkwürdige
Fingerzeige über die Konstruktion des Ateliers, und zwar
insbesondere des Fensters, Anweisungsn für die Behandlung
von Licht und Schatten, Regeln für die Porträtmalerei, für
die Darstellung ganzer Figuren, dann Entwürfe für Kompo-
sitionen, sowie Noten über Zubereitung der Farben, Öle und
Firnisse, endlich eine Sammlung besonders interessanter Texte
mit der Überschrift: Philosophie und Geschichte der Malerei.
Den Schluß des ersten Bandes bilden die Aufzeichnungen
Lionardo's über seine eigenen Gemälde. Zwar vermissen
wir hier unter den Taselbildern das Portrüt der Mona Lisa,
dessen in den Handschriften keine Erwähnung geschieht, aber
um so umsangreicher ist das auf das Wandgemälde des
Abendmahles und auf den Karton der Reiterschlacht bezüg-
liche Material. Dasselbe gilt von den vorbereitenden Studisn
für das Reiterstandbild des Francesco Sforza, mit welchen
der zweite Band beginnt. Lionardo's Architekturstudien, deren
Klassifizirung und Erläuterung auf das eingehendste und sorg-
sältigste von einem Fachmann, Baron Heinrich vonGey-
müller, ausgeführt ist, lassen darüber wohl kaum einen
Zweifel übrig, datz der Florentiner auf diesem Gebiet einer
bisher kaum geahnten umfangreichen Thätigkeit solchen Bau-
meistern von Fach, wie z. B. Bramante es war, als eben-
bürtig an dis Seite gestellt werden darf. Richter giebt in
den folgenden Abschnitten des zweiten Bandes Texte über
Anatomie, Astronomie und Geographie, die philosophischen
Schriften, denen sich humoristische Aufzeichnungen anschließen,
sowie die Briefe, unter denen die auf den Orient bezüglichen
wohl das größte Aufsehen erregen dürften, endlich vermischte
Aufzeichnungen. Jmmer sind Originaltext und englische
Übersetzung in Gegenüberstellung gedruckt, da aber der Ori-
ginaltext in den Handschriften vielfach einer Emendation im
Jnteresse allgemeiner Verständlichkeit bedurfte, so ist dsn
rszipirten Lesarten am Fuh jeder Seite ein kritischer Apparat
in Anmerkungen beigegeben. Etwa 220 Originalhandzeich-
nungen finden sich auf I22Tafeln in Heliogravüren facsimilirt.
Die Ausführung derselben durch P. Dujardin in Paris gehört
zu dem besten, was in dieser Art bis jetzt erreicht worden
ist. Den Schlutz bilden Tabellsn und eine Geschichte der
Handschriften, über deren Gesamtinhalt mit Beziehung auf
Richters methodische Klassifizirung eine ausgearbeitete Biblio-
graphie Rechenschaft ablegt. - Das Werk darf als sllr die
Lionardoforschung epochemachend bezeichnet werden. Die
,Aoa<isinz-" sagt mit vollem Recht, daß vr. Richter dadurch
seinen Namen für alle Zeiten mit dem des großen italieni-
schen Meisters verknüpft hat.
Nekrologe.
D Der Geschichts- und Genremaler Profeffor Eduard
Daegc ist am 7. Juni im 79. Lebensjahre gestorben. Er
war ein Schüler Wachs und hatte sich während der dreißiger
Jahre sowohl durch ideale Kompositionen („Erfindung der
Malerei", Berliner Nationalgalerie) als auch durch Genre-
bilder („Einkleidung einer Nonne"; „Meßner mit dem Aller-
heiligsten durch einen Bach schreitend", Berl. Nationalgalerie)
bekannt gemacht. Seit 1888 Lehrer und seit 1840 Professor
der Akademie, lebte er fast ausschließlich seiner Lehrthätig-
keit. Seit 1861 führte er die Direktorialgeschäfte der Kunst-
akademie bis zu der im Jahre 1875 erfolgten Reorqanisation
dieses Jnstituts.
Aunsthistorisches.
Aus Metz wird über eine interessante Entdeckung
des Dombaumeisters Tornow berichtet. Die dortige Kathe-
drale bewahrte seit dem Mittelalter eine Reiterstatuette
Karls des Großen, welche in den Stürmen dsr Revolution
abhanden kam, später aber im Besitze des bekannten sranzösi-
schen Archäologen Lenoir wieder auftauchte, von dessen Erben
fie 1867 durch die Stadt Paris angekauit und jüngst, bei
der Bildung des Musse Cärnavalet, das bekanntlich alles auf
Geschichte und Kunst der Stadt Paris bezügliche Material in
sich vereinigt, diesem überwiesen wurde. Es gelang nun
Dombaumeister Tornow, aus alten Schatzverzeichnissen und
sonstigen hrstorischen Dokumenten den Beweis herzustellen,
daß dies Reiterstandbild eben das früher im Besitz der Metzer
Kathedrale gewesene ist, welches jährlich am Todestage Karls
des Großen auf einem Marmortische, von vier Leuchtern um-
geben, öffentlich ausgestellt wurde. Durch einen glücklichen
Zufall wurde auch vor einiger Zeit auf dem Türmchen in
Ler Ecke des Südarmes des Querschiffes, im Volksmunde heut
noch tour 6iig.ris8-LaAL6 geheißen, ein alter Marmortisch -
entdeckt. Die Reste von Buchstaben, die dem Namen des
Kaisers anzugehören scheinen, die Vertiefungen für die
Statuette und dre Leuchter, ließen keinen Zweifel, daß dies
der Tisch sein müsse, auf dem das Standbild ehemals aus-
gestellt worden war. Da keine Aussicht vorhanden ist,
das Original des letzteren von Paris zurückzuerhalten, ließ
der Statthalter v. Manteuffel durch Barbedienne eine Kopie
davon in Bronze aussühren, die dem Originale täuschend
ähnlich sein und nunmehr dessen ursprüngliche Stelle ein-
nehmen soll.
i?z-. Aus Athen. Bei den Ausgrabungen, welche die
griechische archäologische Gesellschaft auf der Akropolis vor-
nehmen läßt, wurdenjüngst nächst der Ostfassade des Parthenon
wieder wertvolle Skulpturen aus der ersten Hälfte des 5. Jahr-
hunderts aufgefunden. Jnsbesondere das Basrelief eines
Kriegers zu Pferde, eine Sphinx und der Torso einer Kolossal-
büste der Pallas erregen die Aufmerksamkeit der Archäologen.
Alle diese Kunstwerke jedoch übertrifft an Schönheit eine weib-
liche Statue in halber natürlicher Größe, von der leider bis-
her nur der Oberkörper aufgefunden wurde, deren Kopf aber
durch besondere Feinheit der Züge und übsraus edlen Aus-
druck hervorragt. Die Erhaltung des aufgefundenen Bruch-
stückes läßt nichts zu wünschen übrig. Ob die Statue eine
Aphrodite, eine Pallas oder Artemis vorstellt, darüber hat
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denn uns ist bekannt, daß der Verfasser des holländischen
Peintre-Graveur ein reiches Material in den verschiedensten
öffentlichen Sammlungen zusammengetragen hat. Jan van
de Velde ist ein vielseitig thätiger Künstler: er arbeitet Nach
eigenen und fremden Erfindungen, er ist im Porträt ebenso
vorzüglich, wie imGenre und in derLandschast. SeinePorträt-
stücke machte er nach Bildern von Fr. Hals, I. van Campen,
P. Soutman, und a. m.; sonstige figürliche Darstellungen sind
nach Buytenwech oder P. Molyn ausgeführt; die Landschaf-
ten sind fast durchgängig von ihm selbst nach der Natur auf-
genommen. Jn derDarstellungsweise besitzt er eine angenehme
Abwechselung; bei den Bildnissen wendet er eine feine, feste
Behandlungsweise an und erinnert damit an seinen Lehrer,
bei den Genredarstellungen kehrt oft die Manier seines Zeit-
genossen, des Grafen Goudt, wieder, und er verstand es vor-
trefflich, wie sein Vorbild, die brillantesten Lichteffekte auf
die Platte hinzuzaubern. Jn der Landschaft hat er eine
Kunstweise, die in origineller Art eine feste Zeichnung mit
frsier Behandlung verbindet — Wir freuen uns, daß der
Meister in seinem Schaffen eine so musterhafte Würdigung
gefunden hat, und wünschen, datz auch die beiden Savery,
C. I. Visscher, Boetius Bolswert und andere Künstler dieser
Richtung bald nachfolgen möchten. Auf eine würdige Ausstat-
tung des Werkes hat die bekannte Verlegerfirma Fr. Muller
(Scheltema) das Möglichste verwendet. 4. L.
« I»> . Z. P. Richters Ausgabe der litterarischen Werke
Lionardo's ist soeben in zwei prachtvoll ausgestatteten Quart-
bänden bei Sampson Low <L Co. in London unter dem
Titel: Rirs litsiarx vortz8 ok I<sonarcio cis, Vinvi, eoiupiisä
anci säitsci kroin tiis oriAinai inannZorixts erschienen. Unter
der Bezeichnung I-itsrarz- vorirs satzt der Herausgeber sämt-
liche Aufzeichnungen Lionardo's zusammen, welche, obschon
in der ganzen Behandlung der mannigfachen Themen über-
wiegend wiffenschaftlich, doch auch für weiters Kreise von
Jnteresse sein dürften. Ausgeschlossen blieben dagegen die-
jenigen Untersuchungen, welche in ihrer rein abstrakten Be-
handlungswsise nur von Spezialisten auf den Gebieten der
Mechanik, Mathematik und Physik verstanden und gewürdigt
werden können. Der erste Band beschäftigt sich ausschließ-
lich mit den auf dis Malerei bezüglichen Texten. Es sind
deren hier U>5 aus den verschiedensten Handschriften zu-
sammengestellt. Der allgemeinen Einleitung folgen die Lehr-
sätze über Linearperspektive, Optik, Farbenlehre, Proportions-
lehre und Bewegungen des menschlichen Körpers, Malerbotanik
und Elemente der Landschaftsmalerei. Unter diesen Über-
schristen mit verschiedenen Unterabteilungen ist das System
der Theorie der Malerei zusammengefatzt. Den zweiten
Hauptteil des ersten Bandes begreifen die praktischen Rat-
schläge in Bezug auf Zeichen- und Malunterricht, merkwürdige
Fingerzeige über die Konstruktion des Ateliers, und zwar
insbesondere des Fensters, Anweisungsn für die Behandlung
von Licht und Schatten, Regeln für die Porträtmalerei, für
die Darstellung ganzer Figuren, dann Entwürfe für Kompo-
sitionen, sowie Noten über Zubereitung der Farben, Öle und
Firnisse, endlich eine Sammlung besonders interessanter Texte
mit der Überschrift: Philosophie und Geschichte der Malerei.
Den Schluß des ersten Bandes bilden die Aufzeichnungen
Lionardo's über seine eigenen Gemälde. Zwar vermissen
wir hier unter den Taselbildern das Portrüt der Mona Lisa,
dessen in den Handschriften keine Erwähnung geschieht, aber
um so umsangreicher ist das auf das Wandgemälde des
Abendmahles und auf den Karton der Reiterschlacht bezüg-
liche Material. Dasselbe gilt von den vorbereitenden Studisn
für das Reiterstandbild des Francesco Sforza, mit welchen
der zweite Band beginnt. Lionardo's Architekturstudien, deren
Klassifizirung und Erläuterung auf das eingehendste und sorg-
sältigste von einem Fachmann, Baron Heinrich vonGey-
müller, ausgeführt ist, lassen darüber wohl kaum einen
Zweifel übrig, datz der Florentiner auf diesem Gebiet einer
bisher kaum geahnten umfangreichen Thätigkeit solchen Bau-
meistern von Fach, wie z. B. Bramante es war, als eben-
bürtig an dis Seite gestellt werden darf. Richter giebt in
den folgenden Abschnitten des zweiten Bandes Texte über
Anatomie, Astronomie und Geographie, die philosophischen
Schriften, denen sich humoristische Aufzeichnungen anschließen,
sowie die Briefe, unter denen die auf den Orient bezüglichen
wohl das größte Aufsehen erregen dürften, endlich vermischte
Aufzeichnungen. Jmmer sind Originaltext und englische
Übersetzung in Gegenüberstellung gedruckt, da aber der Ori-
ginaltext in den Handschriften vielfach einer Emendation im
Jnteresse allgemeiner Verständlichkeit bedurfte, so ist dsn
rszipirten Lesarten am Fuh jeder Seite ein kritischer Apparat
in Anmerkungen beigegeben. Etwa 220 Originalhandzeich-
nungen finden sich auf I22Tafeln in Heliogravüren facsimilirt.
Die Ausführung derselben durch P. Dujardin in Paris gehört
zu dem besten, was in dieser Art bis jetzt erreicht worden
ist. Den Schlutz bilden Tabellsn und eine Geschichte der
Handschriften, über deren Gesamtinhalt mit Beziehung auf
Richters methodische Klassifizirung eine ausgearbeitete Biblio-
graphie Rechenschaft ablegt. - Das Werk darf als sllr die
Lionardoforschung epochemachend bezeichnet werden. Die
,Aoa<isinz-" sagt mit vollem Recht, daß vr. Richter dadurch
seinen Namen für alle Zeiten mit dem des großen italieni-
schen Meisters verknüpft hat.
Nekrologe.
D Der Geschichts- und Genremaler Profeffor Eduard
Daegc ist am 7. Juni im 79. Lebensjahre gestorben. Er
war ein Schüler Wachs und hatte sich während der dreißiger
Jahre sowohl durch ideale Kompositionen („Erfindung der
Malerei", Berliner Nationalgalerie) als auch durch Genre-
bilder („Einkleidung einer Nonne"; „Meßner mit dem Aller-
heiligsten durch einen Bach schreitend", Berl. Nationalgalerie)
bekannt gemacht. Seit 1888 Lehrer und seit 1840 Professor
der Akademie, lebte er fast ausschließlich seiner Lehrthätig-
keit. Seit 1861 führte er die Direktorialgeschäfte der Kunst-
akademie bis zu der im Jahre 1875 erfolgten Reorqanisation
dieses Jnstituts.
Aunsthistorisches.
Aus Metz wird über eine interessante Entdeckung
des Dombaumeisters Tornow berichtet. Die dortige Kathe-
drale bewahrte seit dem Mittelalter eine Reiterstatuette
Karls des Großen, welche in den Stürmen dsr Revolution
abhanden kam, später aber im Besitze des bekannten sranzösi-
schen Archäologen Lenoir wieder auftauchte, von dessen Erben
fie 1867 durch die Stadt Paris angekauit und jüngst, bei
der Bildung des Musse Cärnavalet, das bekanntlich alles auf
Geschichte und Kunst der Stadt Paris bezügliche Material in
sich vereinigt, diesem überwiesen wurde. Es gelang nun
Dombaumeister Tornow, aus alten Schatzverzeichnissen und
sonstigen hrstorischen Dokumenten den Beweis herzustellen,
daß dies Reiterstandbild eben das früher im Besitz der Metzer
Kathedrale gewesene ist, welches jährlich am Todestage Karls
des Großen auf einem Marmortische, von vier Leuchtern um-
geben, öffentlich ausgestellt wurde. Durch einen glücklichen
Zufall wurde auch vor einiger Zeit auf dem Türmchen in
Ler Ecke des Südarmes des Querschiffes, im Volksmunde heut
noch tour 6iig.ris8-LaAL6 geheißen, ein alter Marmortisch -
entdeckt. Die Reste von Buchstaben, die dem Namen des
Kaisers anzugehören scheinen, die Vertiefungen für die
Statuette und dre Leuchter, ließen keinen Zweifel, daß dies
der Tisch sein müsse, auf dem das Standbild ehemals aus-
gestellt worden war. Da keine Aussicht vorhanden ist,
das Original des letzteren von Paris zurückzuerhalten, ließ
der Statthalter v. Manteuffel durch Barbedienne eine Kopie
davon in Bronze aussühren, die dem Originale täuschend
ähnlich sein und nunmehr dessen ursprüngliche Stelle ein-
nehmen soll.
i?z-. Aus Athen. Bei den Ausgrabungen, welche die
griechische archäologische Gesellschaft auf der Akropolis vor-
nehmen läßt, wurdenjüngst nächst der Ostfassade des Parthenon
wieder wertvolle Skulpturen aus der ersten Hälfte des 5. Jahr-
hunderts aufgefunden. Jnsbesondere das Basrelief eines
Kriegers zu Pferde, eine Sphinx und der Torso einer Kolossal-
büste der Pallas erregen die Aufmerksamkeit der Archäologen.
Alle diese Kunstwerke jedoch übertrifft an Schönheit eine weib-
liche Statue in halber natürlicher Größe, von der leider bis-
her nur der Oberkörper aufgefunden wurde, deren Kopf aber
durch besondere Feinheit der Züge und übsraus edlen Aus-
druck hervorragt. Die Erhaltung des aufgefundenen Bruch-
stückes läßt nichts zu wünschen übrig. Ob die Statue eine
Aphrodite, eine Pallas oder Artemis vorstellt, darüber hat