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Preisverteilungen. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.
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sich bei dem Mangel jeden Attributs noch keine feste Meinung
gewinnen lassen.
Altchristliches aus Ägypten. E. Maspero, der
Direktor des Museums zu Bulak, hat unlängst auf der Stätte
des alten Theben eine unterirdische koptische Kirche
aus dem 5. Jahrhundert entdeekt. Eine Treppe von fünf
Stufen führt in den Raum hinab, der Boden ist mit Platten
belegt, die Mauern mit weitzen Steinen bekleidet, die ganz
mit Jnschriften bsdeckt sind. Diese letzteren, mit roter Dinte
geschrieben, sind größtenteils vorzüglich erhalten und ver-
sprechen manche Bereicherung unserer religionsgeschichtlichem
und archäologischen Kenntnisse.
j)reisverteilungen.
Der Preis der Rohrschen Stistung, bestehend in
einem Reisestipendium von 4övu Mark, ist den^ Maler Adolf
Schlabitz in Berlin für sein Bild „Jm Schwurgerichtssaale",
ivelches sich auf der Berliner akadenrischen Kunstausstellung
befand, durch den Senat der Kunstakademie, welcher darüber
zu verfügen hat, zuqesprochen worden.
— x. Mademische Kunstausstcllung in Berlin. Auf Vor-
schlag des Senats der Akademie der Künste in Berlin sind
folgende Aussteller prämiirt worden und zwar mit der grotzen
goldenen Medaille: Rud. Siemering, Bildhauer in Berlin,
Emil Wauters, Maler in Brüssel, H> Freih. von Ferstel,
Architekt in Wien; mit der kleinen goldenen Medaille: Karl
Ludwig, Maler in Berlin, Hugo Vogel, Maler in Düssel-
dorf, Max Klinger, Maler und Radirer in Berlin, und
Conrad Dielitz, Maler ebenda.
j)ersonalnachrichten.
Dem Direktorialassistenten an der Berliner National-
galerie Or. Dohme ist der Titel Direktor beigelsgt worden.
L§1. Der Historienmaler Claudius Schraudolph in
München hat einen Ruf als Direktor dsr Kunstschule in
Stuttgart angenommen.
Sammlungen und Ausstellungen.
x. Kunsthalle in Düsseldors. Seit kurzem sind die preis-
gekrönten Entwürfe zur Ausmalung des Treppenhauses der
Kunsthalle und zu dem Mosaikbilde ausgestellt, welches den
Giebel des Gebäudes zu schmücken bestimmt ist. An der
Konkurrenz beteiligt waren die Maler Scheurenberg in
Berlin, Karl Gehrts, Ernst Roeber und Fritz Roeber,
letztere drei in Düsseldorf. Der erste Preis, d. h. der Auf-
trag zur Aussührung des Treppsnhausgemäldes, wurde keinem
der Bewerber zuerkannt, und somit hätts wieder einmal
das leidige Konkurrenzwesen die gehegten Erwartungen
getäuscht. Den beiden erstgenannten Malern ist der zweite
Preis mit 30ÜU Mk., Ernst Roeber der dritte mit 2500 Mk.
zuerkannt und Fritz Roeber hat den Auftrag zur Ausfllhrung
seines Entwurfs für das Giebslmosaik erhalten. Die Ent-
scheidung des Preisgerichts hat in der Düsseldorfer Künstler-
schaft namentlich um deswillen böses Blut gemacht, weil die
Scheurenbergsche Komposition den Ansprüchen an monumen-
tals WUrds ebensowenig entspricht wie die Zeichnung den
Anforderungen an Korrektheit und Präzision der Linien-
führung. Dahingegsn zeichnet sich der Entwurf von Ernst
Noeber durch kraftvolle Zeichnung und originelle Gedanken
aus, die allerdings nicht durchweg deutlich genug ausge-
sprochen sind, wie das gewöhnlich bei allegorisirenden Dar-
stellungen mit realistischen Velleitäten der Fall zu sein pflegt.
Um kurz die verschiedenen Gedanken anzudeuten, welche die
Konkurrenten bei ihren Entwürfen verfolgt haben, sei be-
merkt, daß Scheurenberg den „Einzug der Kunst in Düssel-
dorf" unter Vorführung eines den Rheinstrom hinabfahren-
den, mit Kunstjüngern — den Meister Cornelius an der
Spitze — besetzten Schiffes und weiter den Kunstkultus der
Düsseldorfsr in einer Art von Künstlerfest, auf dem die
zweite Generation der rheinischen Kunstschule verherrlicht
wird, zum Vorwurf genommen hat, während Karl Gehrts
einen ähnlichen Weg gegangen ist wie Delaroche bei der
Schaffung seines Hömi-Cycle; erstes Hauptbild „Die Kunst-
blüte Griechenlands", zweites Hauptbild „Dis Kunstblüte
der Renaissance", dazu Ergänzungen in den Schmalbildern
und Lünetten, um den minder bedeutungsvollen Kunstepochen
gerecht zu werden. Die Entwürfe der beiden Roeber bewegen
sich ziemlich frei auf dem Boden der Sage und Allegorie,
wobei die Wechselbeziehungen zwischen Kunst und Leben die
Bestimmung der Kompositionen als Wandschmuck einer Kunst-
halle rechtfertigen müsssn. Deutlicher spricht sich die Absicht
in dem Entwurfe Fritz Roebers zu dem Mosaikbilde aus. Hier
erscheint als Hauptfigur in der Mitte die göttliche Wahrheit,
auf deren linker Seite die Genien des Lichtes die Dämonen
der Finsternis und der Lüge mit flammenden Schwertern
hinwegtreiben, während auf der rechten Seits die Kunst sich
dem Wolkenthrone der Wahrheit naht, gefolgt von ihren
Kindern, der Malerei, Skulptur und Baukunst.
8. Mainz. Jm Akademissaal des ehemaligen kurfürst-
lichen Schlosses wurde am 14. Juni eine bis zum 10. August
dauernde Ausstellung eröffnet, welche eine beträchtliche
Anzahl von Gemälden, Zeichnungen und Skizzen aus dem
Nachlaß des hiesigen Malers Eduard von Heuß enthält,
und außerdem mehrere Gemälde und Handzeichnungen älterer
wie jüngerer Meister, sowie einigs Aquarelle von Joseph Koch
aus dessen Dante-Cpklus zur Anschauung bringt. Ein splendid
ausgestatteter Katalog giebt Nachricht über die ausgestellten
Arbeiten und wird eingeleitet Lurch eine umfassende Bio-
graphie des Künstlers. Hiernach war E. v. Heutz 1808 zu
Oggersheim in der Rheinpfalz geboren, wivmete sich anfäng-
lich der Arzneiwissenschast, welches Studium er mit Auszeich-
nung als geprüfter Doktor der Biedicin zu München beendete,
wählte jedoch bald darauf die Malerei, die er bisher in der
Stille gepflegt, zu seinem Lebensbsruf und ging nach Rom,
wo er sich in freiem künstlerischen Schaffen dem Corneliani-
schen Freundeskreise anschloß, aber auch mit Thorwaldsen viel
verkehrte. Später, auf seinen Reisen nach Holland, Paris,
London, ließ er Rubens und Rembrandt auf sich wirken.
Diese verschiedenartigen Einflüsse sprechen aus einer ganzen
Reihe der ausgestellten Arbeiten der Frühzeit des Künstlers.
Jn der Folge scheint E. v. Heuß keiner der tonangebenden
Schulen der Gegenwart gefolgt zu sein. Mit den durch an-
strengenden Fleiß erworbenen künstlerischen Mitteln ausge-
rüstet, vertraute er dem eigenen Genius und entfaltete, kühn
auf sich selbst gestellt, eine überaus rührige Thätigkeit, be-
sonders auf dem Gebiete der religiösen Historie und des Por-
träts. Der vorhandene Nachlaß allein umfaßt nicht weniger
als 25 räumlich ansehnliche Altarbilder und andere religiöse
Gemälde, darunter dis Duplikate von vier in der neuen Pina-
kothek befindlichen Madonnen und heiligen Familien; ferner
82 zum Teil lebensgroßs Bildnisse, darunter Porträts regieren-
der Fürsten, gsistlicher und weltlicher Würdentrüger, hervor-
ragender Vertreter der Wissenschaft und Kunst. Die Anzahl
der Zeichnungen und Skizzen ist geradezu Legion. Wenn
wir bedenken, daß E. v. Hsuß erst 1880 durch den Tod
seinem unermüdlichen Wirken entrissen wurde, so befremdet
anfänglich der Anblick ssiner Leistungen, insofern man ver-
gebens nach einem strengen Schulverband der Malerei der
unmittelbarsten Gegenwart forscht. Der Beschauer, welcher
eben eine moderne Ausstellung verlassen, findet da nichts
von der breiten Manier, nichts von der effektvollen Koloristik,
die heutzutage kühn das Scepter führt. E. v. Heuß blieb
all sein Lebtag, einige wenige Ansätze zur neuen Technik ab-
gerechnet, der älteren Richtung getreu, die es vorzog, mit
dem Feinpinsel zu malen und Lie Farben zart zu stimmen.
Und doch verstand es der Künstler, in manchen der ausge-
stellten Werke ganz vortreffliche Wirkungen zu erzielen und
über einzelnes eine Wärme auszugießsn, die wohlthuend be-
rührt, Vorzüge, die dem hingeschiedenen Meister eine ehren-
volle Stsllung als Maler des Überganges aus der Corneliani-
schen Zeit in die Zeit des wirkungsvollen Kolorits der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts sichern und manche seiner
Ärbeiten begehrenswert erscheinen lassen. Sämtliche imKatalog
verzeichneten Nummern sollen aus sreier Hanv veräußert
werden, auch die Dante-Aquarelle von Joseph Koch
und niehrere Handzeichnungen dieses Meisters.
Der österreichische Kunstverein hält seine Pforten
dieses Jahr auch den Sommer hindurch geöffnet und läßt
die Wien besuchenden Fremden, die um diese Zeit fast alle
Theater geschlossen finden, einen Blick auf die dekorative
Ausstattung unserer Bühnenräume werfen: es wurde nämlich,
ähnlich wie im Jahre 1881, eine Ausstellung von Scenen-
bildern, Dekorationsentwürsen, Theatermodellen rc. von den
Preisverteilungen. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.
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sich bei dem Mangel jeden Attributs noch keine feste Meinung
gewinnen lassen.
Altchristliches aus Ägypten. E. Maspero, der
Direktor des Museums zu Bulak, hat unlängst auf der Stätte
des alten Theben eine unterirdische koptische Kirche
aus dem 5. Jahrhundert entdeekt. Eine Treppe von fünf
Stufen führt in den Raum hinab, der Boden ist mit Platten
belegt, die Mauern mit weitzen Steinen bekleidet, die ganz
mit Jnschriften bsdeckt sind. Diese letzteren, mit roter Dinte
geschrieben, sind größtenteils vorzüglich erhalten und ver-
sprechen manche Bereicherung unserer religionsgeschichtlichem
und archäologischen Kenntnisse.
j)reisverteilungen.
Der Preis der Rohrschen Stistung, bestehend in
einem Reisestipendium von 4övu Mark, ist den^ Maler Adolf
Schlabitz in Berlin für sein Bild „Jm Schwurgerichtssaale",
ivelches sich auf der Berliner akadenrischen Kunstausstellung
befand, durch den Senat der Kunstakademie, welcher darüber
zu verfügen hat, zuqesprochen worden.
— x. Mademische Kunstausstcllung in Berlin. Auf Vor-
schlag des Senats der Akademie der Künste in Berlin sind
folgende Aussteller prämiirt worden und zwar mit der grotzen
goldenen Medaille: Rud. Siemering, Bildhauer in Berlin,
Emil Wauters, Maler in Brüssel, H> Freih. von Ferstel,
Architekt in Wien; mit der kleinen goldenen Medaille: Karl
Ludwig, Maler in Berlin, Hugo Vogel, Maler in Düssel-
dorf, Max Klinger, Maler und Radirer in Berlin, und
Conrad Dielitz, Maler ebenda.
j)ersonalnachrichten.
Dem Direktorialassistenten an der Berliner National-
galerie Or. Dohme ist der Titel Direktor beigelsgt worden.
L§1. Der Historienmaler Claudius Schraudolph in
München hat einen Ruf als Direktor dsr Kunstschule in
Stuttgart angenommen.
Sammlungen und Ausstellungen.
x. Kunsthalle in Düsseldors. Seit kurzem sind die preis-
gekrönten Entwürfe zur Ausmalung des Treppenhauses der
Kunsthalle und zu dem Mosaikbilde ausgestellt, welches den
Giebel des Gebäudes zu schmücken bestimmt ist. An der
Konkurrenz beteiligt waren die Maler Scheurenberg in
Berlin, Karl Gehrts, Ernst Roeber und Fritz Roeber,
letztere drei in Düsseldorf. Der erste Preis, d. h. der Auf-
trag zur Aussührung des Treppsnhausgemäldes, wurde keinem
der Bewerber zuerkannt, und somit hätts wieder einmal
das leidige Konkurrenzwesen die gehegten Erwartungen
getäuscht. Den beiden erstgenannten Malern ist der zweite
Preis mit 30ÜU Mk., Ernst Roeber der dritte mit 2500 Mk.
zuerkannt und Fritz Roeber hat den Auftrag zur Ausfllhrung
seines Entwurfs für das Giebslmosaik erhalten. Die Ent-
scheidung des Preisgerichts hat in der Düsseldorfer Künstler-
schaft namentlich um deswillen böses Blut gemacht, weil die
Scheurenbergsche Komposition den Ansprüchen an monumen-
tals WUrds ebensowenig entspricht wie die Zeichnung den
Anforderungen an Korrektheit und Präzision der Linien-
führung. Dahingegsn zeichnet sich der Entwurf von Ernst
Noeber durch kraftvolle Zeichnung und originelle Gedanken
aus, die allerdings nicht durchweg deutlich genug ausge-
sprochen sind, wie das gewöhnlich bei allegorisirenden Dar-
stellungen mit realistischen Velleitäten der Fall zu sein pflegt.
Um kurz die verschiedenen Gedanken anzudeuten, welche die
Konkurrenten bei ihren Entwürfen verfolgt haben, sei be-
merkt, daß Scheurenberg den „Einzug der Kunst in Düssel-
dorf" unter Vorführung eines den Rheinstrom hinabfahren-
den, mit Kunstjüngern — den Meister Cornelius an der
Spitze — besetzten Schiffes und weiter den Kunstkultus der
Düsseldorfsr in einer Art von Künstlerfest, auf dem die
zweite Generation der rheinischen Kunstschule verherrlicht
wird, zum Vorwurf genommen hat, während Karl Gehrts
einen ähnlichen Weg gegangen ist wie Delaroche bei der
Schaffung seines Hömi-Cycle; erstes Hauptbild „Die Kunst-
blüte Griechenlands", zweites Hauptbild „Dis Kunstblüte
der Renaissance", dazu Ergänzungen in den Schmalbildern
und Lünetten, um den minder bedeutungsvollen Kunstepochen
gerecht zu werden. Die Entwürfe der beiden Roeber bewegen
sich ziemlich frei auf dem Boden der Sage und Allegorie,
wobei die Wechselbeziehungen zwischen Kunst und Leben die
Bestimmung der Kompositionen als Wandschmuck einer Kunst-
halle rechtfertigen müsssn. Deutlicher spricht sich die Absicht
in dem Entwurfe Fritz Roebers zu dem Mosaikbilde aus. Hier
erscheint als Hauptfigur in der Mitte die göttliche Wahrheit,
auf deren linker Seite die Genien des Lichtes die Dämonen
der Finsternis und der Lüge mit flammenden Schwertern
hinwegtreiben, während auf der rechten Seits die Kunst sich
dem Wolkenthrone der Wahrheit naht, gefolgt von ihren
Kindern, der Malerei, Skulptur und Baukunst.
8. Mainz. Jm Akademissaal des ehemaligen kurfürst-
lichen Schlosses wurde am 14. Juni eine bis zum 10. August
dauernde Ausstellung eröffnet, welche eine beträchtliche
Anzahl von Gemälden, Zeichnungen und Skizzen aus dem
Nachlaß des hiesigen Malers Eduard von Heuß enthält,
und außerdem mehrere Gemälde und Handzeichnungen älterer
wie jüngerer Meister, sowie einigs Aquarelle von Joseph Koch
aus dessen Dante-Cpklus zur Anschauung bringt. Ein splendid
ausgestatteter Katalog giebt Nachricht über die ausgestellten
Arbeiten und wird eingeleitet Lurch eine umfassende Bio-
graphie des Künstlers. Hiernach war E. v. Heutz 1808 zu
Oggersheim in der Rheinpfalz geboren, wivmete sich anfäng-
lich der Arzneiwissenschast, welches Studium er mit Auszeich-
nung als geprüfter Doktor der Biedicin zu München beendete,
wählte jedoch bald darauf die Malerei, die er bisher in der
Stille gepflegt, zu seinem Lebensbsruf und ging nach Rom,
wo er sich in freiem künstlerischen Schaffen dem Corneliani-
schen Freundeskreise anschloß, aber auch mit Thorwaldsen viel
verkehrte. Später, auf seinen Reisen nach Holland, Paris,
London, ließ er Rubens und Rembrandt auf sich wirken.
Diese verschiedenartigen Einflüsse sprechen aus einer ganzen
Reihe der ausgestellten Arbeiten der Frühzeit des Künstlers.
Jn der Folge scheint E. v. Heuß keiner der tonangebenden
Schulen der Gegenwart gefolgt zu sein. Mit den durch an-
strengenden Fleiß erworbenen künstlerischen Mitteln ausge-
rüstet, vertraute er dem eigenen Genius und entfaltete, kühn
auf sich selbst gestellt, eine überaus rührige Thätigkeit, be-
sonders auf dem Gebiete der religiösen Historie und des Por-
träts. Der vorhandene Nachlaß allein umfaßt nicht weniger
als 25 räumlich ansehnliche Altarbilder und andere religiöse
Gemälde, darunter dis Duplikate von vier in der neuen Pina-
kothek befindlichen Madonnen und heiligen Familien; ferner
82 zum Teil lebensgroßs Bildnisse, darunter Porträts regieren-
der Fürsten, gsistlicher und weltlicher Würdentrüger, hervor-
ragender Vertreter der Wissenschaft und Kunst. Die Anzahl
der Zeichnungen und Skizzen ist geradezu Legion. Wenn
wir bedenken, daß E. v. Hsuß erst 1880 durch den Tod
seinem unermüdlichen Wirken entrissen wurde, so befremdet
anfänglich der Anblick ssiner Leistungen, insofern man ver-
gebens nach einem strengen Schulverband der Malerei der
unmittelbarsten Gegenwart forscht. Der Beschauer, welcher
eben eine moderne Ausstellung verlassen, findet da nichts
von der breiten Manier, nichts von der effektvollen Koloristik,
die heutzutage kühn das Scepter führt. E. v. Heuß blieb
all sein Lebtag, einige wenige Ansätze zur neuen Technik ab-
gerechnet, der älteren Richtung getreu, die es vorzog, mit
dem Feinpinsel zu malen und Lie Farben zart zu stimmen.
Und doch verstand es der Künstler, in manchen der ausge-
stellten Werke ganz vortreffliche Wirkungen zu erzielen und
über einzelnes eine Wärme auszugießsn, die wohlthuend be-
rührt, Vorzüge, die dem hingeschiedenen Meister eine ehren-
volle Stsllung als Maler des Überganges aus der Corneliani-
schen Zeit in die Zeit des wirkungsvollen Kolorits der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts sichern und manche seiner
Ärbeiten begehrenswert erscheinen lassen. Sämtliche imKatalog
verzeichneten Nummern sollen aus sreier Hanv veräußert
werden, auch die Dante-Aquarelle von Joseph Koch
und niehrere Handzeichnungen dieses Meisters.
Der österreichische Kunstverein hält seine Pforten
dieses Jahr auch den Sommer hindurch geöffnet und läßt
die Wien besuchenden Fremden, die um diese Zeit fast alle
Theater geschlossen finden, einen Blick auf die dekorative
Ausstattung unserer Bühnenräume werfen: es wurde nämlich,
ähnlich wie im Jahre 1881, eine Ausstellung von Scenen-
bildern, Dekorationsentwürsen, Theatermodellen rc. von den