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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0015

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Konkurrenzsn, — Personalnachrichten, — Vermischte Nachrichten,

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bau darstellt, welcher viel Ähnlichkeit mit dem der Kapelle
Karls des Großen in Aachen und dem der Kirche San Vitale
in Ravenna aufweist. Ein Achteck mit inittlerer Pfeilerstellung
zstr Aufnahme eines höheren Mittslraumes bildet den Grund-
nß des Hauptbaues, an dessen Westseite sich zwei Türme an-
schließen, Die Chorbildung ist noch nicht vollständig bloß-
gelegt, dagegen sind an den dem Chor zunächst gelegsnen
Achtscksseiten zwei aus dem halben Achteck gebildete Conchen
deutlich sichtbar geworden, Ebenso fand sich auch ein Nar-
thex, ähnlich wie an der Kirche San Vitale in Ravenna, Jm
allgemeinen sind nicht viel Hausteine mit Architekturformen
ausgegraben, aus denen sich die Zeit der Erbauung genau
bestimmen ließe; die aufgefundenen Bruchstücke gehören der
romanischen Bauperiode an, Aus der gotischen Periode fan-
den sich Kacheln aus der frühesten Zeit der Ofenfabrikation,
Der Dnrchmesser des Hauptachtecks ist 2«i,6 m, Er steht so-
mit dem der Kirche San Vitale in Ravenna um 7 m und
dem des Aachener Münsters um etwa t,5m nach, Nach ge-
schichtlichen Urkunden soll Konrad II, (1024—1039) Gründer
des Klosters gewesen sein Bei einer Belagerung der Stadt
Goslar 1527 wurde das Kloster auf Betreiben des Rates,
dainit der Feind, Herzog Heinrich von Braunschweig, sich
nicht in demselben festsetze, nbgctragen, weshalb hier eine so
vollständige Zcrstörung vorliegt, Die in früheren Jahren
begonnene Ausgrabung wird, wie das „Centralblatt der Bau-
verwaltung" mittsilt, jetzt seitens der preußischen Regierung
wieder aufgenoniinen und nach Besndigung derselben soll
die dem Stante gehörige Fläche, welche diese ehrwürdigen
Baureste in sich birgt, in passender Weise abgegrenzt und
dem Feldbau entzogen werden.

Aonkurrenzen.

Für -ie bestc Illustiatimi zur Weihnachtsnummcr deS

in New-Aork erscheinenden Harpers Magazine haben die Vcr-
legcr einen Preis von 12000 Mk, ausgeschrieben, Zur Be-
werbung um diesen Preis werden nur amerikanische Künstler
zugelassen, welche das 27, Lebensjahr noch nicht überschritten
haben. Der Gewinner des Preises hat die Verpflichtung, wenig-
stens 6 Monate zum Studium der nltcn Meister in Europa
zuzubringen.

personalnachrichten.

— I. Krauth, Konservator der königl, Textil-Samin-
lung in Crefeld, ist am 1, Oktober von seiner Stelle zurück-
getreten, wird aber von seinem künftigen Wohnorte Frank-
furt a, M für die Vervollständigung obiger Sainmlung weitsr
wirken, An seiner Stelle wurde Paul Schultze, Zeichner aus
Berlin, zum Konservator ernannt.

Vermischte Nachrichten.

X, Zn Dresdcn fand zu Ehren Johannes Schillings
am 18. Oktober ein glänzender Fackelzug statt, an welchem
sich außer Mitgliedern der Kunstgenossenschaft, der Kunst-
akademie und der Kunstgewerbeschule eins große Anzahl Ver-
ehrer des Meistsrs aus bürgerlichen Kreisen beteiligten, Auf
dem Wege, den der Festzug nahm, warsn viele Häuser festlich
gefchmückt und illuminirt. Auf dem Balkon seines, Ecke der
Grunaer- und Blochmannstraße gelegenen Hauses hatte Bild-
hauer Flockemann eine großartige Dekoration angebracht,
deren Mittelpunkt die von elektrischem Licht bestrahlte Kolossal-
büste des gefeierten Meisters bildete, Auf der Eliasstraße
prangte an der Front einer rsich illuminirten Villa die ge-
treu kopirte Figur des Niederwalddenkmals, darunter in
einem Transparent die Worte standen: „Wer den Schilling
üicht ehrt, ist des Denkmals nicht wert!" — Vor Schillings
Hause wurde nach Ankunft des Zuges Webers Jubelouver-
mre von den vereinigten Musikkorps angestimmt und der
Aceister sodann von dem Vorstande dsr Dresdener Kunst-
genossenschaft mit einer Ansprache begrüßt, Bei seinem Er-
lchemen auf dem Balkon seines Hausss empfing dcn Meister
üurmischer Jubelruf von seiten der versammelten Menge, in
welchen die Musik mit der „Wacht am Rhein" einstimmte.

Schilling dankte mit folgender Ansprache: „Meine Herren!
Lassen Sie mich aus tiefbewegtem Herzen mit wenigen Worten
danken für die hohe Ehre, die Sie mir beweisen, Jn einer
großen Zeit, wie wir sie durchlebt haben, wo viele unserer
Söhne freudig ihr Leben dem Vaterlande geopfert, da drängt
es den Künstler, seine Thätigkeit nicht minder dem Vater-
lande zu weihen; denn die Kunst ist dazu berufen, der Nach-
welt Zeugnis abzulegen von den hshren, edlen Empfindungen,
welche die Nation bewsgen, von den großen Thaten, welche
sie vollbringt, Mir wurde das Glück beschieden, meine Kräfte
dem nationalen Denkmal der dcutschen Einigung und Sieges-
freude widmen zu dürfen, Was einst in stiller Stunde als
geistiges Bild vor meiner Seele stand, ist jetzt vsrwirklicht,
steht fest gegründet auf BergeShöhs am deutschen Rhein,
unter dem Donner der Geschütze feierlich geweiht durch kaiser-
liches Wort, Das ist beglückend! Beglücksnd ist aber auch
der freudige Gruß, den mir die liebe Heimat bringt, Jch
danke Jhnen allen, allen aüs vollem Herzen! Die Aner-
kennung, die Sie mir entgegenbringen, lassen Sie mich teilen
mit denen, welche die Arbeit init mir geteilt haben, Es sind
viele, nah und fern, Nicht alle von ihnen weilen noch unter
den Lebenden, Aber ein Gefühl hat uns alle beseelt bei
unserer Arbeit, die Liebe zum großen geeinigten deutschen
Vaterlande! Und so rufe ich, zugleich im Namen aller, welche
mitgewirkt haben an dem erhebenden Markstein deutscher
Geschichte, dem Nationaldenkmal auf dem Niederwalde, Jhnen
die Worte zu, die vor nunmehr 70 Jahren von deutschen
Lippen erklangen, die bei erneuter Gefahr die deutschen
Stämme eng verbanden, die dsutschen Heere von Sieg zu
Siege führtcn und in die Sie alle frendig einstimmen werden:
Hoch lebe,

Jn Frieden blühe
Das deutsche Vaterland!"

Lauter Beifnll lohnte den Redner, Unter den Klängen der
„Wacht am Rhein" trat der Zug seinen Rückwcg nn — Die
Stadt Dresden hat dis Veranlassung, welche die Niederwald-
feier bot, benützt, um Schilling das Ehrenbürgerrecht zu ver-
leihen. Dieselbe Ehrenbezeugimg wurde gleichzeitig Professor
Hähnel erwiesen,

IlAt, München. Mit dem stattlichen Hause an der Thca-
tiner- und Schäfflerstraßs ist nunmehr der Bau deS mächtigen
Häuserkomplsxes vollendet, der von dort die Maffeistrahe ent-
lang bis zur Windenmacherstraße reicht und von unserem
trefflichen Albert Schmidt ansgefllhrt wurde, dem München
auch den mächtigen Löwenbräukeller, ein wahrhaftiges Uni-
cum in seiner Ärt, verdankt, Jm ersten Stockwerke des neuen
Traktes gegen die Schäfflerstraße, dessen in großen Formen
gehaltene Fronte an bedeutende Vauten der italienischen Hoch-
renaissance erinnert, befindet sich auch der neue Börsensaal,
der in denselben Stilformen gehalten ist und mit seiner Tünche
von gedämpftem Weiß, der zierlichen Bogenstellung und dem
blaugrünen Anstriche der Holzteile an Thüren, Fenstsrn rc,
einsn ebenso heiteren wie stattlichen Eindruck macht, Den
Hauptschmuck des Saales bilden zwei 3 m breite und 2)4 m
hohe Gemülde nach Kompositionen von Paul Wagner,
von ihm und seinem Freunde Wilhelm Hasselbach unter
Anwendung der Ksimschen Technik ausgeführt, Ilnknüpfend
an die in frühsren Jahrhunderten bestandenen Handelsver-
bindungen zwischen Mllnchen und Venedig, entnahm Paul
Wagner den Stoff zu seinen Bildern dem Straßenleben des
alteii Venedig, Das erste Bild zsigt einen venezianischen
Nobile in rotem Festgewande, der sein junges schönes
Töchterchen, dem ein Negerknabe die Schleppe trügt, am Arm
aus dein Dogenpalaste kommend, über die Piazzetta schreitet
und von einem greisen Bettler um Almosen angesprochen
wird, Auf dem ziveiten Bilde sshen wir eine vornehme Dame
in der Hörnerhaube mit einem Kinde den Strand entlang
wandeln und dem Mandolinespiel eines jungen NlanneS lau-
schen, der sich auf ciner Balustrade niedergelassen hat, ^JHr
kommt eine jugendliche Orangenvsrkäuferin entgegen, ihr ihre
goldfarbene Ware anbietend, Hintcr dem Mandolinespieler
erscheint eine der für die Lagunenstadt typischen Wasser-
trägerinnen, und weiterhin gehen ein paar Handelsleute in
eifrigcm Gsspräche ihren Gsschäften nach, Den Horizont aber
schließen die bunten Segel venezianischer Küstenfahrer ab.
Die Keimsche Mineralmalerei hat fich auch hier durch die
außerordentliche Leuchtkraft und Tiese der Farben bewührt,
 
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