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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Redtenbacher, Rudolf: Neue Mitteilungen aus den Uffizien in Florenz, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0128

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Nekrologe

252

viele den Namen Bramante. Mit wclchcm Rccht, weiß
ich nicht zu entschciden.

Nr. 1789—1792 Plänc fnr Sta. Maria del
Popvlo in Rvm, dem Baccio Pontelli zugeschrieben,
wvhl eher von Meo del Caprina.

Bd. 15, Nr. 1908—2066. BerschiedeneArchitcktcn,
Vignola, Scamozzi, Lorenzo Donati da Siena, Antonio
Dvsio, Giuliano da San Gallo, Studicn nach Michel-
angelo und anderen.

Bd. 16, Sammlung römischer Jnschriften, t>ir.
2067—2l18, von Peruzzi, den San Gallo, Dvsio
und anderen.

Bd. 17, Nr. 2119—2207. Verschicdenc Meister.
Alles mögliche durcheinander, oft sehr Jnteressantes.

Bd. 18, Nr. 2208—2302. Spätere Mcister der
Barvckzeit, bis 2264 Vvn Pietro Berretini da Cortona.
Dicscr Meister, gebvren >596, gestorben 1669, wird
als Maler angesiihrt, zcigte sich aber in seinen archi-
tektvnischen Entwürfen als ein ganz hervorragender
Architekt seincr Zeit, ist noch verhältnismäßig streng
und entwirst großartig nnd geschickt. Eine Menge
vvrtrefflicher Kirchenentwürfe sind erhalten, voll von
hübschen dekorativen Jdeen, die sich in strengcrer Form
noch verwerten lassen.

Nr. 2264—2302. Cirro Ferri, römischer Maler,
gebvren 1634, Schüler des vorhergehenden, gestorben
1689. Seine Architekturzeichnungen sind unbedeutend;
unter ihnen eine Reihe von Schablonen für barocke
Prvfile in Naturgröße, sür ihre Zeit nicht unin-
tcressant.

(Schluß folgt.)

Nekrologe.

Lorenz Gcdon si. Am 27. Dez. 1883 morgens
halb sechs Uhr entschlief sanft und ohne Schmerzen,
nachdem er über einJahrzehnt an unheilbarem Wangen-
krebs, den er von seinem Vater ererbt, gelitten, der
Bildhauer Lvrenz Gedon, im kaum begonnenen 40.
Lebensjahre.

Lorenz Gedon >vard am 24. November 1844
in München gcboren und erlcrnte zunächst das Tischler-
gewerbe, bezog aber später die dortige Akademie und
widmete sich der Bildhauerkunst, trieb dann dnneben
die Malerei und wnrs sich schließlich, die Malerei ganz
aufgebend, auf die Architektur. Aber weder Plastik,
noch Malerei, noch auch Architcktur war sein Haupt-
fach. Jn den beiden erstgenanntcn Kttnsten schuf er
nichts, was sich über das Niveau des Gewöhnlichen
erhob, und seine Bautcn, wie das vielbesprochene Haus
des Grafen Schack, die Fassaden des sogcn. Ehmanns-
berger- und des Ruedererhauses, sowie der Umbau des
Hotels Bellcvue mit dem wunderlichsten aller Portale,
sämtlich in München, lasscn zwar ein schvnes Talent,
aber auch einen unleugbaren Mangel an solideni
Studium erkennen, das eben nie durch Talent ersetzt
werden kann. Jn einem Fache aber war Gedon fast

unerreichbar: in der Dekoration. Galt es die Jnsceni-
rung eines Künstlerfestes, die Ansschmückung irgend
eines Festraumes, da schuf er, uuterstützt von eincr
übersprudelnden Phantasie, Hervorragendes. Sv ward
er für die Dekoration des deutschen Kunstsalons der
Weltausstellung des Jahres 1878 in Paris mit Recht
mit Lob überhäuft und durch die Ausstattung des
deutschen Saales in der Wiencr internationalen Kunst-
ausstellung zum eigentlichen Bahnbrecher aus dicsem
Felde. Nannte er sich scherzhafterweise dann und
wann den „Reichstapezierer", so lag darin ein gutes
Korn Wahrheit. Glaubte man doch die Kraft des
geistvollen Dekorateurs seit Jahren nirgcudwo cnt-
behren zu können. Schade nur, daß solche Arbeitcn
ihrer Natur nach in der Regel nur vorübergehende
sind! Seine letzte Schöpsung dieser Art war dic
Dekorirung des neuen Lokals der Künstlergesellschast
Allotria, zu deren Gründung Gedon den erstcn Anstoß
gegeben hatte. Gedon und seine Freunde verlangten,
als die Wicner Weltausstellung in Aussicht stand, in
einer stürmischen Bersammlung der Münchener Künstler-
genoffenschast einen Kredit für die Dekoration gewisser
Münchener Ausstellungsgegenstände, gegen welchen An-
trag der damalige Genoffenschaftsvorstand Conrad Hoff
nicht ohne Heftigkeit sprach, indem er solche Dinge als
„Allotria" bezeichnete. Dies Wort griff nun die Partci
Gedons auf, konstituirte sich als geselliger Verein und
es dauerte nicht lange, so gab dieser Berein, dank
der Rührigkeit und Energie Gedons, in den meisten
Künstlerangelegenheiten den Ausschlag.

Großen Einfluß übte Gedon auch aus das Müu-
chener Kunstgewerbe aus, das sihm manche fruchtbare *
Jdee und zahlreiche mitunter geistreiche Entwürfe ver-
dankt. — Er war ein echtes Münchener Kind, voll
Begeisterung für seine Vaterstadt, geraden Sinnes, unter
Umständen von göttlicher Grobheit, ein warmherziger
Künstler, ein liebevoller Gatte und Vater, in seinem
surchtbaren körperlichen Leiden ein Held, ein treuer
Freund, ein guter Kamerad. Friede seiner Asche!

Earl Albert Regnet.

Fidel Schoenlaub ch. Am 20. Dezember 1883 schied
ivisderum einer aus der alten Künstlergarde, die König
Ludwig I. glorreichen Andenkens um sich versammelt hatte,
nach Heinrich Heinlein der letzte aktive Künstler aus jener
Zeit. — Johann Fidel Schoenlaub wurde am 24. April
1808 in der schönen Kaiserstadt an der Donau geboren als
der Sohn eines Bildschnitzers, der ihn auch in seiner Kunst
unterrichtete. Später sand er Aufnahme an der Kunstaka-
demis seiner Vaterstadt und bildete sich unter der Leitung
Johann Martin Fischers und Ludwig Schallers. Jm Jahre
1830 zog ihn das fröhlich aufblühende Kunstleben Münchens
unwiderstehlich dorthin, wo er seine vollständige Ausbildung
gewann. Es war damals eben die Mariahilfkirche in der
Vorstadt Au begonnen worden, und deren Baumeister Daniel
Ohlmüller übertrug dem jungen Künstler die Bildschnitzereien
am Hochaltar und an den Seitenaltären. Auch König Ludwig
ward auf ihn aufmerksam und er erteilte ihm den Auftrag,
eine Anzahl von Porträtbüsten für die gleichzeitig im Bau
begriffene Ruhmeshalle auf der Theresienhöhe zu modelliren.
darunter die des Jesuiten und Dichters Jakob Balde, dss
Rektors der Universität Jngolstadt Conrad Meißel, genannt
Celtes, des Obersten Neumann, des Erbauers der Residenz
in Würzburg, und jene des Optikers Joses Frauenhoser. —
Nach einem zweijährigen Aufenthalt in München siedelte
Schoenlaub auf etliche Jahre nach Rom über, wo er die Rück-
kehr des verlorenen Sohnes modellirte, ein von tiefer Empfin-
dung durchdrungenes und im edelsten Stile gehaltenes Gips-
relief, das leider nicht zur Ausführung in Marmor gelangte.
 
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