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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0129

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2.-N

Kunstlitteratur. — Kunsthistorisches. — Konkurrenzen. — Personalnachrichten.

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-^eni erwähnten Relief folgten zwei größere Arbeiten: eine
'^ruppe Noli ins tanAsrs imd zwei Leuchter haltende Engel
"eii feltener Amnut der Form und ungcwöhnlicher Klarheit
^es Faltenwurfes. Für dis Auer Kirche lieferte Schoenlaub
»ußcr den plastischen Arbeiten für die Altäre nach 14 so-
genannte Stationsbilder, d. h. Hochreliefs mit Darstellungen
uus der Leidensgeschichte Christi. Weitere Arbeiten des
Künstlers besitzen die Münchener Frauenkirche, der Dom in
Baniberg und die Franziskanerkirche in Passau rc. Von
Dchoenlaub siud auch die Statuen der Apostelfürsten Peter
und Paul am Hauptportal der Basilika des heil. Bonifacius
>u Müncheu. Ein charakteristischer Zug sämtlicher Schöpfungen
2choenlaubS ist die großs anatoniische Korrektheit; dazu konimt
e>»e strenge Einhaltung des religiösen Stils, wo es sich um
teligiöse Stoffe handelt. Jm übrigen handhabte Schoenlaub
den Meißel mit derselben Sicherheit wie das Schnitzmesser.

Carl Albert Rcgnet.

Aunstlitteratur.

x. Dcutschc Rcnaissancc in Österreich. Das bekannte
große Sammelwcrk, welches unter dem Titel „Deutsche
Reuaissance" seit 1871 im Verlage von E. A. Seemann in
Leipzjg erscheint und bereits 168 Lieferungen, jede zu 16
Tascln in Klein-Folio, umfaßt, erhält gegenivärtig eine will-
koinmene Ergänzung durch Aufnahme der interessantesten
Denkmäler Deutsch-Österreichs. Das Gebiet der architektoni-
lchen und kunstgewerblichen Thätigkeit des 16. und 17. Jahr-
bunderts, um welches cs sich handelt, ist von zwei Seiten
her zugleich in Angriff genommen, in Steiermark und in
Böhmen Dort haben Ä. Ortwein, Rud. Bakalowits
und W. Schulmeister zunächst die Schlösser Hollenegg,
Riegersburg und Ehrenhausen in drei Lieferungen
herausgegegeben, hier hat Max Bischof mit der Kapelle im
Elani-Gallas'schen Schlosse zu Reichenberg den Anfang ge-
uiacht und ein erstes Hest aus Prag folgen lassen. Sämt-
5che Mitarbeiter erweisen sich in ihren Darstellungen als
»orzllgliche Zeichner, welche die spröde, neuerdings freilich
wesenllich erleichterte und vervollkommnete Technik der auto-
llraphischen Reproduktivn mit virtuosem Geschick haudhaben.
Wir werden später ausführlicher auf das die Denkmäler-
kunde in dankenswerter Weise bereichernde Nnternehmen
zurückkommen.

n. Franz Salcs Rlcyers Ornanicntalc Formcnlchre (Ver-
kag von E. A. Secmann in Leipzig), deren Erscheinen wir ini
vorigen Jahrgange dieses Blattes (S. 560) als eines vor-
züglichen Lehrmittels sür den Schul- und Selbstunterricht
unknndigten, ist im Laufe des vergangenen Jahres bis zum
Abschluß der ersten Abteilung (die natürlichen Grundlagen
des Ornaments: geometrische, pflanzliche, tierische und mensch-
iche Formen) gediehen. Die 86 Foliotafeln dieser Abteilung
>ussen die wohlüberlegte, den Bedürfnissen des kunst-
äciverblichen Unterrichts im ganzen wie im einzelnen eni-
iprechende Nnlage des Werkes und die vortreffliche Syste-
>natik des Lehrganges noch deutlicher erkennen. Die späteren
^efte bestätigen die Erwartung, daß das Unternehmen dem
Programm sntsprechend, das der Herausgeber aufgestellt, in
gediegener Weise durchgeführt wird. Der Wert und die Be-
deutung der Meyerschen Formenlehre ist inzwischen auch von
leiten kompetenter Fachmünner anerkannt und gewürdigt,
'»sbesondere aber durch eine Verfügung der großherzoglich
"udischen Regierung, welche allen gewerblichen Unterrichts-
»»stalten des Landes die Anschaffung desselben zur Pflicht
>»acht.

— Über eine ncue Publikation des Kstcrreichischen
Muscums, welche als ErgebniS der kürzlich in Wien veran-
Iialteten historischen Broiize-Ausstellung ostasiatische Bronze-
gefäße und Geräte vorführt, schreibt W. Lübke in der Münch.
Aüg. Zeitg.: „Auf 28 Foliotafeln ist eine große Anzahl diescr
werkwürdigen Gefäße, größtenteils der Sammlung des Grafen
Bichi, angehörig, unter Leitung vonProfessorH. Herdtle von
«chülern der Kunstgewerbeschiile des Museums aufgenommen
»nd dargestellt worden. Die Mehrzahl dieser Gefäße ist in
natürlicher Größe vorgeführt, und zwar in geometrischer Dar-
Uellung, in Aufrissen mit den erforderlichen Profilsn, Durch-
lchmtten, Seitenansichten und Grundriffen, so daß für die
uachbildende Technik alles zur praktischen Benutzung Not-
vendige dargeboten wird. Es ist keine Frage, daß diese Art

der Darstellung vortresflich geeignet ist, zunächst cin für
Schulen verwendbares Material zu gewähren, reichen Stoff
zu Übungen im Projektiouszeichnen zu bieten, das unseren
Kunsthandwerkern stets viel zu schaffen macht. Sodann aber
darf nicht verkannt werden, daß diese chinesischen, zum Teil
auch japanischen Vasen, Gießgefäße u. dgl. manchmal durch
einen geradezu klassischen Aufbau und Umriß sich auszeichnen.
Das Priiizip der ostasiatischen Gefäßbildnerei wurzelt in dem
Bestreben, dem Gefätz fast alle plastischen Gliederungen zu
entziehen und es dadurch zur Aufnahme einer Flächendekora-
tion geeignet zu machen, auf welcher der künstlerische Reiz
dieser technisch meisterhaft behandelten Werke bcruht. Die
originelle Ornamentik dieser Werke ist in der Publikation nur
teilweise angedeutet, weil man mit Recht von dem Gesichts-
punkt ausging, daß nicht diese vielsach wunderliche, aus den
spezifischen Anschauungen jener fremdartigen Völker hervor-
gegaugene Ornamentik, sondern weit mehr die Gesamtanlage
der Werke für unser Kunstgewerbe das Nachahmenswerte und
Anregende sei. Es ist nicht zu bezweifeln, daß in diesem
Sinne unsere Kunstindustrie aus solchsn Publikationen be-
fruchtende Anregungen gewinnen kann; denu in der That ist
das Stilgefühl bei der autzerordentlichen Mannigfaltigkeit dcr
Formen ein sehr beachtenswertes und prügt sich namentlich
auch in den an den Henkeln, Füßen, Ausgüssen u. s. w. ver-
wendeten Thierformen charakteristisch aus."

Aunsthistorisches.

— Aus Goslar wird dem Leipz. Tagebl. geschrieben:
Jmmer mehr gewinnen die Ausgrabungen auf deni St. Georgen-
berge an Umfang uud Jntcresse. Jedoch bis das ganze Fun-
dament diesss großartigen Kloster- und Kirchenbaues an das
Tageslicht kommt, wird wohl noch mancher Arbcitstag ver-
gehen und mancher Karren Erde abgefahren werden niüssen.
Letzthin hat man nun die Grundmauern des Hochaltars der
Kirche bloßgelegt und ebenso die der dazu gehörigen Seiten-
altäre. Jeder gefundene Stein zeugt von sorgsültiger, schöner
Arbeit, und die Gruudmauern sind so regelrecht und kunst-
voll gefügt aufgefunden, daß man denken kann, sie seien erst
kürzlich erbaut und nicht vor 406 Jahren. Ferncr sind auch
mehrere Säulen und Sockel, cbenfalls sehr schön gemeißelt,
zu Tage gebracht worden und in einigen derselbsn sind Orna-
mente, als Kreuze und dergleichen, eingegraben. Mauerreste
verkllnden den Anfang des hohen Chores. Weiterhin hat
man einen Gang aufgedeckt und auch zum Teil ausgegraben,
dessen Seitenmauern noch ganz sesten Halt haben und an
denen noch der weißliche Putzkalk zu sehen ist. Dieser früher
gewölbte Gang mag wohl vom Kloster zur Kirche, geführt
haben. Ebenso fand man bemalte Kachelüberreste von Üfen; im
westlichen Teile der Kirche entdeckte man ein Grab und in
dsmselben ein noch ganz gut erhaltenes Skelett. Das Grab
ist, nachdem von dem Skelett ein zahnreicher Kiefer aufbc-
wahrt, wieder zugeschllttet worden. Das Begräbnisgewölbe
der einstigen Klosterobersten, welches man in dem erwähnten
Grabe zu finden glaubte, ist noch nicht aufgefunden, es be-
findet sich gewiß unter dem Hochaltare; doch um zu demselben
zu gelangen, müssen dis Arbciten erst weiter fortschreiten -
So gewiuiit man jetzt nach und nach durch die Fuudamente
cinen Überblick dieses einst herrlichen Baues, der noch schöner
erscheint als das in frllhsren Zeiten auf einem Berge gegen-
über liegende Petersstift, dessen Grundmaucrn vor mehrerer
Jahresfrist bloßgelegt wurden. Dieses Petersstift wurde
ebenfalls im Jahre 1527 von den Goslariensern zerstört, nni
dem Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig, der
als grimmiger Feind gezogen kam, nicht durch dasselbe eine
Gelegenheit zum Festsetzen zu geben.

Aonkurrenzen.

— Preis Stassart. Die belgische A.oacksmis roMs cks8
seisuess sto. hat einen Preis von 1060 Frcs. für die beste
Arbeit überLeben und Werke des David Teniers zu ver-
geben. Manuskripte müssen bis zum l. Februar 1886 ein-
gesendet werden.

Aersonalnachrichten.

* Oberbaurat Fr. Schmidt in Wien erhielt den königl.
bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst.'
 
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