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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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Langl, J.: Die elektrische Ausstellung in Wien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0054

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Die elektrische Ausstellung in Wisn.

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leuchtungssysteme in Probe zu ziehen, drei Säle mit
etwa 160 Kunstwerken ciusgestattet. Der erste hatte
Sosfitenbeleuchtung mit Lane-Fox-Gliihlampen, der
zweite die freihängende Lampe-Soleil und der dritte
wieder Soffitenlicht mit Edison-Glühlampen. Die
Versuche, die in Wien wiederholt mit Gas- und elek-
trischem Lichte in der Beleuchtung von Bildersälen —
und mitunter mit ganz hiibschem Ersolge — gemacht
wurden, legteu für eine elektrische Ausstellung die Pflicht
nahe, in dieser Hinsicht Gelegenheit zu eingehendem
Studium zu bieten, damit für die Zukunft das Beste
acceptirtwerden könne. Die gemachtenExperimente haben
nun gewisse Grundbedingungen festgestellt, an die man
sich wird halten müssen, wenngleich die Akten iiber den
Gegenstand noch nicht als geschloffen zu betrachten sind.
So viel steht wohl fest, daß das Glühlicht dem Bogen-
licht oder selbst der Kombination mit dem Bogenlicht
vorziehen ist, und zwar als Oberlicht, durch Sosfiten
maskirt. Durch entsprechende Reflexschirme wird ein
gleichmäßiges Verteilen der Strahlen auf der Wand-
fläche anzustreben sein. Letzteres war bei den Lane-
Fox-Lampen besser gelungen, als bei den Glühlichtern
Edisons, wo die zu grell beleuchteten oberen Bilder
die unteren schlugen. Unzureichend waren die Soleil-
Lampen, die erstens nicht gut placirt und dann in zu
geriuger Anzahl vorhanden waren, um den Naum
genügend zu erhellen, abgesehen von der nicht vorteil-
haften Farbe des Lichtes. Das Glühlicht ist ausge-
sprochen gelb; das Lane-Fox-Glühlicht noch mehr als
das Licht der Edisonlampe. Die Bilder erscheinen da-
her in einen warmen, angenehmen Ton getaucht,
wenngleich in den Farben manche Alterationen statt-
finden. So schlägt Kobaltblau ganz ausfallend ins
Grün, was dieLampe-Soleil mit ihrem glühenden Mar-
mor orange-violett färbt; Gelb erscheint unter der
Lampe-Soleil dunkler orange, während das Glühlicht
diese Farbe bleicht. Violett wird unter ersterem Licht
kälter, dagegen vom Glühlicht wenig alterirt, des-
gleichen Hellgrün; Rot bleibt beiderseits ziemlich im
gleichen, nur in den tieferen Tönen werden beide
Farben unter der Lampe-Soleil undurchsichtig und tintig.
Es sprechen alsv diese Wahrnehmungen entschieden zu
gunsteu des Glühlichts, welches llberdies auch für die
Plastik ganz vorteilhafte Effekte bietet. Bei Gips er-
scheinen sowohl die Lichter als die Schatten in einem
warmen, angenehmen Ton, in dem Lie Modellirung
durchsichtig und klar zu Geltung gelangt. Bilder in
transparenten Tönen gemalt, gewinnen entschieden
unter der Glühlampe, wogegen in schwerer Farbe die
Mitteltöne verloren gehen. Schäffers „Felsenwaud"
erfuhr selbst unter der Soleillampe eine Steigerung des
Effektes, wogegen z. B. Munschs „Wiesbachhorn" im
Glühlicht grau und schwer erschien. Noch übler er-

ging es dem tiesen Grün in Hlavaceks „Blick auf
Klosterneuburg". Bei Canons Porträt dagegen ver-
dufteten wieder die gelben Lasuren in den Orange-
strahlen der Soleillampe. Daraus nun den Künstlern
die Lehre erwachse, daß nicht jedes Bild vor die
Lampen taugt und daß die Objekte wohl zu wählen
sind, die vor der elektrischen Lampe auch ihren Tages-
wert zu behaupten vermögen.

Nach der anderen Seite hin aber soll wieder das
künstliche Licht für das Kunstwerk nicht zur bestechen-
den Schminke werden und der Käufer unter der Glllh-
lampe nicht Gefahr laufen, am nächsten Morgen mit
langem Gesichte vor seiner Erwerbung zu stehen. Die
Täuschungen oder vielleicht der Betrug der mimen-
den Kunst sollen uns nicht durch den elektrischen Strom
in die bildende Kunst eingeschmuggelt werden, — wobei
aber keinesfalls den Grazicn drüben in der „Asphaleia"
zu nahe getretcn sein soll. Das wahrhaft Schöne bleibt
hübcn wie drüben schön, sowvhl unter der lainps soloil
ölsotrigns als unter lainps solsil naturells. Ilnter
den ausgestellten Gemälden war auch einiges Neue;
so eine Anzahl landschaftliche Scenerien naturhistori-
schen Charakters, bestimmt für das neue k. k. Hof-
museum. Es arbeitet daran bekanntlich die ganze Gilde
der vorzüglichsten Landschafter Wiens, und schon nach
den vorliegenden Arbeiten von R. Nuß, L. H. Fischer,
Darnaut, Jul. Blaas, Hasch, Schindler,Lichten-
fels :c. zu urteilen, wird der ganze Cyklus ein künst-
lerisches und zugleich wiffenschaftliches Ilnicum werden,
das sowohl dem geistigen Dirigenten (Hofrat v. Hoch-
stetter) als den einzelnen daran beteiligten Künstlern zur
Ehre gereichen wird. Jn der Plastik waren Benk,
Wagner, Kundmann, Schmidgruber, Swerzek
und Tilgner durch vorzügliche Arbeiten vertreten.
Nur schade, daß den Bildwerken nicht speziell ein Saal
mit eigens hierzu regulirter Beleuchtung gewidmet
war; die Effekte wären sicherlich bedeutender gewesen;
doch können die Herren mit ihrem Erfolge vor dem
elektrischen Lichte ganz zufrieden sein.

Zum Schlusse nur noch ein Wort über die Photo-
graphie auf der elektrischen Ausstellung. Es mußte
befremden, daß in dieser Hinsicht weder an Ort und
Stelle Experimente gemacht wurden, noch in diesem
Genre Versuche in küustlerischer und wiffenschaftlicher
Beziehung im größeren Maßstabe vorgeführt waren; und
doch hat auch fllr die Photographie das elektrische Licht
eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Dies zeigte
schon der einzige Aussteller, Lewitzky, Hofphotograph
in St. Petersburg, in seinen bei elektrischem Lichte auf-
genommenen Porträts und Gruppen, die in zarter
Modellirung und feinem Ton den Tagesaufnahmen in
nichts nachstehen. Und welch ein Vorteil ist es für
die Aufnahme, an keine Tageszeit gebunden zu sein,
 
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