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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0121

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Kunstlitteratur. - Kunsthistorisches. - Personalnachrichte». Kunstvereine. Sainmlungen rc.

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Seekiiste nach Villerville, wo er, ergriffe» von der Majestät
des Meeres, fortan in der Nachdichtung seiner Scenerien den
stiner eigentümlichen Begabung zusagenden Boden fand.
Schon 1875 gewann er mit dem Bild eine Me-

daille dritter, 1878 mit dem Lnterrsmsiit ü Viitsrviiis,
seiner besten Schöpfung, die der Aufnahme in die Sammlung
dcs Luxembourg gewürdigt wurds, eine solche zweiter Klasse
M Salon. Seither folgten sich seine Gemälde in schneller
Aufeinanderfolge, darunter als bemerkenswerteste: Im temms
lin xsslisur (1878), Osxait poui ia iiseiis (1879), 8x-voto
(188N), I-'Iioiiims ä i'ansre (1881), Niss ä i'sau (1883), —
sämtlich Darstellungen, die das Leben und Weben des Meeres
in Verbindung mit jenem der daran geknüpften menschlichen
Existenzen zum Gegenstands haben, und in denen sich Frische
der Auffassung mit tüchtigem malerischen Können paart.

6. v. I'. Iean Baptiste Lesucur, Doyen der Akademie der
schöncn Künste und wohl der älteste unter den Architekten
Frankreichs, ist am 20. Dczember in vollendetem 89. Lebens-
jahre zu Paris gestorben. Geboren zu Clairefontaine am
k>. Oktober 1794, ward er mit 17 Jahren in die Loois ciss
bsaux-arts aufgenommen, wo er als Schüler Merciers, später
Famins, 1811 den zweiten, 1819 den großen Preis für Archi-
tektur gewann, welch letzterer ihn sür mehrere Jahre nach Rom
führte. Von dort sandte er eine bemcrkenswerte Restauration
der Basilica Ulpia am Trajansforum als Preisarbeit ein.
Die erste bedeutendere Arbeit, die er nach seiner Rückknnft
nusführte, war der Bau der Kirche zn Vineennes. Von
1830—1840 führte er sodann mit Godde den Erweiternngs-
ban des Hotel de Ville durch. Außerdem entwarf er die
Plane fllr das Mnsikkonservatorium zu Genf und für zahl-
reiche Privatbauten in Pnris. Seit 1840 Mitglied des Jn-
stituts, ward er kurz darauf als Professor der Architektur an
die Lcois <1ss Iieaux-aits bernfen und zum Architekten der
Stadt Paris ernannt. Auf litterarischem Gebiete hat sich
Lesueur durch die beiden Werke: Ilistoiis st tiisoiis äs
i'aisiiitsotuis und OiiroiioIoKis äss rois ü'LZnits einen
Namen gemacht; das letzters wurde seinerzeit sogar von der
^.caäsuiie cies iiisoiiiitioiis et bsiies Isttres gekrönt.

Aunstlitteratur.

X. — Dic vii»liotlis«ius <Is l'snssinnsnn-nt «Itz8
tis.nix-itrt«, welche mit Unterstützung der Administration
der schönen Künste in Paris bei A. Quantin erscheint,
ist kürzlich wieder um eine Anzahl neuer Bände vermehrt
worden. Es sind die folgenden: Lsäaiiiss st inoiiuaiss von
Fr. Lenormant, NMioioAis ÜFurss cis 1a Oreos von
Max Colignon, I-a xeiuturs iilawaucis von A. I. Wau-
tors, 1,'L.rt Bxüantiu von C. Bayet. Jeder dieser Klein-
Oktnvbände umfaßt gegen 40(1 Seiten und ist reich mit zinko-
typirten Jllustrationen ausgestattet. Der Preis jedes Bandes
beträgt nur 4 Franken.

Auusthistorisches.

In der Kirche St.-Ouen z« Rouen, einem gotischen
Vau des beginnenden 14. Jahrhunderts, sind in der Kapelle
dcs heil. Franziskus (auch Oiiaxsiis ciu Uo)- benannt) neuer-
lich Wandmalereien aufgedeckt worden, die bis auf die
Erbauungszeit der Kirche zurückzugehon scheinen und wohl
während der ersten Revolution übertüncht worden sein
wögen. Das Hauptbild ist eins Darstellung der himmlischen
Seligkeit: Gottvater thront mit dsr Welt in den Händen in
ber Mitte desselben, der heilige Geist schwebt als weiße Taube
von ihm hernieder qegen die Engelchöre und Heiligen, die
anbetend zu seinen Füßen angeordnet sind. Die Gewölbe-
felder sind mit Seraphsköpfen und Gestalten flieqender Enqel

ausgefüllt.

.. st'D 2» Nimcs wurde bei Gelegenheit von Grabarbeiten,
me mit der Anlage eines neuen Stadtteils zusammen-
hangen, ein prächtiges römisches Mosaik entdeckt, welches
nach dem Urtheil von Kennern selbst in den Museen Jtaliens
kaum seinesgleichen findet. Obgleich es noch nicht völlig
Mfgedeckt ist, konnte man doch schon seine Ausdehnung, den
degenstand der Darstellung sowie die Vortrefflichkeit der
Fusführung und die tadellose Erhaltung feststellen. Das Bild
nrmmt etwa eine Fläche von zwöls Quadratmetern ein und

stellt die Huldigung einer besiegten Völkerschaft vor einem
römischen Kniser dar. Dieser sitzt in seinem Palast auf dem
Throne, an deu sich eine nur von leichten Schleiergcwändorn
umhüllte weibliche Gestalt — wohl die Personifikation des
Sieges — lehnt. Zwei Personen führcn vor dem Throne
cinen Löwen und einen Eber — etwa die Symbole der Macht
und Stärke des unterworfenen Volkes — vorbei, gefolgt von
einem römischen Krieger als Wache; hinter ihnen zieht eine
Schar von Gefangenen oder Sklaven einher. Die ganze
Scene ist von einer reichen dekorativen Umrahmung um-
schlossen. Komposition und Zeichnung verraten hohen Ge-
fchmack; sie, wie auch der harmonische Reichtum der Farben-
wirkung, deuten auf das Werk eines hervorragenden Künstlers
der besten, etwa Augusteischen Epoche. Der kostbare Fund
wird in dem städtischen Museum geborgen werden.

Personalnachrichten.

O.V.IC. vr. Wilh. Gurlitt, a. o. Professor für klassische
Archäologie an der Universität zu Graz, wurde zum Konser-
vator der Centralkommission für Erhaltung der Kunst- und
historischcn Denkmale für den Bereich von Steiermark ernannt.

0. v. I'. Prof. Ludmig Mayer wurde an Stelle dcs Pr.
Or. O. Seyffer, der aus Gesundheitsrücksichten seine Ent-
lassung nahm, zum Vorstand der Staatssammlung vaterlän-
discher Kunst- und Altsrtumsdenkmale und Jnspektor des
Medaillen-, Kunst- und Altertümerkabinets in Stuttgart
ornannt.

0. v. b'. Or. tiharles Wal-stein, Dozent der klassischen
Archäologie an der Universität zu Cambridgc, ist an Stelle
Prof. Sidney Colvins, der zum Küstos des Kupferstichkabinets
nm Britischen Museum gewählt wurde, zum Direktor des
Fitzwilliam-Museums in Cambridge ernannt worden.

Aunstvcreine.

In Ncapel ist unter dcm Protektorat der Königin
Margherita eine Gesellschaft für das Studium der Ge-
schichte der Miuiaturmalsrei gegründet worden. Jhr
Vorsitzender ist Cav. Bartol. Capasso, der gelehrte Kenner
neapolitanischer Geschichte, eines ihrer thcitigsten Mitglieder
Don Oderisio Piscicelli, Mönch in Montecassino, Herausgeber
UnisoAratia artistiea cii Uontsoassiiio.

Sammlungen und Ausstellungen.

0. v. I''. Im South-Kensington Museum ist seit kurzem
leihweise eine Auswahl aus den Kunstschätzen Mr. Drury
Fortnums ausgestellt, des bekannten Sammlers und
gelehrten Verfassers der Kataloge der Bronzcn und Majoliken
desselben Museums. Die vorgeführten Werke gehören in ihrer
überwiegenden Mehrzahl denn auch den ebengenannten Künst-
zweigen an. Die Bronzen, zumeist Werke der italienischen
Renaissance des 15. und 10. Jahrhunderts, repräsentiren
ebensowohl das Gebiet des Kunstgewerbes wie jenes der ide-
alen Skulptur. Unter den über dreißig Stücken der ersten
Kategorie (Schreibzeuge, Salzbehälter. Leuchter u. dgl.) findet
sich eine Replik des Leuchterpaares im Kensington-Museum,
das dort als Werk Pollajuolo's gilt, dann das schöne Tin-
tenfaß mit den geflügelten weiblichen Gsstalten — Sphinxen
oder Harpyien — an den Ecken, u. a. m. An figürlichen Bild-
werken ragen hervor: eine fußhohe Statuette Johannes des
Täufers, mit dem Kamelfell bekleidet, vermutungsweise
dem Donatello zugeschrieben; die Gruppe sines sitzenden ge-
fesselten Satyrs nnt einer Nymphe und einem Kupido an
seiner Seite und einem Kind zu seinsm Füßen (ehedem in
den Sammlungen Bernal und Uzielli); eine Plaqustte der
Grablegung Christi, unzweifelhaft der unmittelbaren Schule
Donatello's entstammend; ein Medaillon mit der Darstellung
Eliah's, der im feurigsn Wagsn gen Himmel fährt, als ein
Werk des Mantuaner Medailleurs Sperandio angesprochen;
endlich — das räumlich grötzts der ausgestellten Werke —
eine gleichzeitige Replik des Reliefs: „Triumph der Ariadne",
von der Bronzebasis des Jdolino in dcn Usfizien, die früher
dem Desiderio da Settignano und Vittorio Ghibsrti zuge-
schrieben, uunmehr allgemcin als ein Werk des spätern Cin-
quscsnto anerkennt wird. Unter den Majoliken fesseln die
Aufnierksamkeit des Knnstfreundes insbesondere drei Speci-
 
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