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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0198

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391

Kunstlitteratur.

392

aus der Mitte des 15. Jahrhunderts 9- Dieselbe ist
durch schrägstehende Eisenbänder in Rautenfelder ge-
teilt, welche mit den köstlichsten, fast filigranartigen
Ornamcnten aus getriebenem Eisen bedeckt sind, die
sich von abwechselnd roten und blauen Pergament-
unterlagen wirksani abhcben. Der Thürklopfer Laran
ist für sich ein kleines Meisterstück und die Ornamen-
tirung der Partie mit dem Schlüsselloche von höchst
origineller Ersindung. Ein Aufsatzschrank aus Eben-
holz aus dem 16- Jahrhundert vvm Schlosse Eggen-
berg bei Graz, ein schöner Bucheinband von gepreßtem
Leder mit getriebenen Bronzebeschlägen aus dem
15. Jahrhundert, Eigentnm der k. k. Univcrsitäts-
bibliothek in Graz, eine Serie von Thürklopfern, gotisch
und Renaissance, Zinnteller von 1567, deutschc Stein-
zeugkrllge und eine Serie von Prachtpartisanen und
Hellebarden vom l6. und 17. Jahrhundert ans dem
landschaftlichen Zeughause in Graz schließen das
erstc Heft.

Jm zweiten Hcfte sinden wir zunächst eine Ab-
bildung des Mittelraumes der Ausstellung mit der
großen schmiedeeisernen Brunnenlaube von Bruck a. M.
als Mittelstück, den zwei Renaissancethürverklcidungen
vom Schlosse Radmaunsdorf in Weiz und den fünf
gestickten Maultierdecken von Eggenberg als obere
Wanddekoration. Die Brunnenlaube aus dem Jahre
1626, wiedcrholt abgebildet und veröffcntlicht, ^) zählt
zu den brillantesten Schmiedeeisenwerken Deutschlands.
Es liegt ein eigener Reiz in der schwungvollcn, vft
fast verwirrten Führung Ler Eisenstäbe, die sich nach
zahllosen WinLungen an gewissen Konzentrations-
punkten der Konstruktivn zu mächtigen Volntenblumen
vereinen, die wie im Übermute des zähen, widerstands-
fähigen Materials ihre auf schlankcn Stielen baumeln-
den Häupter keck in die Luft hinausstrecken. Die
launige Jnschrift am Sockel nennt cinen Hans Praßer;
ob dersclbe aber der Gründer oder Stifter des Brun-
nens, oder der Künstler desselben war, bleibt unent-
schieden.

Das nächste Blatt bringt eine der obengenannten
Samtdccken, welche bei dem feierlichen Einzuge des
Fürstcn Johann Anton von Eggcnberg als außer-
ordentlicher Gesandter des Kaisers in Rom am 18. Juni
1638 Verwendung fanden. Sie enthält in reicher
plastischer Gold- und Seidenstickerei das Wappen der
Eggcnberger, umgeben von einem opnlenten Ranken-
werk in Gold, von Masken, Fruchtschnüren rc. und ist

1) Jn Farben abgebildet: Heider und Eitelberger, Kunst-
denkmale des österreichischen Kaiserstaates, und bssprochen
in den Mitteilungen der k. k. Centralkommission, 1ö. Bd.,
S. 48.

2) Mitteilungen der k. k. Centralkommission, 15. Band,
S. «i.1.

ein glänzendes Zeugnis der etwas schwersälligen Pracht-
enlsaltung jener Zeit. Es fvlgt dann eine der gc-
nannten Thiirverklcidnngen vom Schlosse Radmanns-
dorf in deutscher Nenaisiance nnd zwar aus jener
srühen Zeit, 1563, in welcher das System der Eisen-
beschläge, des Nägel- und Nietenwerkes, sinnlos in
Holz und Stcin ausgeführt, das Spstem der Hvrner
nnd überladencn Kartouchen noch nicht den Organis-
mus des Aufbaues verwirrte nnd störte. Als bei der
Restauration der zwei Thürverkteidungen (und zwar
bei der anderen, hier nicht abgebildetcn) eine intarsirtc
Holztafel am Sockel abgenommen wurde, zeigten sich
auf dem inncren rohen Holze folgende Jnschriften:
Mseister?) Niclas Keutthel von Lundershausen nahe
bei Heldrungen gelegen im lantt zu Donringen hatt
mich gemachtt 1564, dann unterhalb: „Michael
Czschidnich von Camcnz in der Oberlausitz hatt mich
gemachtt s.nno 15 in 64 jar." Der zweite Religuien-
schrein vom Dome in Graz, ein 1,6 in Durchmesscr
haltender polychromer Totcnschild des Franz Freiherrn
auf Pernegg von 1615, ein schmiedeeisernes Thürgitter
aus dcm Ende des 16. Jahrhunderts, drci Bronze-
uhren in Turmform, die schöne geätzte Rüstung des
Obersten Colonna-Fels, ein Zinnkrug mit alkegorischen
Figuren und ein doppelthüriger Schrank mit reichem
Jntarsiaschmuck vvllenden dieses Heft.

Das dritte Hest bringt dns herrliche Taufbccken
samt Kanne der Grafen von Herberstein, eine Augs-
burger Arbcit vom Endc des 16. Jahrhunderts, auö
Silber, vergoldet mit Emails.i) Wcniger durch Schön-
heit der Form ausfallend, als histvrisch interesiant ist
die Dvppclsänfte mit dem Wappen der Bathori. Dic-
selbe hat zwei gegenliegende Sitze, so daß die darinnen
Sitzenden beguem miteinander sprechen können, Spritz-
leder für die Füße und cin Dach, auf vier samtübcr-
zogcncn Stützen ruhend. Sie ist Eigcntum des land-
schaftlichen Zeughauses in Graz, und da ein Bathori,
nämlich Sigmund, die Tochtcr Erzherzogs Carl II.,
Maria Christinc, heiratete, so wird man kaum fehl-
gehen, wenn man die Sänste diesem Ehepaar als
einstiges Eigentum zuschreibt. Ein großer geschnitzter
Schrank im Rcnaissancestile, desien mächtiger, aus
Blattornamenten aufgebauter Giebel merkwürdigerwcisc
an arabische Motive anklingt, eine geschnitzte Truhe
italienischer Abstammung, beide aus dem 17. Jahr-
hundert; eine geätzte Eisenkassette, ein gotisches Thür-
schloßblech mit reichem, technisch originell durchgcführtcn
heraldischem Zierwerk, eine geätzte Reiterrllstung, ein
kostbarer Bucheinband von 1592 aus dem Stifte Rein,
eine Sammlung von Kacheln und Gesimsstücken von

1) Galvanoplastische Kopie im Österreichischen Museum
für Kunst und Jndustrie.
 
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