Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0261

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
517

Kunstvereme, — Saminlungen und Audstellungen, — Vermijchte Nachrichten,

518

Aunstvereinc.

U. Ostdcutschcr Kunstvcrein. Jin Anschluß an das in
Nr, 25 dieser Zeitschrift enthaltene Referat übcr die Grün-
dung eines Kunstversins in Posen, und zur Wahrung
der Interessen der dem Ostdeutschen Kunstverein angehören-
den Vereine in Tilsit und Memel inögen folgende Bemerkungen
hier Platz finden, Die Kunstvereine in Tilsit und Memel
bestehen ssit dem Jahre 1862 und haben in dem Zeitraume
von 22 Jahren mit Ausnahme einer einmaligcn Nnter-
brechung während des deutsch-sranzösischen Krieges alle zwei
Jahre Geinälde-Ausstellungen veranstaltet, welchs ststs von
allen Kunststätten Deutschlands beschickt ivorden sind, Außer
diesen periodischen Ausstellungen sind inzwischen kleinere Aus-
stellungen ivertvoller Kunstwerke hervorragender Meister von
diesen Vereinen veranstaltet ivorden, Trotz der ungünstigen
Lage der Städte Memel und Tilsit und den daniit verknüpf-
ten bedeutenden Transportkosten haben die beiden Vereine
bisher mit dem inäßigen Jahresbeitrage von 3 Mk, gewirt-
schaftet und erst neuerdings den Beitrag auf 4 Mk, erhöht,
Bei jeder Ausstellung ist nicht nur eine angemessene Anzahl
guter Ölbilder und Kupferstiche zur Verlosung unter den Mit-
gliedern angekauft, sondern es sind auch stets namhafte An-
käuse von Privatleuten gemacht worden, und es ist in dieser Be-
ziehung kein Rückgang, sondern eher eine Steigerung bemerkbar
hervorgetreten. Die letzte Ausstellung von 1882 erzielte einen
Ankaus von 25 Geinälden im Gesamtiverte von 6050 Mk,
Erst iin Jahrs 1880 'entstanden in Bromberg und Thorn
Kunstvereine, welche sich nun den Vereinen in Tilsit u»d
Memel zu einein Vsrbande anschlossen, Die Ausstsllungen
von 1880 und 1882 sind von diesem Verbande in einem zu-
sainmeuhängenden TurnuS veranstaltet worden, haben aber
weder in Rücksicht auf den Kunstwert noch in materieller Be-
ziehung die erhofften Resultate erzielt; es sind vielmehr in
betreff der Kosten bei allen vier Vereinen ganz ungünstige
Abschlüsse zu verzeichnen gewesen, und diese inateriellen Miß-
erfolge habsn wesentlich wohl den Wiederaustritt der Vereine
Broinberg und Thorn herbeigeführt. Die Vereine Tilsit und
Memel, welchs nunmehr wie früher wieder auf sich allein an-
gewiesen sind, können init Genugthuung und Befriedigung auf
ihre bisherigen Bestrebungen und Erfolge zurückblicken und
haben daher auch im Hinblick auf dis ihnen gesteckten hohen
Ziele nicht gezögert, an die Veranstaltung der in diesem
Jahre fälligen Äusstellung rüstig heran zu gehen, Dieselbe
ist am 13. April in Tilsit, am 10, Mai in Memel er-
ösfnet und wird am 1, Juni geschlossen werden. Die
beiden Vereine bestehen also noch, und es ist kein Grund vor-
handen, an ihrem Fortbestande zu zweifeln, Wir wünschen
dem jungen Verein in Posen fröhliches Gedeihen und die
besten Erfolge, dürfen aber wohl dieselbe freundliche Teil-
nahme für die Brüder in Tilsit und Memel in Anspruch
nehmen.

Sammlungen und Ausstellungen.

ss Dcr österreichische Kunstverein hat in seinen Räumen
eine „JagdauSstellung" inscenirt, in der alles, was von Kunst
und Kunstindustrie auf das edle Waidwerk Bezug hat, in
hübscher Anordnung zur Anschauung gebracht wird, Die
verschiedsnen Säle wurden zu diesem Zwecke eigens dekorirt,
mit Jagdtrophäen versehen und mit natürlichem Grün ausge-
stattet, so daß sich der Beschauer in ein vornehmes Jagdschloß
versetzt findet. Das Hauptinteresss konzentrirt sich selbstver-
ständlich auf die Jagdgemäldegalerie, dis in Ölgemälden,
Skizzen und Zeichnungen das Waidmannsleben nach den
verschiedensten Richtungen hin illustrirt, Es ist darunter wohl
visl Altes und Oftgesehenes, aber immerhin bietet diese
Spezialkollektion der Jagdmaler genug interessante Momente,
um es zu vsrdienen, angesehen zu wsrden, Nur schade,
daß der Altvater der Jagd- und Wildmalerei, Fr. Gauer-
mann, gar so spärlich vertreten ist! Ein einziges größeres
Bild: „Der erlegte Bär", aus der Sammlung des Prinzen
Sachsen-Koburg-Gotha, hat sich eingefunden und dazu kominen
ein paar kleinere Arbeiten, die nicht gerade zu seinen
bssten gehören, Von Hamilton, an welchen sich ebenfalls
ein lokalss Jnteresse knüpft, sind vier trefflich durchge-
führte Bilder vorhanden; sie gehören der Sammlung des

Fürsten Schwarzenberg an, Von der älteren Linie der
Jagdmaler ist nur noch Verboeckhoven mit einem ganz
vorzüglich gemalten Hochwildsidyll zu erwähnen und Max
Haider mit Studien zu seinen zahlreichen Jllustrations-
werken, das Jagdleben bstrsffend, Wer hätte nicht „Hsrrn
Petermanns Jagdbuch" in den Händen gehabt und sich an
den drolligen Jagderlebnissen ergötzt, die darin mit ebensoviel
Humor als künstlerischer Verve verewigt sind! Die ausgestell-
ten Federzsichnungen — es dürften deren einige Hundert
sein — zeigen, welche intime Vertrautheit der Künstler mit
dem Jagdleben in jeder Richtung besessen. Von den neueren
Jagdmalern gebührt wohl ohne Frage Fr, Pausinger der
Vortritt, Er ist ebenfalls mehr Zeichner als Maler, aber
als solcher ein unübertrefflicher Meister, Seine Kohlskartons,
die verschiedenen Lebensbilder der Jagdtierwelt behandelnd,
sind in naturwahrer Auffassung und stimmungsvoller Durch-
führung bekanntermaßen Perlen dieses Genres. Er belauscht
das Hochwild in seinen entlegensten Winkeln und offenbart
im Vortrag eine llnmittelbarksit, die unter den modernen
Jllustratoren des Waidwerks selten zu treffen ist, — Wil-
helm Richter schildert in seinen Bildern und Studien
den edlen Jagdsport in höheren und höchsten Kreisen, Er
gewinnt den nicht immer künstlerisch dankbaren Parforce-
jagd-Motiven die besten Seiten ab und weiß die land-
schaftlichs Dekoration der Scenerie malerisch anzupassen,
Das Hauptinteresse liegt dabei sreilich immer in der darge-
stellten Lokalität und in den Porträts der Jagdteilnehmer
A. Schrödl führt uns in größeren Bildern in urwäldliche
Einsamkeiten oder nach den verlassenen Triften des Hoch-
gebirges. Ganz treffliche Jagd- und Wildstücke sinden sich
serner von dem Düsseldorfsr Maler Hans Deiker, zumeist
aus der Galerie des Fürsten zu Solms-Braunfels, serner von
Benno Adam, Otto Grashey (München) und Arthur
Tiele (Wien), Von A, Zampis, dem erst kürzlich ver-
storbenen Wiener Künstler, hat sich ein großes Aquarell:
„Englische Fuchsjagd" eingefunden, welcheS ihn als Meister
dieses Genres trefflich reprüsentirt. Hans Canons „Rüdsn-
meister" (Eigentum des Grafen Wilczek), eine martialische
Gestalt, erinnert in Auffassung und Vortrag an alte nieder-
ländische Meister. Ausnehmend schwach ist das eigentliche
Jagdgenrebild vertreten, Vor allsm fehlt Mathias Schmidt,
Dagegen bieten landschaftliche Stimmungsbilder mit Jagd-
staffage eine erkleckliche Auslese, Davon sind wohl Conr,
Wimmers fein der Natur abgelauschte Studienblätter und
Ed, Ockels Motive märkischer Landschaften besonders her-
vorzuheben, Namentlich ist sein größeres Gemälde „Am
Stinnitzsee im Spätherbst", was Stimmung und koloristi-
schen Reiz anbelangt, eine vorzügliche Leistung, Der Katalog
bezeichnet das Bild infolge der Jagdausstellung nls „Märkische
Landschaft mit Rehen". Rehe sind aber auf dem ganzen Bilde
nicht zu findsn! Wahrscheinlich haben sie sich in das nahe
Wäldchen zurückgezogen,

Der Ostasienreisendc Guimet hat der Stadt Paris
sein „Museum der ostasiatischen Religionen" geschenkt,
welches außer etwa 14 000 Bänden oder Handschriftenrollen
an 25000 Kunstgegenstünds enthült, Die interessantestcn
Stücke desselben bildeten eine der Zierden der Ausstelluiig
des Trocadero im Jahre 1878. Das Ganze war bisher in
Lyon, der Vaterstadt des Sammlers, aufbewahrt, fand da
aber nicht die wünschsnswerte Beachtung, Guimet macht sich
überdies anheischig, jährlich 80—100000 Francs für den
Unterhalt des Museums und die Besoldung von Lehrern für
die asiatischen Sprachen hinzuzufügen, rvenii der Pariser Ge-
meinderat für die passende Unterbringung der Sammlung
und die sonst erforderlichen Lokalitäten zu sorgen sich ver-
pflichtet.

Vermischte Nachrichten.

Kv. Jn -cr Festsitzung des dcutschcn archäologischcn
Znstituts in Rom, womit dieses die Reihe seiner winterlichen
Zusammenkünfte ani 25, April abschloß, besprach Professor
Jordan aus Königsberg die wichtigen Entdeckungen, welche
in den letzten Monaten auf dem Forum stattgefunden hatten,
zunächst jene des Vestalenhauses, Er wies darauf hin, wie
der Kult der Vesta zusammeii mit dem der Laren u, Penatsn
 
Annotationen