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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.5805#0278

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551

Nekrologe. — Kunsthistorisches. — Personalnachrichten. — Sammlungen rc. — Vermischte Nachrichtsn.

552

spezifisch malsrischen Qualitäten bisher hartnäckig jeglicher
Reproduktionsmnnier entzogen haben. Zu ihnen gehört
Andreas Achenbach. an den sich, soviel wir wissen, nur zwei
Stecher (W. v. Abbema 1858 und K. B. Post 1861) gewagt
haben, ohne jedoch das dem Meister eigentümliche Gemisch
von Kraft und Geschmeidigkeit des Tones, von Energie und
tiefer Empfindung wiedergeben zu können. Erst mit den
beiden obenangeführtcn, auch in einer Düsseldorfer Korrespon-
denz d. Bl. lobend erwähnten Photogravüren ist das Problem,
Andreas Achenbach reproduziren zu können. in so übsrraschen-
der Vollkommenheit gelöst worden,' daß der Meister selbst
seine volle Zufriedenheit mit den Reproduktionen ausgespro-
chen hat. Jn der Wahl der Süjets ist E. Schulte sehr glück-
lich gewesen, dn beide Gemälde die unverwllstliche. nach
scheinbarem Ermatten sich immer wieder zusammsnfassende
Kraft des Meisters in der lebendigsten Weise veranschaulichen.
Die „Mondnacht" ist ein Seestück von höchstem dramatischen
Effekt: ein Kampf oben und unten, dort zwischen dem Monde
und der dunklen Wolkenwand, hier zwischen dem den Hafen
vcrlasfendsn Dampfer und den erregten, sich wild über-
fchlagenden Wellen. Die magischs Kraft des Lichts übt ihre
volle Wirkung, und die Schatten sind von einer Durchsichtig-
keit, welche nur durch einen äußerst sorgfältigen Druck er-
reicht werden konnte. Das andere Blatt stellt eine „Gebirgs-
mllhle" dar, an welcher ein durch einen kurz zuvor erfolgten
Gewitterregen angsschwollener Bach schnumend vorüberbraust.
Das Bild ist 1882 gemalt, zeigt aber in nllen Einzelheiten
die plastische Kraft des Meisters auf ihrer vollen Höhe. Die
beiden Blätter, welche sich ebensosehr zu einem edlen Zimmer-
schmucke wegen ihrer volltönigen Wirkung eignen, als sic
den Mappen der Sammler zur Zisrde gereichen, sollen in
zwei Ausgaben erscheinen. Die eine, lauter blpreuvss
ck'urtists, die mit der eigenhändigen Namensunterschrift des
Meisters versehen sind, ist vorzugsweise sür Sammler be-
stimmt und deshalb in einer beschränkten Anzahl von
Exemplaren gedruckt, wonach auch der Preis ein entsprechend
hoher ist. Die zweite, erheblich billigere wird später er-
scheinen. Ädolf Rosenberg.

Nekrologe.

x. — Der Maler Gustav Zundt hat sich, wie vor sieben
Zahren sein Freund, Karl Marchal, der Mnler des Xlsaae,
welcher durch einen Pistolenschutz endete, am 14. d. M. wäh-
rend eines Fieberanfalls ums Leben gebracht: er öffnete das
Fenster und stürzte sich auf die Gasse. Jundt wurde 1830
in Straßburg geboren, kam jung nach Paris in Drollings
Atelier, arbeitete mit ungewohnter Leichtigkeit und zeichnete
sich befonders durch seine Genrebilder aus dem elsässischen
Volksleben aus, wie „Die Einladüng zur Hochzeit", „Die
Heimkehr vom Feste", „Der Sonntagmorgen" u. s. w. Jm
Jahre 1872 stellte Jundt im Salon drei Bilder aus: „Vive
1a bstancs!", „I-es iutki'nes Iraugais gnittant 1a Zuisse"
und „Ivardre ckv idiosl". Letzteres Bild war so „zornig" ge-
halteu, daß es der Ausschuß nicht zur Aufnahine geeignet
fand. Jundts letztes Work war das bei Berger-Levrault
hernusgekommsne Album: „Hans". DieserHans ist ein Un-
geheuer, dessen Thaten Jundt abbildet: Hans ist schon als
Junge sehr gefräßig und verschlingt, je größer er wird, desto
mehr; aber ln der Fülle sciner Gefräßigkeit wird er vom
Blitze erschlagen und dient den schwarzen Vögeln zum Fraße.
„Hnns", so belehrt uns die„France", „ist der germanischeRiese;
scine Geschichte ist die des räuberischen und plünderungs-
süchtigen Preußen, dessen Legende Jundt für die seit dem
schrecklichen Jahre geborenen Geschlschter geschaffen hnt."
ES ist bemerkenswert, daß die wütendsten Preußenfeinde
meist Elsässer sind, in der bildenden Kunst so gut, wie auf
anderen Gebieten; das ist natürlich, denn sie miissen in Paris
desto heftiger ihr Franzosentum herauskshren, je leichter sie in
den Verdacht, heimliche Preußenfrsunde zu sein, geraten
könnten. iKöln. Z-itg.)

.1. L. Micrcuri ch. Jn Bukarest starb am 4. Mai der
berühmte römische Kupferstecher Mercuri. Jn Nom i»i
Jahre 1804 geboren, wurde er zuerst bekannt durch den vor-
trefflichen Stich von Leopold Roberts bekanntem Bilde: „Die
Heimkehr der neapolitanischen Schnitter", gegenwärtig im
Louvre. Der Erfolg, den dieser Stich hatte, veranlaßte

Mercuri während den Zahren 1832—1847 seinen Aufenthalt
in Paris zu nehmen. Die letzten Jahre seines Lebens ver-
brachte er meistens in Rom. Er starb im Hause seines
Schwiegersohnes Radulsscu in Bukarest, wo er sich zum Be-
suche befand. Paul Mercuri war ursprünglich Maler. Her-
vorragend unter seinen Arbeiten als Kupferstecher sind seine
Stiche nach vielen Bildern Delaroche's, namentlich jener nach
dem Gemälde, welches die Hinrichtung von Jane Grep dar-
stellt. Lange Jahre war er in Rom der Leiter der „Oaieo-
ß-raüa", welche sich jeyt im Besitze der italienischen Regierung
befindet. Zu seinen Zöglingen gehörte der tüchtige, leider
durch Selbstmord aus dem Leben geschiedene Aloisio Juvara.
Mercuri war Mitglied der Accademia di San Luca in Rom
und der königl. Akademis in Brüssel.

Aunsthistorisches.

.1. 8. Fund einer römischen Villa. Eine wichtige Ent-
deckung wurde zwischen der Eisenbahnstation Ciampino unv
der kleinen albanischen Gebirgsstadt Marino gemacht. Die-
selbe betrifft eine ausgedehnte römische Villa, welche nach den
aufgefundenen Jnschriften erst einer Familie namens Messalla,
später einen „Voconius Pollio" gehörte. Bis jetzt wurden
mehrere Zimmer teils mit Mosaikfußböden, teils mit Mar-
morgetäfel aufgesunden Auch an Werken der Skulptur fehlt
es nicht. Die „Italie" behauptet, daß sich darunter als be-
sonders hervorragsnd befinden: eine Kinderstatue, ein Pro-
metheustorso, eine gsflügelte Victoria, Bruchstücke einer Vase
mit Figuren, Fragmente von Kandslabern mit Blätterorna-
mentirüng, ein Faun mit einem Schlauch, ein großer Adler.
eine Apollostatue (über die Natur groß), ein Faustkämpfer,
ein Marsyas, ein Herkules mit dem Löwensell auf dem
Arme. Besonders wird dis Hand eines Diskuswerfers wegen
ihrer hervorragenden Schönheit gerühmt. Man hat die
Hoffnung noch nicht aufgegeben, auch die Figur zu dieseni
Bruchstücke zu entdecken.

-- (sili großes Zugendbild von Lionardo, den Aufsr-
standenen zwischen den Heiligen Lionardus und Lucia dar-
stellend, mit vorzüglich schöner Landschaft, soll im Tepot des
Berliner Museums ausgefunden worden sein. Die Erhal-
tung wird als eine sehr gute bezeichnet. Näheres bleibt ab-
zuwarten.

personalnachrichten.

Professor Ludwig Kiiaus ist auf seiu wicderholtes
Ersuchen durch den Kultusminister von der Leitung deS
Meisterateliers bei der Akademie der Künste in Berlin ent-
bunden worden. Er ist zu diesem Entschlusse durch die Er-
wägung bestimmt worden, daß die Unterrichts-Thätigkeit ihn
zu sehr in seincn eigenen schöpferischen Arbciten stört. Jn
seiner Eigenschaft als Leiter eines Meisterateliers war
L. Knaus zugleich Mitglied des Senats der Akademle. Da
der Künstler durch Niederlegung jenes Postsns aufhört.
Senator der Akademie zu sein, so hat ihn der Senat jctzt
an Stelle des verstorbenen Professors Gustav Richter wieder
zum Mitglied disser Körperschaft gewählt.

5ammlungen und Ausstellungen.

« Das „Leichenbcgäiigiiis" von AloyS Fcllmaiin in
Düsseldorf, dessen in der Chronik Nr. 3, Sp. 35 gedacht
murde, ist vor kurzem von der Verwaltung der großherzogl.
Kunsthalle in Karlsruhe zum Preise von 10000 Mk. ange-
kauft worden.

Vermischte Nachrichten.

.1.11. Neues Frescobild in der Laterankirche. Der Papst
beaustragte der Maler Grandi, in der jetzt wiederhergestellten
Apsis der Laterankirche in Rom ein großes historisches
Frescobild zu malen. Seinen Vorgängern Leo X., Julius II.
und Sixtus V. solgend, hat Leo XIII. verfügt, daß sein
Bild darauf verewigt werde, indem dasselbe den Moment
 
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