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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 19.1884

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645

Vermischte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt.

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entgegen und scheinen ihnen Einhalt zu gebieten- Ob dieses
Ansinnens lodert in den heidnischen Priestern vollberechtigter
Zorn auf, und es hat wohl die Annahme Grund, daß die
Katastrophe nicht lange auf sich warten läßt. Auch in diesem
fesselnden Werke tritt die bekannte Eigentümlichkeit des
Künstlers zu Tage, welche darin besteht, daß er die Land-
schaft mit der Figureiistaffage derart in Verbindung setzt,
daß letztere eine selbständige Bedeutung gewinnt, welche hin-
wiederum durch den Geist der Landschaft erläutert wird.
Demselben Prinzip begegnen wir schon in Riefstahls srühe-
sten Bildern, wie der „Feldandacht der Passeirer Hirten" (in
der Berliner Nationalgalerie) rc. Otto Sinding macht uns
mit der Dnglinga-Sage seiner norwegischen Heimat vom
König Hake bekannt, der, als sr das Ende seiner Tage her-
annahen fühlte, die Leichen in der Schlacht erschlagener Helden
auf sein Schiff bringen und dies in Brand stecken ließ. Als
dies geschehen war, bestieg er es selber und kam auf dem-
selben in den Flammen um, während es mit vom Winde
geschwellten Segel durch die Klippen der „Scheeren" ins
hohe Meer hinaus glitt. Wie sehen König Haks auf dem
Hinterteil des Fahrzeuges zwischen Leichen den näher kom-
menden Flammen entgegenschauen, während am Strand ein
junger Schäfer schreckerfüllt nach dem brenncnden Schiffe
hinüberstarrt. Hermann Arnold brachte in seiner „Dorf-
gallerie" eine köstliche Sammlung von oberbaprischen Volks-
typen und Adolf Lüben einen „Holzknecht", der Defregger
alle Ehre machen würde, Wilh. Räuber endlich eine lsbens-
volle „Falkenjagd" im siebzehnten Jahrhundert.

Vermischte Nachrichten.

6. 0. tzudwig Nichters Totcnfeier. Die Dresdcner Kunst-
genossenschaft veranstaltete am Sonntag den 6. Juli eine er-
greifende Totenfeier für Ludwig Richter in der mit der
Kolossalbüste des Meisters, dem umstorten Genossenschafts-
banner und reicher Palmendekoration geschmückten Aula des
Polytechnikums. Ss. Majestät der König, Prinz Georg,
mehrere Minister und hohe Beamte, die Dresdsner Künstler-
schaft waren erschisnen, um dem Meister die letzte Ehre
zu erweisen. Dis Feier wurde 'eingeleitet und abgeschlossen
durch Vorträge des Männergesangvereines „Orpheus", welche
der Liederkomponist Reinhold Becker vortrefflich dirigirte.
Die Aula erwies sich als ein akustisch sehr günstiger
Raum, so daß der edle Gesang vorzüglich zur Geltiing
kam. Die Festrede hielt Prof. Treu, der sich mit großem
Geschick der seinem Studienkreise ferner liegenden Aufgabe
erledigte und namentlich mit warmer Begeisterung die mensch-
lichen' Eigenschaften des großen Entschlafenen schilderte.
Hoffentlich wird die Festrede bald einem weiteren Kreise
durch den Druck zugänglich gemacht. — Unmittelbar vor der
Totenfeier fand die Eröffnung der Akademischen Kunstaus-
stelliing statt, welche nun doch, trotz der Baufälligkeit, in dem
alten Lokal auf der Brühlschen Terrasse eingerichtet worden ist.

4. L. Von den zwölf Apostelstatuen, welche die Front von
S. Paolo fuori lemura zieren werden, sind dieModelle des
heil. Simon von Fabi Altini, des heil. Andreas von Bal-
zico, des heil. Jakob von Galletti, des heil. Johannes von
Cerrutti, des heil. Thomas von Maccagnani, des heil.
Matthäus von Rondoni, des heil. Paulus von Tabacchi,
des heil. Thaddäus von Allegretti und des heil. Bartholo-
mäus von Guglielmi bereits vollendet. Es isi also Aussicht
vorhanden, daß im Anfange des nächsten Jahres die Mar-
morausführung der Statuen beendet sein werde und somit
der Prachtbau nach sechzigjähriger Arbeit seinen Abschluß
sindet.

,1. L. Für das bescheidene Grab des Papstes Pius IX.
in der Basilika von San Lorenzo fuori le mura hat der
Architekt Cattaneo aus Rovigo im Auftrage der „Gesellschaft
der katholischen Kongresse" eine Kapelle im byzantinischen
Stile des sechsten Jahrhunderts entworfen, welche mittels
freiwilliger Beiträge hergestellt werden soll. Alle Komitö's
der katholischen Kongresse, welche über die ganze Welt ver-
breitet sind, wurden aufgefordert, Kollekten für diesen Bau in
der Apsis der genannteii Kirche in Rom zu eröfsnen.

Vom Aunstmarkt.

i' v. Der Verkauf der Sammlung Fountaine, der in
Nr. 34 der Kunst-Chronik als bevorstehend gemeldet wurde,
hat inzwischsn vom 1t>.—l9. Juni in London durch die An-
tiquare Christie und Manson unter regster Beteiligung von
Händlern und Kunstliebhabern stattgefunden. Da deni Bri-
tischen Museum augenblicklich kein Fonds zur Verfügung stand,
hat ein Syndikat von Kunstfreunden eine Sumiiie von
24000 zusammengeschossen, um dis durch die sachver-
ständigen Kenner, Mr. Franks, Kustos am Britischen Museum,
und Mr. Robinson, Konservator der königl. Gemäldesamm-
lungen, als wünschenswert bezeichneten Erwerbungen machen
zu können. Den Genannten gelang es denn auch, einen
großen Teil der in Aussicht genommenen Stllcke zu erstehen,
und es wird nun dem Verwaltungsrat des Britischen Museums
freigestellt, davon dasjenige, was er für geeignet hält, sür
die öffentlichen Sammlungen, um die Erstshungspreise zu
übernehmen. — Wir geben in folgendem die ungewöhnlich
hohen Preise von einigen der Hauptstücke dieser in ihrer Art
einzigen Sammlung:

^ 8Ü.

Majoliken: Große Schllssel (Faenza): Wappen
mit doppelköpfigem Adler nach Dürers Zeich-
nung, Rand von Grotesken, Masken, Tro-
phäen; bezeichnet 1. P. 1508, abgeb. in De-
langs's Rsousii cis i?aisltv8s itaiisnnes.

(Löwengard). 920 —

Schüssel (Faenza) mit der Grablegung nach Dürer,

bez. 1519. (Mr. Robinson). 152 5

Zwei Schüsseln (Urbino) mit der Darstellung von
St. Paul in Athen und David und Goliath,
bez. mit </>. //., den griechischen Anfanqsbuch-
staben des Namens ihres Meisters: (Orazio)

Fontana Durantino, die eine gekauft von
Herrn Hainauer um 99 15 sii., die andere

von Löwengard um. 115 10

Schüssel (Pesaro) mit den Portrüts Giov. Sforza's
und Camilla di Marzana's, Arabeskenrand in
Gold und Rubinlustre, wahrscheinlich das
früheste (c. 1486) Exemplar mit Metallglanz;
beschädigt; abgeb. in Marryat, kottsi)- auä

I'orosiaiu; (Löwengard). 270 —

Schüssel (Urbino) mit der Darstellung der Belage-
rung Roms durch den Connetable von Bour-
bon, von Guido Fontana, abgeb. bei Delange

(Löwengard). 315 —

Schüssel (Castel Durante?) mit der Bekehrung
Sauls, bez. I-, V. (Lombardo Urbinatus?),

seltenes Stück (Syndikat). 378 —

Platte (Faenza) mit zwei Liebesgöttern, die weiße
Fahnen und Füllhörner halten, bez. 1520, ab-
geb. bei Delange, aus dcr Sammlung Bernal
von Fountaine um ^ 61 gekauft, jetzt erstan-

den von Martin um. 651 —

Große tiefe Schüsssl mit der Darstellung des Falls
Troja's, auf der Rückseite bez. „tNito in Vsns-
Äa, iu 6Iw8toI1o 1546", abgeb. bei Delange,

beschädigt. 325 10

Große ovale Schüssel (Urbino) mit der Darstellung
der Juden, in der Wüste Manna lesend (26V2"
aus ^Otz)"), ein Prachtstück allerersten Ranges,
abqsb. im illustrirten Auktionskatalog (Syn-
dikat). 1333 10

Schüssel (Gubbio) mit Metallglanz, bez. 1533, von
Fra Xanto, mit mythologischen Figuren in

Landschaft; unversehrt. (Joseph). 462 —

Runde Schüssel (Gubbio) 12" Durchmesser, mit
metallglänzendem Lustrs, die drei Grazien nach
Marc Antons Stich barstellend; für das
schönste Werk Mastro Giorgio's angesehen, bez.
mit Monogramm und 1525; abgeb. in De-
lanqe; von Fountaine mit ^ 450 bezahlt,

jetzt. 766 10

Runde Schüssel mit Metalllustre (Gubbio), 15^/z"
Durchmesser, mit dem „Lebensstrom" nach
Robstta's Stich; bez. N. K. 1525: in der
 
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