Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6190#0123

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
227

Weitbewerbe — Ausstellungen — Sammlungen

228

auf diesem Gebiete abstreiten wird, vor: »Gallizismus«.
»Rathäuser und Hallen in Belgien« schildert in einem pracht-
voll illustrierten Artikel der Kölnische Stadtkonservator
Baurat Heimann und über »Die Verheerungen der franzö-
sischen Revolution am Straßburger Münster« — keine
bessere Antwort gibt es auf die unsinnige »Reims«-Hetze
— unterrichtet der Münsterbaumeister J. Knauth. Andere Be-
lastungen des französischen Schuldkontos bringt Edmund
Renard in »Die Zerstörung der Kirchen St. Maximin und
St. Paulin bei Trier durch die Franzosen im Jahre 1674«
und F. W. Bredt, der Herausgeber der Zeitschrift, in »Das
Münster St. Theobald und die von den Franzosen gesprengte
Engelsburg zu Thann«; beide Aufsätze sind mit vielen Ab-
bildungen versehen. »Marienburg und Tannenberg« schließ-
lich betitelt sich der Schlußartikel von dem schon genannten
Baurate F. C. Heimann. c.

WETTBEWERBE

Die deutsche Gesellschaft für christliche Kunst
schreibt unter ihren Mitgliedern einen Wettbewerb für
religiöse Kriegsgedenkzeichen und Kriegserinnerungen aus.
Es werden u. a. Entwürfe verlangt von Gedenktafeln für
gefallene Krieger, in Plastik und Malerei, als Wandschmuck
für Gotteshäuser, dann Skizzen für Erinnerungstafeln an
Häusern, Bildstöckchen, kapellenartige Denkmäler usw.
Als Kriegserinnerungen gelten Gedenkblätter als Wand-
schmuck für gefallene und zurückgekehrte Krieger, Glas-
scheiben oder Fenster, Fahnenentwürfe, Medaillen und
Plaketten, Preisrichter des Wettbewerbes, der bis zum 20. Fe-
bruar läuft, sind u. a. Prof. Jakob Bradl, Prof. von Hauber-
risser, Bildhauer Karl Ludwig Sand in München.

AUSSTELLUNGEN

Basel. In der Kunsthalle findet im Januar eine große
Ausstellung von Werken des 1890 gestorbenen Solothurner
Malers Frank Buchser statt. Die Basler Kunstsammlung
hat aus ihrem, der größern Öffentlichkeit wenig bekannten
außerordentlich reichhaltigen Werk des Malers viele Ol-
studien, Zeichnungen, Skizzenbücher und Bilder geliehen;
aus Privatbesitz wurden die besten Porträts beigesteuert,
die Buchser in den siebziger und achtziger Jahren malte,
und die Zürcher Kunsthändler Bollag, die seit einiger Zeit
mit ungewöhnlichem Erfolge eine Sammlung von Werken
Buchsers zusammenbrachten, haben über ein halbes Hun-
dert Bilder und Studien, besonders aus Buchsers Frühzeit,
zur Verfügung gestellt. So ist es nun möglich, den glän-
zenden Bildungsgang des Künstlers, seine an spanischer
und französischer Kunst groß gewordene frühe Hellmalerei
und seine seltene, temperamentvolle Charakterisierungsgabe
von Landschaft und Bevölkerung zu studieren. Buchser
war mehrmals in Spanien und Marokko, in Nordamerika,
in Corfu und Albanien; in Italien malte er (zeitweise mit
Hans Thoma) Landschaften und Akte. Im Seebad Scar-
borough, wo er sich öfters aufhielt, entstanden seine köst-
lichen Meer- und Gesellschaftsstudien. Die Basler Aus-
stellung gibt nun in etwa 300 Arbeiten aus allen diesen
Epochen des Malers ein beredtes Dokument für Buchsers
hohe Künstlerschaft.

SAMMLUNGEN

Die städtischen Kunstsammlungen in Düsseldorf

haben in den ersten Januartagen eine Ausstellung von Neu-
erwerbungen eröffnet, die nicht minder deutlich als die
vielbesprochenen Erwerbungen von Gemälden Böcklins,
Feuerbachs, Trübners und vieler anderer Klassiker deutscher
Malkunst zeigt, wohin der neue Kurs steuert. Diesmal

handelt es sich um Handzeichnungen, Studien, Aquarellbilder
neuerer Künstler. Das Ausland ist durch mehrere Zeich-
nungen von Jozef Israels, eine Landschaftsstudie Millets,
ein Aquarell und eine köstliche Straßen-Architektur von
Muirhead Bone vertreten. Sonst findet man ausschließ-
lich Werke deutscher Künstler. Bei den Düsseldorfern ist
zu bedenken, daß die in der Kunstakademie vorhandene
große Sammlung von Handzeichnungen, die wenig be-
kanntes, bedeutsames Material für die Geschichte der
Düsseldorfer Kunst enthält — es sei nur auf die vielfach
grandiosen Zeichnungen Theodor Mintrops, des in seinen
Gemälden so gleichgültigen Eklektikers, hingewiesen —
später in den Besitz der Stadt übergehen soll; es handelt
sich hier also nur um Ergänzungen. Besonders willkommen
sind vier sorgfältig aquarellierte Kompositionsskizzen Eduard
von Gebhardts zu seinen Wandgemälden in Kloster Loc-
cum, die sich vor den zu Unrecht berühmteren Fresken
der Düsseldorfer Friedenskirche durch straffen architek-
tonischen Aufbau und genaues Erkennen der Bedingungen
der Fresko-Technik auszeichnen. Manche Motive der Loc-
cumer Wandbilder kehren, nicht immer zu ihrem Vorteil aus-
geschmückt, auf Staffeleigemälden Gebhardts wieder. Von
den Handzeichnungen Düsseldorfer Künstler seien noch
hervorgehoben eine große heroische Landschaft (Blei) von
J. W. Schirmer, zwei Blätter von Alfred Rethel, romantische
Stadt- und Landfräuleins von K. Ferd. Sohn und H. K. A.
Mücke, dem Meister der historischen Fresken auf dem Graf
Speeschen Schlosse Heitorf, eine historische Szene von
Hermann Stilke, schließlich ein kleines Dorfmädchen von
Benjamin Vautier, des gerade in Zeichnungen so Annehm-
baren. Von lebenden Düsseldorfern ist zunächst nur der
treffliche aus Hessen stammende Landschafter Heinrich
Otto und Rethels Enkel Otto Sohn-Rethel vertreten.

Von den großen Namen deutscher Kunst sei vor allem
Anselm Feuerbach mit der prachtvollen, weiß gehöhten
Studienzeichnung eines liegenden Mannes, wie es scheint,
zum »Prometheus« in den Wiener Akademiefresken, hervor-
gehoben.1) Ihm reihen sich Ludwig Richter, Moriz von
Schwind und Eduard von Steinle mit den schönsten Blättern
aus der vor kurzem aufgelösten Sammlung A. O. Meyer in
Hamburg an. Besonders das »Abendlied« (1871) von
Richter — abgebildet im Boernerschen Auktionskataloge —
ist ein wahres Juwel deutscher Kunst, das über alles Elend
unserer Kriegsflugblätter hinwegtrösten kann. Von Steinle
fällt die etwas allzufarbige, aber stark rhythmisch durch-
pulste Darstellung des Johannestags in Köln nach der
Schilderung Petrarcas auf, viel anziehender als das ent-
sprechende Sockelbild im Treppenhausedes Kölner Museums.
Und Schwinds Begabung könnte gar nicht besser veranschau-
licht werden, als durch die beiden Blätter mit Darstellungen
der Wiener Hofopernsängerin Karoline Hetzenecker als
Hofdame in den »Musketieren der Königin«.

Acht Rötelzeichnungen von Hans von Marees, dabei
ein wunderschöner »Kinderfries« (Meier-Gräfe II, 914), ver-
schiedene kraftvolle Zeichnungen und Temperastudien von
Friedrich Geselschap können nur noch erwähnt werden.
Desgleichen Leibis große Kohlestudie zum Wildschützen-
bilde, eine Gouache, Straßenarchitektur, von Menzel, eine
Dünenzeichnung Max Liebermanns, von älteren Berlinern
Blätter von Hosemann und Blechen. Die ganze Ausstellung
ist so recht geeignet, in Düsseldorf den Boden für gute
Kunst, den viel, aber nicht immer zweckentsprechend ge-
pflügten, für neue Frucht vorzubereiten. c.

1) Im Besitze der Frau Professor Peter Janssen in
Düsseldorf befindet sich eine sehr schöne, kleine, staffierte
Campagna-Landschaft des Künstlers, die, wie es scheint,
von den Feuerbach-Kennern bisher übersehen wurde.
 
Annotationen