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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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309

Krieg und Kunst

— Ausstellungen

310

deutschen Stimmungsmalerei seinen eigenen Weg ge-
bahnt. Er hat sich von dem flächendekorativen Stilismus der
Dachauer Schule, deren Arbeitsgebiet er nahe stand,
ebenso fern gehalten, wie von dem naturfernen Stilismus der
heroischen Landschaft. Er hat vielmehr einen natürlichen Stil
angestrebt und erreicht, in dem Form- und Farbelemente
zusammen mit der aus Naturbetrachtung hervorgerufenen
Stimmung die aufbauenden und wirksamen Stilelemente
sind. Als typisch für sein Schaffen können das in der
Münchener Sezessionsgalerie befindliche Bild »Märzsonne«
(1907), sowie »Am Oberhof« (1910), Bremen (Slg. Wuppe-
sahl) gelten. Seine Bilder zeigen bei gepflegter malerischer
und farbiger Kultur feine Empfindung für die Reize der
Stimmung, Atmosphäre; sie sind sicherund beherrscht im
organischen Aufbau der Weiträumigkeit und bestimmter
Bildmäßigkeit.

Aus einfachen Naturausschnitten mit wenigen, aber ab-
gewogen eingegliederten Massen entwickelt Eichhold Land-
schaften von merkwürdig typischem und doch zeitlosem
und topographisch freiem Charakter.

Der Kunstverein Mannheim veranstaltet von dem still
und zurückhaltend seines Weges gehenden Künstler eine
interessante und eigenartige Ausstellung von Studien und

Skizzen. Dr. Berlnger.

KRIEG UND KUNST

Der Umzug der Londoner Parthenon-Skulpturen.

Die von dem Parthenon einstmals nach London entführten
Standbilder müssen wieder auf die Wanderschaft gehen.
Es handelt sich nur um einen Umzug in das untere Ge-
schoß des Britischen Museums: Die Entfernung der Skulp-
turen von ihrem bisherigen Standort, an dem sie zum Teil
fest in die Mauer eingebettet waren, ist mit größter Heim-
lichkeit betrieben worden. Man erfährt erst jetzt, daß die
Uberführung der Kunstwerke in die Galerie im Parterre
vollendet ist, und daß die Stücke sich nun in einem Ge-
wölbe befinden, das sehr starke Bogen hat und gegen alle
Bomben als gesichert gelten kann. Auch viele andere
Kunstschätze des Museums sind in diese untere Galerie
gebracht worden, und gähnende Lücken klaffen nun in den
sonst so überfüllten Räumen des Oberstockes. Bei dem
Umzug der Parthenon-Skulpturen standen der Fortbringung
große Schwierigkeiten entgegen, und in der englischen
Presse wird die Besorgnis geäußert, daß vielleicht Schä-
digungen der unersetzlichen Kunstwerke bei dem Heraus-
lösen aus der Mauer vorgekommen seien.

AUSSTELLUNGEN

Ausstellung von Antiquitäten und Gemälden aus
Amsterdamer Privatbesitz (Heerengracht 509). Diese
Ausstellung, deren Eintrittsgelder den vielen Arbeitslosen
in Amsterdam zugute kommen sollen, ist, wie ja schon der
Name andeutet, in erster Linie eine Ausstellung von Anti-
quitäten. Ihre Majestät die Königin hat zu diesem Zweck
Empiremöbel aus einem für die Besucher geschlossenen
Räume ihres Amsterdamer Schlosses überlassen und städti-
sche und kirchliche Stiftungen in Amsterdam sowie mehrere
Amsterdamer Sammler zeigen hier dem Publikum, was bis-
her nur besonders Bevorzugten zugänglich war. Da die Aus-
stellung in einem Hause der Familie Six stattfindet und die
Familie auch einige Räume ihres nebenan gelegenen be-
kannten Wohnhauses für die Ausstellung zur Verfügung ge-
stellt hat, sind auch verschiedene der Sixschen Gemälde zu
sehen, unter denen sich ja das berühmte Porträt des
Bürgermeisters Jan Six, das Rembrandt im Jahre 1654 ge-
malt hat, befindet. Auch andere wohlbekannte Gemälde

(mit Ausnahme der im ersten Stockwerk) sieht man hier.
Rembrandts Porträt der Mutter des Bürgermeisters Six,
und das kleine Bildnis des Dr. Bueno, zwei kleine Porträts
des Lucas von Leyden, Terborchs Porträt des Jan Six, eine
Landschaft von Ruysdael und eine von Hobbema, die
Austernesserin von Jan Steen und das große Reiterbildnis
Dirk Tulps von Paulus Potter. Einige Bilder aus anderen
Sammlungen sind in den übrigen Räumen aufgehängt.
Wir nennen nur ein Bild des Jan Miense Molenaer, ein
Familienfest aus dem Jahre 1637, und eine Ansicht des
alten Amsterdamer Rathauses von Saenredam. In einem
kleinen Zimmer sind einige Zeichnungen und Radierungen
Rembrandts zur Schau gestellt, u. a. eine Studie für das
obenerwähnte Porträt des Bürgermeisters Jan Six, eine
andere für die Anatomie des Jahres 1656 im Amsterdamer
Reichsmuseum, ferner das radierte Porträt des Jan Six am
Fenster mit der dazu gehörigen Zeichnung. In demselben
Kabinett ist eine hübsche Zeichnung Cuyps, ein Tauben-
schlag, aufgehängt.

Von Bildhauerarbeiten sind nur zwei Werke des Artus
Quellinus ausgestellt, das Brustbild aus Marmor des Nico-
laes Tulp und eine Gruppe von Kindern, die einen Satyr
necken, außerdem von T. Algardi ein David mit dem Haupte
Goliaths aus Elfenbein.

Was die Antiquitäten, den wichtigsten Teil der Aus-
stellung betrifft, so sind dieselben selbstverständlich sehr
verschiedener, meist aber erlesener Art. Neben einigen
antiken Vasen und Gefäßen sieht man gute Silber- und
Goldarbeiten vom Ende des 15. bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts. Eine sehr interessante, frühe Arbeit ist
das goldene Kreuz mit Perlenschmuck, ein Reliquiar, in
das Darstellungen aus dem Leben der Mutter Gottes gra-
viert sind und das eine Inschrift und die Jahreszahl 1361
trägt.

In der bedeutenden Sammlung von getriebenen, mit
bildlichen Darstellungen geschmückten Silberplaketten, die
als Boden von Schalen gedacht sind, fallen besonders auf
zwei Arbeiten des Paulus von Vianen. Außer holländi-
schen Arbeiten sind hier auch einige Plaketten im Stile
des Joost Amman zu sehen.

In mehreren Schränken sind getriebene, gravierte und
in Filigranarbeit angefertigte Gebrauchsgegenstände aus-
gestellt, wie Brotkörbe, Kästchen, Kaffeekannen usw.,
alles aus dem 17. und 18. Jahrhundert, auch viele Becher
in den sehr verschiedenen Formen des 16. und 17. Jahr-
hunderts, darunter ein interessanter Becher in der Form
einer Tulpe auf langem Stiel, eine Arbeit des Johannes
Lutmar aus dem Jahre 1651, der von Dr. Nicolaes Tulp
der Amsterdamer Chirurgengilde zum Geschenk gemacht
worden ist. Eine vollständige Toilettentischeinrichtung:
Spiegel, Frisierkasten, Dosen, Leuchter, Bürsten usw., ist
ebenfalls holländische Arbeit von ungefähr 1700. Ein ge-
deckter Tisch trägt einen Tafelaufsatz und Suppenterrinen
aus Silber, holländische Arbeiten aus der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts.

Unter den guten Preziosen aller Art befinden sich u. a.
einige Miniaturen, mehrere Uhren der Gebrüder Huaud.
Von den Fächern sind u. a. ein paar in Vernis-Martin-
Technik ausgeführt. Italienische, französische und hollän-
dische Spitzen, Kostüme aus dem 18. Jahrhundert sind neben
Gobelinstoffen (holländische und chinesische) in den ziem-
lich kleinen Räumen in einigen Beispielen ausgestellt.

Chinesisches Porzellan aus den Kang hsi-, Yung cheng-
und Kienlung-Perioden ist nebst einigen älteren Stücken
und schönen Kwan-Yins, durch gute Exemplare vertreten.

Außerdem ist auch einiges europäisches Porzellan aus-
gestellt: Loosdrecht, Amstel, Sevres, Dresden, Höchst,
Frankenthal, Berlin; was die deutschen Porzellanmanufak-
 
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