Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6190#0223

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
427

Wettbewerbe — Denkmalpflege — Archäologisches

428

In dem Wiener Villenvorort Neuwaldegg starb der
Maler und Radierer Ludwig Hans Fischer, der haupt-
sächlich durch seine Aquarelle aus Italien und dem Orient
bekannt wurde, im Alter von 67 Jahren. Auch als Mit-
arbeiter an unserer »Zeitschrift für bildende Kunst« hat er
in früheren Jahren sich öfters betätigt.

Qeheimrat Prof. Dr. Jakob Stilling, der bekannte
Spezialist für Augenkrankheiten an der Straßburger Uni-
versität, ist im Alter von 72 Jahren nach kurzer Krankheit
gestorben. In ihm verliert die elsässische Kunst einen
werktätigen Förderer; besonders jüngere Künstler ver-
dankten ihm manche Ermunterung und Unterstützung
während ihrer Studienzeit. Der edle Menschenfreund hat
durch diese verständnisvolle und ganz im Geheimen be-
tätigte Kunstliebe der hiesigen Kunst große Dienste geleistet.

K

Am 2. Mai starb in München der Maler David Neal,
der sich vor 40 Jahren durch seine Historienbilder im Stil
Pilotys (Cromwell bei Milton, Maria Stuart usw.) und
durch seine Porträts einen gewissen Namen gemacht hatte.
Er war am 20. Oktober 1838 zu Lovel in Nordamerika ge-
boren und 1869—76 Schüler von Piloty. Er war zeitweise
in Paris und in New York tätig. m.

WETTBEWERBE

Die unter dem Protektorat des Kardinalfürsterzbischofs
von Wien, Dr.. Pifft, stehende Österreichische Gesell-
schaft für christliche Kunst hat unter ihren Mitgliedern
eine Konkurrenz für Entwürfe zu Kriegsgedenkzeichen
veranstaltet, und zwar betrugen die ausgesetzten Summen
3000 Kronen. Die Ausschreibung war auf drei Arten von
Kriegsgedenkzeichen beschränkt: 1. Auf einfache Plaketten
in Guß, gepreßter oder getriebener Arbeit als Erinnerungs-
zeichen für Familien an ihre während des Krieges 1914/15
gefallenen Mitglieder. 2. Auf Epitaphe in Plastik; Material:
Stein oder Bronze. 3. Auf farbige Entwürfe für epitaph-
ähnliche Kriegsgedenkzeichen in Intarsia, Mosaik und als
Wandmalereien al fresco. Die beiden letzten Arten sind
gedacht für Kriegsgedenkzeichen an den Innen- und Außen-
wänden von Kirchen, Friedhöfen, Rathäusern und sonstigen
öffentlichen Gebäuden. Von den eingelaufenen Entwürfen
für Plaketten wurden von der Jury vierzehn Stücke von
Bormann, Endstocher, Forstner, Riedl, Six und Stundl als
zur Ausführung besonders geeignet ausgewählt. Von den
Entwürfen für Epitaphe wurden zehn Arbeiten von Bor-
mann und Weber, Philipp, Riedl, Schadler, Schwathe und
Six zur weiteren Ausführung im großen Maßstabe be-
stimmt. Von den Epitaphentwürfen für Intarsia, Mosaik
und Fresko wurden die Arbeiten von Forstner und Reich
ausgezeichnet.

Schwäbischer Wettbewerb für Kriegerabzeichen.

Der Bund Heimatschutz und einige andere Verbände
schreiben jetzt mit Unterstützung der Königl. Zentralstelle
für Handel und Gewerbe in Stuttgart zum 1. Juni d. J.
einen Wettbewerb um Entwürfe für Kriegerabzeichen und
Gedenktafeln aus. Zugelassen sind Deutsche, die in Würt-
temberg oder Hohenzollern geboren oder ansässig sind.
Für Preise und Ankäufe stehen 1500 Mark zur Verfügung.

DENKMALPFLEGE
Agram. Die Restaurierungsarbeiten im Prunksaal des
Kultuspalais sind vollendet. Die Veranlassung zur Re-
staurierung bot die Erweiterung des Palais durch zwei
Flügeltrakte und der Aufbau eines zweiten Stockwerkes.

ARCHÄOLOGISCHES
Der königliche Friedhof an der Chephren-Pyra-
mide. Um die Pyramiden von Gizeh lärmen englische

Hilfstruppen: Australier, Indier und Kanadier, die euro-
päische Höflichkeit und Kultur nicht kennen. Man muß
bange Sorge um die in diesen Gegenden begonnenen
Ausgrabungen haben, nachdem Ausschreitungen dieser
Truppen, die England zu »Kulturzwecken« versammelt hat,
mehrfach schon konstatiert sind. — Und eben bringt das
Aprilbulletin des Bostoner Museum of Fine Arts hoch-
interessante Berichte über zu Beginn des verflossenen Jahres
durchgeführte Ausgrabungen an der Stätte, wo jetzt die
Engländer weilen. Über den Beginn der ägyptischen
Expeditionen des Bostoner Museums habe ich an dieser
Stelle, »Kunstchronik« vom 25. September 1914, ausführ-
lich behandelt. Die Amerikaner glaubten zuerst, daß
sie nur noch wenig abschließende Arbeiten an der Py-
ramide des Chephren zu machen hätten, aber es war
ein Irrtum. Denn das Bulletin kann folgende Resultate
dieser Ausgrabungstätigkeit kundgeben: 1. Der größte Teil
der Reihen von massiv gebauten Mastabas des südlichen
Friedhofs an der Chephren-Pyramide wurde ausgeräumt.
2. Die königlichen Mastabas dieses südlichen Friedhofs
sind in die Zeit des Chephren selbst zu datieren. 3. Die
dazwischenliegenden späteren Mastabas gehören in die
fünfte Dynastie. 4. Die auch in der Gegenwart so wich-
tigen Beziehungen zwischen Ägypten und Syrien werden
in der Zeit der vierten Dynastie durch wichtige Tatsachen
erläutert. 5. Lebensgroße Porträts in Kalkstein von acht
Mitgliedern der königlichen Familie des Chephren wurden
gefunden. Diese Köpfe sind solche magischen Extraköpfe,
von denen man annimmt, daß sie den wirklichen Kopf
des Toten ersetzen sollten, für den Fall dieser in den
Gefahren der anderen Welt verloren ging.

Im einzelnen sei noch bemerkt: die den Amerikanern
zugewiesene Ausgrabungsfläche in Gizeh schien erschöpft.
Als aber im August und September 1913 Reisner und
Fisher bei Arbeiten über die Datierung der verschiedenen
Friedhöfe um die Pyramiden noch nach inschriftlichen
Beweisen suchten, die bisher gefehlt hatten, kamen nicht
allein solche zutage, sondern auch die bereits erwähnten
wichtigen Funde und Feststellungen konnten gemacht wer-
den. Wie es scheint, waren die als ausgeräumt und ge-
plündert angesehenen Mastabas, namentlich die des in-
schriftlich genannten Snefru-Seneb nicht sorgfältig, ja so-
gar — trotz der Beteiligung eines nicht genannten euro-
päischen Archäologen — ziemlich leichtfertig untersucht
gewesen. Die ganze Reihe der großen Mastabas wurde
nunmehr durch die Bostoner Expedition ausgeräumt. Bei
dieser Gelegenheit wurde der Porträtkopf des Gemahls
einer Prinzessin, der der Prinzessin selbst, der eines ägyp-
tischen Fürsten und seiner Gattin, die vermutlich von
Negerabstammung war, dann eine Reihe weiterer Porträt-
köpfe gefunden, zwischen denen teilweise Familienähnlich-
keit konstatiert werden konnte. Das Weib des Fürsten
oder Prinzen, das einen ausgesprochenen Negroidentypus
hat, kann als das älteste bekannte Porträt eines Negers
angesehen werden, obwohl die Fürstin möglicherweise
nicht reiner Negerabstammung, sondern wahrscheinlich die
Tochter eines ägyptischen Fürsten und einer Negersklavin
war. Ein anderer weiblicher Kopf stellt eine Ägypterin
vom aristokratischsten Typus dar, mit fein modelliertem
Schädel und anmutigem Gesicht. Zwei männliche Köpfe
sind sicher unägyptisch und können in das westliche Asien
verwiesen werden, wahrscheinlicher aber sind sie Söhne
asiatischer Weiber aus dem pharaonischen Harem, in den
Frauen aus Asien als Gefangene, als Tribut oder als Frauen
der Könige Ägyptens kamen. Von den Kalksteinköpfen,
deren Wichtigkeit, was künstlerisches, historisches und
allgemein menschliches Interesse betrifft, mit denen der
Mykerinus-Statuen verglichen werden darf, sind vier in
 
Annotationen