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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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463

Sammlungen — Forschungen — Wettbewerbe — Vermischtes

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den Willen des Einzelnen hinweg die Forderung gilt,
nachdrücklichst auf alles hinzuweisen, was geeignet ist, der
Förderung der deutschen Art im Leben und in der Kunst
zu dienen. In diesem Dienst hat aber die Kunst L. v. Kalck-
reuths allezeit gestanden. h. e. Wallsee.

Barmen. In der Kunsthalle hat die »Bergische Kunst-
genossenschaft« eine »Kriegsausstellung« eröffnet. Vertreten
sind besonders Gustav Wiethüchter, A. Wüster-Oarschagen,
Paul Wellershaus, E. Dollerschell und Emmi Klinker.

SAMMLUNGEN
Neuerwerbungen des Bayerischen National-
museums in München. Durch eine ganze Anzahl von
Schenkungen und Hinterlassenschaften wie durch ver-
schiedene recht geschickte Käufe ist die Direktion des
Bayerischen Nationalmuseums schon wieder in der Lage,
eine kleine Ausstellung ihrer jüngsten Erwerbungen ver-
anstalten zu können. Ich verzeichne hier nur kurz die haupt-
sächlichsten Stücke, die über das Interesse als gute und
wichtige Studienobjekte hinaus Anspruch auf allgemeine
Beachtung machen können. Unter den Gemälden das recht
lebendige »Porträt des Ph. von Zwack zu Holzhausen«
von Edlinger. (Die Zuweisung der kostümlich interes-
santen Porträts des Hofoberrichters Baron Widenmann
und seiner Gemahlin an G. de Marees scheint mir etwas
gewagt.) Unter den Plastiken eine ausgezeichnete, sehr
anmutsvolle Sitzstatue einer weiblichen Heiligen um 1430,
eine niederbayerische Arbeit. Als besonders glückliche
Erwerbung darf man den Münchner Hausaltar aus der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bezeichnen, vor-
züglich erhallen (mit der Mensa), schönstes bayerisches
Rokoko. Die Zuweisung der famosen Schnitzerei des Al-
tärchens an Fr. A. Feichtmayr dürfte kaum einem Wider-
spruch begegnen. Das Mittelbild ist die Skizze zu dem
Hochaltarblatt der Holkirche zu Fürstenfeld von J. Nep.
Schöpf. Ebenso amüsant sind die zwei virtuos gearbeiteten
knienden Engel vom Tabernakel eines Rokokoaltars, der
kurfürstl. Hofbildhauer Joh. B. Straub hat sie wohl um 1760
in München geschaffen. Die überlebensgroße Holzfigur
eines Johannes des Täufers ist mit ihrem stark italienischen
Einschlag, ihrem verhaltenen Klassizismus wohl eher eine
Arbeit des R. A. Boos als des Straub. Unter den Edel-
metallarbeiten ist neben einem kleinen Doppelbecher des
aus Ungarn stammenden, in München tätigen Georg Zeggin
die Garnitur eines Hausaltars zu nennen, Kruzifix und zwei
Leuchter, eine ungewöhnlich fein ziselierte Arbeit des durch
seine Arbeiten für die »Reiche Kapelle« bekannten Bern-
hard Peter. Das schönste und wertvollste unter den für
die Glassammlung erworbenen Stücken ist der — wie die
Signatur ausweist — 1719 von Killinger für den Nürnberger
Patrizier G. Theoph. v. Tucher geschnittene Glaspokal. Die
keramische Abteilung erfuhr eine beträchtliche Erweiterung
durch ein Vermächtnis des Barons H. von Hirsch auf
Gereuth: eine größere Anzahl Porzellanfiguren der Fabriken
Meißen, Nymphenburg, Frankenthal, Höchst, Damm und
einiger Thüringer Fabriken. Schließlich sei hier noch der
ungewöhnlich gut erhaltene,hübsche Wandbrunnen in bunter
Hafnerkeramik mit der Jahreszahl 1605 erwähnt, der höchst-
wahrscheinlich in Wasserburg entstanden ist. a. l. m.

In der Düsseldorfer Galerie arbeitet man rüstig in
der Stille. Und wer jetzt gerade an den Rhein kommt,
wird die jüngsten Früchte dieses Schaffens in einem großen
Saale voll Neuerwerbungen vereint finden. Diese Neu-
erwerbungen sind weniger darauf berechnet, zu verblüffen,
als das Vertrauen auf die Entwicklung der Sammlung zu
stärken. Man fühlt, daß sich die Direktion ihres Zieles

bewußt ist: nämlich keine Allerweltsgalerie zu sein, son-
dern eine gut Düsseldörfische. Das Gute ist aber gerade
hier meist nicht das gewohnt Übliche; und so werden
manche Überraschungen geboten. — Zunächst gleich das
größte Bild der Ausstellung: eine Piazza del Popolo von
Oswald Achenbach, glücklicherweise nur Untermalung ge-
blieben, aber in dieser Form ein glänzendes Feuerwerk. Wie
der Sonnenball in dem grünen, grauen, gelben Gedünst des
staubig-heißen Abends untertaucht, und wie das Römische
in der ganzen Szenerie mit raschem Pinsel erfaßt ist: das
zeugt von einer Erfahlung und einem Farbengeschmack,
der voraussagen läßt, daß Oswald Achenbachs Skizzen
eines Tages noch »entdeckt« werden. — Bemerkenswert,
weil durchaus über dem Gewohnten stehend, sind auch ein
»Hahnenkampf« von Jutz, eine »Landschaft« von Kröner
(ohne Hirsche!) und das höchst lebendige Aquarell eines
Stierkampfes von dem Riesenhistorienmaler Peter Janssen.
Von Bildern, die nichts direkt mit Düsseldorf zu tun haben,
ist ein sehr schöner früher Meyerheim und ein geradezu
meisterhafter Gudin, ein französisches Kriegsschiff auf der
Fahrt, impressionistisch locker hingesetzt, hervorzuheben.
— In ein paar Vitrinen liegt noch eine Auswahl der neu-
erworbenen Aquarelle und Zeichnungen, darunter eine
Serie von Entwürfen zu Holzstöcken für Rottecks Welt-
geschichte von Alfred Rethels Hand; dann einige be-
deutende Dinge von Mintrop, die der Leser der »Zeit-
schrift für bildende Kunst« nächstens in Abbildungen be-
wundern wird. Schließlich sei noch eines sonderbaren
jungen Düsseldorfers der jetzigen Generation gedacht, des
Malers Adolf Uzarski, der ein Aquarell des Dichters Chri-
stian Dietrich Grabbe von wahrhaft grotesker bürgerlicher
Verkommenheit und innerer Dämonie geschaffen hat. Ein
Blättchen, das man nicht vergißt.

FORSCHUNGEN
Ein bislang in der Literatur nicht erwähntes Porträt
von der Hand Jan van Eycks befindet sich in der Kollek-
tion J. D. Ingres im Museum zu Montauban. Es stellt in
dreiviertel Wendung nach links einen älteren Mann im Pelz
dar und gehört, wie sich trotz des etwas lädierten Zustandes
feststellen läßt, in die mittlere Periode des Künstlers. Es
reiht sich seinen übrigen Porträtschöpfungen als eben-
bürtiges, wenn auch dem Vorwurf nach bescheideneres
Stück seiner Kunst an, bei dem besonders wieder die Vor-
züge der Kleinmalerei in der Wiedergabe des Pelzes und
der bejahrten Züge des Dargestellten hervortreten, f. w.

WETTBEWERBE
Altenessen. In einem vom Kunstverein für die Rhein-
lande und Westfalen ausgeschriebenen Wettbewerb zur
Erlangung von Entwürfen für die Ausmalung der Aula
des Realgymnasiums zu Altenessen ist der ersie Preis
nebst der Ausführung dem Maler Adolf Hohenstein in
Düsseldorf zuerkannt worden. b.

VERMISCHTES
Niederwald. In der Nacht vom 4. zum 5. Juni ist
eines der ältesten Gebäude des Rheiugaues, ein Denkmal
aus der Frühzeit rheinischer Klöster, bis auf die Grund-
mauern abgebrannt, das im Jahre 1194 erbaute Zister-
zienserinnenkloster Marienhausen am Nordabhange des
Niederwaldes. Auch die im Jahre 1219 errichtete Kapelle
ist den Flammen zum Opfer gefallen. Das Feuer, über
dessen Ursache noch nichts sicher feststellt, griff so schnell
um sich, daß die im Kloster untergebrachten Fürsorge-
zöglinge mit ihren Erziehern nur unter Lebensgefahr gerettet
werden konnten. Der Schaden ist sehr beträchtlich, b.

Inhalt: Das Jüngste Gericht an der Hauptpforte der Kathedrale zu Ferrara und seine Beziehungen zu Frankreich. Von B. Haendcke. — Alfred
v. Wurzbach t; Sebald Wirz f. — Personalien. — Ausstellungen in Düsseldorf, Altona, Hamburg, Barmen. — Neuerwerbungen des Bayerischen
Nationalmuseums in München und der Düsseldorfer Oalerie. — Porträt Jan van Eycks. — Altenessen: Wettbewerb. — Vermischtes.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., g. m. b. h., Leipzig
 
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