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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 26.1915

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557

Ausstellungen — Literatur

558

Die erste Gruppe umfaßt vorgeschichtliche Grabfunde aus
Emmerich und Umgebung, ferner die wichtigen fränkischen
Grabfunde vom Speelberg. Der Raum für kirchliche Alter-
tümer enthält u. a. die Holzstatuen der Hl. Petrus und Pau-
lus aus der Aldegundiskirche. Dem Ubergang vom Ro-
koko zum Biedermeier, veranschaulicht durch Möbel, Öfen
und Gemälde, ist eine besondere Gruppe gewidmet. Als
eine wirkliche Sehenswürdigkeit schließlich erscheint die in
einem besonderen Räume untergebrachte alte Emmericher
Küche, von deren Decke noch der alte lederne Brandeimer
baumelt.

© In derGemäldegaleriedes Berliner Kaiser-Friedrich-
Museums ist seit kurzem der Laokoon des Greco ausge-
stellt. Tschudi hatte das Bild für die Münchener Pina-
kothek erwerben wollen, wo es eine Zeitlang im vene-
zianischen Saale stand. Kürzlich erschien es dann hier in
der Ausstellung alter Meister aus Berliner Privatbesitz bei
Paul Cassirer. Hoffentlich hat das Werk nun im Kaiser-
Friedrich-Museum einen dauernden Platz gefunden, obgleich
es zunächst nur als »leihweise ausgestellt« bezeichnet ist.
Man mag sich zu Greco stellen, wie man will, — eine große
Galerie kann nicht an ihm vorübergehen, und der Laokoon
ist ein so charakteristisches und qualitätreiches Werk des
Meisters, daß man wohl wünschen muß, es in den bleiben-
den Besitz der Berliner Museen übergehen zu sehen.

AUSSTELLUNGEN

In den Ausstellungsräumen des Graphik-Verlags in
Berlin sind zurzeit Bilder aus dem zerstörten Ostpreußen
von Isa von Ubisch zu sehen. Die Künstlerin hat im
vorigen Winter einige Monate in der Festung Lotzen und
deren Umgebung arbeiten können und eine ganze Reihe
von Ölstudien von dort mitgebracht. Die sicher und ge-
schmackvoll gemalten Arbeiten geben ein gutes Bild davon,
wie es dort nach dem Russeneinfall ausgesehen hat. Zu-
gleich sind sie gute Interpretationen der ostpreußischen
Landschaft und ihres eigentümlichen herben Charakters.
Wie wir hören, sollen sie auch in Königsberg und Danzig
gezeigt werden. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn sich
die Möglichkeit fände, die ganze Serie für eine ostpreußische
Stadt zu erwerben, wo sie ein dauerndes Denkmal der über-
standenen schweren Zeit bilden könnte. k. m.

Köln. In den Räumen des Kölnischen Kunstvereins ist
am 1. Juli die zweite Ausstellung des Verbandes der Kunst-
freunde in den Ländern am Rhein eröffnet worden. Am
zahlreichsten sind diesmal wieder die Düsseldorfer ver-
treten, Ernst Aufseeser, der Nachfolger Ehmckes, mit einer
Heuernte von flotter technischer Mache und einem kolo-
ristisch sehr feinen Strandmotiv aus Vlissingen, August
Bauer mit drei beachtenswerten Bronzen, Alexander Bert-
rand mit einer Landschaft und einem reizvollen Blumen-
stück, M. Bewerunge mit seiner Vedute Eifeldorf, R. Breiden-
bach mit einer zierlichen Mädchenstatuette, Ernst Hardt mit
zwei tüchtigen Gemälden Roter Sonnenschein und Herbst-
liche Allee, während W. Kukuk ein helles, sonniges Bild-
chen Berggarten, H. Liesegang einige Motive aus Flandern,
Max Pauli Radierungen und farbenprächtige Batikarbeiten
beisteuert. W. Schreuer führt uns wieder auf den west-
lichen Kriegsschauplatz mit seiner Erstürmung der eng-
lischen Stellungen vor Ypern, F. Westendorp nach Knocke
und Audenarde. Von Kölner Künstlern zeigen M.Brem-
thaler, J. Greferath, Fr. Koenen, H. Mangold, H. Thum,
W.Vogel und der junge W.Wagner Gemälde, letzterer
auch gegenständlich interessante Lithographien aus den
Gefangenenlagern, die gutes technisches Können mit
Originalität der Auffassung verbinden, P. Prött zwei

Aquarelle vom Rhein, F. M. Jansen ein Pastell Am Nieder-
rhein. Aus der Schar der Frankfurter ist das Künstler-
paar Bobberger hervorzuheben, deren Arbeiten das Streben
nach Liniengröße verraten; tüchtige Leistungen haben ferner
Eugenie Bandell, G. Bäumler, H. Gottselig mit seinem
Interieurbildnis Der Regisseur, H. Herterich mit zwei Still-
leben aufzuweisen. Marie Paquet, die Tochter des Alt-
meisters Wilhelm Steinhausen, stellt ein treffliches Still-
leben aus, Frieda B. von Joeden zwei Gouachezeichnungen
mit Motiven vom Walchensee und von der Isar, G.Schraegle
ein Waldinterieur. Karlsruhe ist gut und charakteristisch
vertreten durch Arbeiten von H. Hausmann, W. Hempfing,
L. Hoffsäß, J. Koch und E. L. Koch, Martha Kropp, R.Maser,
Arthur Riedel (Radierungen, die eine sichere, elegante
Technik verraten), H. Sachs durch zwei Lithographien.
Von Mitgliedern der Straßburger Künstlersiedelung hat
Emil Brischle ein großes effektvolles Blumenstück aus-
gestellt, Hoffmann-Saarlouis eine Landschaft Flußkrümmung,
Otto Knorr eine Vogesenwiese, während aus der kleinen
Schar der Stuttgarter H. Eberhard durch Landschaften
und Stilleben, Joseph Eberz durch Kompositionen mit
starker Konturwirkung hervorragt. Zu dem Besten und
Interessantesten, was die Ausstellung bietet, gehören die
Arbeiten von Ernst Isselmann-Rees, Bootshaus bei Hügel
an der Ruhr und Landschaft aus dem Industriegebiet, von
Ida Gerhardi-Lüdenscheid, Posthof und Apachenkneipe am
Montparnasse in Paris, Traugott Senn-Bern, farbenprächtige
Aquarelle mit Schweizer Motiven, H. Nauen-Brüggen, Still-
leben, Landschaftsradierungen und Porträtkopf und P.
Klimsch-Frankfurt, Papageien-Allee. Außerhalb der Ver-
kaufsausstellung steht eine große Flußlandschaft von Hans
Thoma, deren grausilbernes altmeisterliches Kolorit an
Corot gemahnt und eine wundervolle Einheit zwischen
Landschaft und Figuren zustande bringt. Im Ganzen hat
man den Eindruck ernsten und erfolgreichen Strebens, dem
recht guter Verkaufserfolg zu wünschen ist. Bmb.

LITERATUR

Bernhard Müller, Medaillen, und Münzen im Dienste der
Religion. Ein Beitrag zur christlichen Volkskunde. Berlin-
Friedenau 1915. Selbstverlag des Verfassers. Mit 132
Abbildungen im Text und auf 7 Tafeln, 74 S. 8°.
Als einen Beitrag zur christlichen Volkskunde und zu-
gleich als eine Anregung zum Sammeln religiöser Präge-
arbeiten bezeichnet der Verfasser, ein wohbekanntes Mit-
glied der Berliner Numismatischen Gesellschaft, diese den
Fachgenossen Emil Bahrfeldt und A. M. Pachinger gewid-
mete Arbeit. Das hier behandelte Gebiet der Numismatik
und Medaillenkunde ist lange von der Forschung vernach-
lässigt worden, und nur wenige Privatsammler haben bisher
diesem interessanten Zweige der Volkskunde ihre Aufmerk-
samkeit zugewandt. Darum dürfte das vorliegende Werk-
chen, das eine sehr instruktive Übersicht über die Weihe-
münzen, Betpfennige und die verschiedenen Arten religiöser
Medaillen, wie Krankheits-, Schutzpatronats-, Bruderschafts-
und Werbemedaillen bietet, in den Kreisen der Kunst-
freunde Anerkennung finden.

Wilhelm R. Valentiner, The late years of Michel Angelo.
New York, privately printed, 1914 (Frederic Fairchild
Sherman).

In der feinsinnigen Art, die allen seinen Arbeiten eigen
ist, behandelt Valentiner das Thema der Freundschaft
Michelangelos zu Vittoria Colonna und Tommaso Cava-
Iieri und ihre Wirkung auf die letzten Schöpfungen des
Meisters, indem er ausgeht von der bekannten Windsor-
Zeichnung, die den Sturz des Phaeton darstellt und für
Cavalieri gefertigt wurde. Dann wird die Beziehung
 
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