Njalo: Ich habe nie gezählt
nach Iahren und Gedanken. Freien ziemt's,
den Genius ihres ersten Lichts zu rufen;
nicht mir. Doch lange schon dem Herrn
leg ich gebückt des Panthers Fell zu Füßen,
den meine Heimat jagt . . .
Alarich: Du bist, fürwahr,
ein finstrer Gast; doch will ich gern dir folgen,
gehst du mir gut voran. So zeige denn
was meinem Blick behagt, die braunen Dirnen
in warmen Nächten und zum Morgen dann,
entwichnem Lustgelag zum besten Ekel,
die weißen Gecken. — Zeig mir hier
die Stelle, wo ich Romas Blick umfasse,
die Zinnen seh, wo eure Helden stehn,
die alten, denen mich im Kampf zu messen
ein böses Schicksal nicht vergönnt — und zeig
die fernen Berge mir, wo einst die Räuber,
die Gründer dieser Stadt gehaust. — Dann gehk
Njalo: Du bist zu rasch. Der Schoß der Metropole
birgt manch geheime Kraft, mit der ein Kamps
nicht leichter zu bestehn, als mit den Helden
der alten Zeit, und manchen bessern Reiz
als rotverhängt Suburrazellen bieten.
Tritt her! (tritt auf eine Erhöhung)
Zu diesem Steine keuchet oft
am Tag des Festes Romas guter Bürger
bedächtig auf, die Stadt zu übersehn,
die ihn zum Weltbeherrscher macht, indessen
er heimlich überlegt, ob wohl die Frau
zu Haus den Buttertops vor Dieben hütet . . .
(Alarich springt auf)
Du bist so rasch hinaus! — Hast du bedacht,
daß, wem Gedanken nicht am Buttertopfe
und nicht am eignen Fette kleben, daß
ein solcher Mann von solcher Höh des Blickes
vielleicht auf sonderbare Phantasien —
auf Träume wohl — vielleicht auf Möglichkeiten —
auf eine Deutung zwischen Zeit und Mensch
verfallen könnte, die ihn so verwandelt,
daß er ein andrer Mensch heruntersteigt
von diesem harmlos stillen Plätzchen
des wohlbeleibten röm'schen Bürgers — sprich!
siehst du wohl scharf?
Alarich: Es sieht kein Adler
die Beute sichrer.
Njalo: Gut denn! Mir gefällt
dein Gleichnis. — Wohl erinnr' ich mich:
auf einer Klippe stand ich einst am Hang
74 Kunstwart XX,
nach Iahren und Gedanken. Freien ziemt's,
den Genius ihres ersten Lichts zu rufen;
nicht mir. Doch lange schon dem Herrn
leg ich gebückt des Panthers Fell zu Füßen,
den meine Heimat jagt . . .
Alarich: Du bist, fürwahr,
ein finstrer Gast; doch will ich gern dir folgen,
gehst du mir gut voran. So zeige denn
was meinem Blick behagt, die braunen Dirnen
in warmen Nächten und zum Morgen dann,
entwichnem Lustgelag zum besten Ekel,
die weißen Gecken. — Zeig mir hier
die Stelle, wo ich Romas Blick umfasse,
die Zinnen seh, wo eure Helden stehn,
die alten, denen mich im Kampf zu messen
ein böses Schicksal nicht vergönnt — und zeig
die fernen Berge mir, wo einst die Räuber,
die Gründer dieser Stadt gehaust. — Dann gehk
Njalo: Du bist zu rasch. Der Schoß der Metropole
birgt manch geheime Kraft, mit der ein Kamps
nicht leichter zu bestehn, als mit den Helden
der alten Zeit, und manchen bessern Reiz
als rotverhängt Suburrazellen bieten.
Tritt her! (tritt auf eine Erhöhung)
Zu diesem Steine keuchet oft
am Tag des Festes Romas guter Bürger
bedächtig auf, die Stadt zu übersehn,
die ihn zum Weltbeherrscher macht, indessen
er heimlich überlegt, ob wohl die Frau
zu Haus den Buttertops vor Dieben hütet . . .
(Alarich springt auf)
Du bist so rasch hinaus! — Hast du bedacht,
daß, wem Gedanken nicht am Buttertopfe
und nicht am eignen Fette kleben, daß
ein solcher Mann von solcher Höh des Blickes
vielleicht auf sonderbare Phantasien —
auf Träume wohl — vielleicht auf Möglichkeiten —
auf eine Deutung zwischen Zeit und Mensch
verfallen könnte, die ihn so verwandelt,
daß er ein andrer Mensch heruntersteigt
von diesem harmlos stillen Plätzchen
des wohlbeleibten röm'schen Bürgers — sprich!
siehst du wohl scharf?
Alarich: Es sieht kein Adler
die Beute sichrer.
Njalo: Gut denn! Mir gefällt
dein Gleichnis. — Wohl erinnr' ich mich:
auf einer Klippe stand ich einst am Hang
74 Kunstwart XX,