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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,2.1907

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Heft 17 (1. Juniheft 1907)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8626#0339

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dern geradezu eine Rahmenaus-

werden und die Straße bedecken usw.


gabe. Das Kind kann nicht nur

... Die neueste Art der Reklame,


bei solchen Blättern das Bildlesen

die allerdings nur in der Dunkel-


lernen, sondern es gewöhnt sich

heit, dann aber auch um so kräf-


auch, eine Märchenerzählung in

tiger, zur Geltung kommt, sind die


anschaulicher Weise als Ganzes oder

abwechselnd auftauchenden und wie-


doch mit einem Begriff von ihrer

der verschwindenden aus zahllvsen


Fülle zu erfassen. And hier sollte

bunten elektrischen Lämpchen ge-


man dann zurückgreifen auf die

bildeten Namen und Figuren hoch


Münchner Bilüerbogen. Von Moritz

oben auf den Dächern oder vorn


Schwind, O. Speckter, Pocci, Mut-

an den Häusern. Der Potsdamer


tenthaler, Rothbart nnd Kafpar

Platz, die Leipziger, die Friedrich


Braun bis zum Schneewittchen-

Straße, überhaupt alle Hauptver-


Vogel herauf haben gerade sie das

kehrsstraßen und großen Plätze


Erzählen von Märchen — von

bieten hierfür „leuchtende" Bei-


Grimmschen Märchen zumal — auch

spiele in Hülle und Fülle; man


in geschlossenem bogenfüllenden

könnte denken, Berlin litte an einer


Bilde gepflegt, und jeder Bogen

chronischen, allerdings recht sonder-


kostet schwarz bekanntlich nur zehn

baren Festbeleuchtung. Viele haben


Pfennig. Ein Wechselrahmen könnte

sich schon oft gefragt, ob wohl der


das Gute der Münchner Bilder»

Erfolg die teilweise riesigen Kosten


bogen wieder recht für das Kind

lohne; aber die immer mehr über-


lebendig machen. Denn viele, viele

handnehmende Reklame, wobei jeder


dieser tausend Bogen sind unver-

den andern zu überbieten sucht,


dient in den Hintergrund geraten.

scheint doch dafür zu sprechen."


Der Rahmen würde nicht nur hel-

Diese plumpe Straßenreklame


fen, daß sie überhaupt wieder eine

sollte beseitigt werden, meint der


Rolle im Kinderleben spielen, son-

Verfasser. Ganz recht, aber wie?


dern auch, daß die Kleinen viel kräf-

Solange der gesunde Durchschnitts-


tiger unter den Linfluß gesunden

mensch in den Stadtregimenten den


Märchengeistes geraten.

Ton und das Maß angibt, werden


Franz Diederich

wir wohl ihn auf unsere Seite
herüberziehen müssen. Vielleicht
dadurch, daß wir ihn um seine


-

Per-

mischtes


svs Straßenreklame

Gesundheit bange machen? Ach,


Aus der Zeitungsreklame ist

die sitzt ihm im Geldsack, und diese



immer mehr eine Straßenreklame

Art Reklamen bringen ja etwas


geworden, sagt die Kreuzzeitung.

Erkleckliches ein. Oder etwa so»


Und im Hinblick auf Berlin fährt

daß er die Hälfte dieser Einnah-


sie fort: „Alle verfügbaren Giebel-

men an die Gemeinde abführen


wände, Mauern, Zäune usw. sind

müßte? Er, der das Hirn der


mit teilweise greulichen Bildern und

Gemeinde speist, würde sich hüten,


sonstigen Ankündigungen bedeckt,

so Ankluges über sich selbst zu


auf den Bahnhöfen, in den Wagen

verhängen. Das letzte Mittel wäre:


der Straßen- und Eisenbahnen, in

es müßte noch schlimmer wer-


den Omnibussen usw. findet man Re-

den, damit es besser werden kann.


klameplakate, in den Straßen fahren

Wenigstens an einzelnen Stellen,


Reklamewagen, laufen Leute mit

an den Hauptverkehrspunkten von


Transparenten u. dergl. umher, ver-

Berlin, damit der dort erreichte


teilen Zettel, die dann weggeworfen

Rekord an Scheußlichkeit als ab-


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Kunstwart XX, k? §
 
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