gibt das eigentümliche Licht solcher Naturstimmung und das Aufwachsen
harmonischer Rnhe aus dem Toben der Elemente recht gut wieder. Es
ist ein Verrauschen im Schilf und ein Verbrausen in den Wipfeln. Auch
in Dettmanns zweitem Werke, dem Küstennest von der Riviera, unserm
Zweiplattendrnck, ist mehr als Abmalerei, ist eigentümliches Schauen
und Fühlen. Es gehört schon Weite dazu, ein so andersartiges Stück
Weltleben mit kaum geringerer charakteristischer Kraft darzustellen, als
die Nordlandsküste.
Ansre letzte Beilage zeigt wieder ein Stückchen „Zur ästheti--
schen Kultur", nur, um für solche Dinge die Augen zu üben. Aus
der Nähe von Breslan eine alte Brücke, die jetzt abgerissen worden ist,
und die neue, mit der man sie an der gleichen Stelle ersetzt hat. Man
braucht nur die Augen aufzumachen und zu sehn, jedes Wort ist entbehrlich.
Unsre Notenbeilage gibt eine Probe Sibeliusscher Lyrik. Der
Komponist zeigt sich hier sowohl als feiner Naturschilderer wie als Beherr--
scher starker, leidenschastlicher Akzente. Zunächst wird es einige Abung kosten,
die Zweiunddreißigstelpassagen des Anfangs so zart und gleichmäßig auf
dem Klaviere zn bringen, daß sie der Phantasie das liebliche Wellenspiel
am Afer eines sinnischen Sees vor Augen führen. Balladenhaft wird der
Vortrag bei „Doch sagt, wo ist jung Ingalill?" Bei poeo con moto
kommt dramatische Bewegung in die sich im steten dichten Tremolo des
Klavieres steigernde Musik. Mit heftigen, unbarmherzigen Schlägen
schildert Sibelius die Amtat, in den korrespondierend emporstrebenden
Vierundsechzigstelläufen bäumt sich gleichsam der sittliche Zorn dagegen
auf. Dann tiese Stille. Als ob nichts geschehen wäre, spielen und
singen die kleinen Wellen, und nur in der Singstimme, der Stimme
des Dichters, spricht sich die Wehmut, namentlich in der wunderbaren
harmonischen Ausweichung nach Ee8 (man beachte das ausdrucksvolle
Portament be863—kc^!), beim Gedenken an die traurige Geschichte aus.
Bei zartfühligem Spiel und lebendigem Vortrag ein Schluß von be--
zaubernder Wirkung. Freilich muß man sich ganz in den Geist dieses
nordischen Stimmungsbildes versenken, um es in seiner vollen Eigenart
zu genießen.
Herausgeber: Ferdinand Avenarins in Dresden>»Blasewitz; verantwortlich: der Heraus»
geber. Mitleitende: Sugen Kalkschmidt, Dresden-Loschwitz; für Mustk: Or. Richard
Batka in Prag-Weinberge; sür bildende Kunst: Prof. Paul Schultze-Naumburg in
Saaleck bei Kösen in Thüringen — Seudunge« für den Lext ohne Angabe eines Personen-
namens an die .Kunstwart-Leitung" in Dresden - Blasewitz; über Mustk an vr. Richard
Batka in Prag-Weinberge — Manuskripte nur nach vorheriger Bereinbarung^
widrigenfalls keinerlei Derantwortung übernommen werden kann — Berlag von Georg
D W Lallwey — Druck von Kastner L Lallwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — Iu Sster»
reich-Ungarn für Herausgabe und Schriftleitung verantwortlich: Hugo Heller iu Wieu I
<ss2 Kunstwart XX, (9
harmonischer Rnhe aus dem Toben der Elemente recht gut wieder. Es
ist ein Verrauschen im Schilf und ein Verbrausen in den Wipfeln. Auch
in Dettmanns zweitem Werke, dem Küstennest von der Riviera, unserm
Zweiplattendrnck, ist mehr als Abmalerei, ist eigentümliches Schauen
und Fühlen. Es gehört schon Weite dazu, ein so andersartiges Stück
Weltleben mit kaum geringerer charakteristischer Kraft darzustellen, als
die Nordlandsküste.
Ansre letzte Beilage zeigt wieder ein Stückchen „Zur ästheti--
schen Kultur", nur, um für solche Dinge die Augen zu üben. Aus
der Nähe von Breslan eine alte Brücke, die jetzt abgerissen worden ist,
und die neue, mit der man sie an der gleichen Stelle ersetzt hat. Man
braucht nur die Augen aufzumachen und zu sehn, jedes Wort ist entbehrlich.
Unsre Notenbeilage gibt eine Probe Sibeliusscher Lyrik. Der
Komponist zeigt sich hier sowohl als feiner Naturschilderer wie als Beherr--
scher starker, leidenschastlicher Akzente. Zunächst wird es einige Abung kosten,
die Zweiunddreißigstelpassagen des Anfangs so zart und gleichmäßig auf
dem Klaviere zn bringen, daß sie der Phantasie das liebliche Wellenspiel
am Afer eines sinnischen Sees vor Augen führen. Balladenhaft wird der
Vortrag bei „Doch sagt, wo ist jung Ingalill?" Bei poeo con moto
kommt dramatische Bewegung in die sich im steten dichten Tremolo des
Klavieres steigernde Musik. Mit heftigen, unbarmherzigen Schlägen
schildert Sibelius die Amtat, in den korrespondierend emporstrebenden
Vierundsechzigstelläufen bäumt sich gleichsam der sittliche Zorn dagegen
auf. Dann tiese Stille. Als ob nichts geschehen wäre, spielen und
singen die kleinen Wellen, und nur in der Singstimme, der Stimme
des Dichters, spricht sich die Wehmut, namentlich in der wunderbaren
harmonischen Ausweichung nach Ee8 (man beachte das ausdrucksvolle
Portament be863—kc^!), beim Gedenken an die traurige Geschichte aus.
Bei zartfühligem Spiel und lebendigem Vortrag ein Schluß von be--
zaubernder Wirkung. Freilich muß man sich ganz in den Geist dieses
nordischen Stimmungsbildes versenken, um es in seiner vollen Eigenart
zu genießen.
Herausgeber: Ferdinand Avenarins in Dresden>»Blasewitz; verantwortlich: der Heraus»
geber. Mitleitende: Sugen Kalkschmidt, Dresden-Loschwitz; für Mustk: Or. Richard
Batka in Prag-Weinberge; sür bildende Kunst: Prof. Paul Schultze-Naumburg in
Saaleck bei Kösen in Thüringen — Seudunge« für den Lext ohne Angabe eines Personen-
namens an die .Kunstwart-Leitung" in Dresden - Blasewitz; über Mustk an vr. Richard
Batka in Prag-Weinberge — Manuskripte nur nach vorheriger Bereinbarung^
widrigenfalls keinerlei Derantwortung übernommen werden kann — Berlag von Georg
D W Lallwey — Druck von Kastner L Lallwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — Iu Sster»
reich-Ungarn für Herausgabe und Schriftleitung verantwortlich: Hugo Heller iu Wieu I
<ss2 Kunstwart XX, (9