Gebäude, bei dem sich der Architekt (ob mit vollem Glück, tut nichts zur
Sache) jedenfalls ehrliche Mühe gegeben hat, um etwas Ganzes zu-
stande zu bringen, ein solches Gebäude „reicht" nicht mehr. Es muß
angebaut werden. Amd nun sind auf einmal alle künstlerischen oder
nur ganz schlichtweg anständigen „Ambitionen" der hohen Körperschaften
zu Wasser geworden, aber nicht nur das: der erste Baumeister wird
überhaupt nicht befragt, der nächste beste Ratszimmermeister oder wenigst
fordernde Anternehmer wird mit dem Anbau beaustragt. Der verhunzt
dann wie Goethes Zeus „mit gelassener Hand" ungestört, was eben erst
mit einem großen Aufwande von Arbeit und Geld hingestellt worden ist.
Wo? In hundert deutschen Städten, verehrlicher Leser. And weil sie
in hunderten wohnen, darum nennen wir dir die Sünder gerade dieses
einzelnen Falles nicht. Genug, wenn unsre Beilage mehr Mitverant-
wortliche auf diesen Punkt aufzumerken lehrt, damit es heiße:
PSrSUNt 86M6Nt63.
Ansere Notenbeilage gibt eine Probe aus den kanonischen Klavier-
stücken von Iulius Otto Grimm, um das Gedächtnis dieses Ton-
setzers aufzufrischen, der — ein Geistesverwandter von Brahms und
Ioachim — von (860 bis (900 an der Spitzs des Musikvereins zu Münster
in Westfalen wirkte. In dieser Abgeschiedenheit blieb er, der noch zum
Freundeskreise Robert Schumanns gehört hatte, mit der konservativen
Gruppe der deutschen Komponisten seiner Zeit doch in inniger Fühlung.
Brahms schätzte seine Lieder, riet ihm aber, die Begleitung einfacher zu
halten. Besonders war: „Warum bist du denn so traurig" (aus op. ((,
Breitkopf L Härtel) sein Liebling unter den Musenkindern des Freundes.
Die Klavierstücke gehören auch einer Kunstgattung an, die in ihrer Formen-
strenge am besten im stillen Milieu einer Landstadt gedeiht, fernab vom
Geräusche eines „Musikzentrums". Es ist echt deutsche Musikantenkunst,
ehrbar, treufleißig, gediegen, ja Grimm hat es verstanden, die pedantische
Aorm in etwas mit dem warmen Atem der Lmpfindung zu beseelen.
Herausgeberr Ferdinand Avenarivs in Dresden-Blasewitz; verantwortlich: der Heraus-
geber. Mitleitender Sugen Kalkschmidt, Dresden-Loschwitz; für Mustk: Or. Richard
Batka in Prag-Weinberge; für bildende Kunst: Prof. Paul Schultze-Naumburg in
Saaleck bet Kösen in Thüringen — Sendungen für den Text ohne Angabe eines Personen»
namens an die.Kunstwart-Leitung'in Dresden-Blasewitz; über Mustk an vr. Richard
Batka in Prag-Weinberge — Manuskripte nur nach vorheriger Dereinbarung,
widrigenfalls keinerlei Derantwortung übernommen werden kann — Derlag von Georg
D W Lallwey — Druck von Kastner L Lallwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — In Sster»
reich-Ungarn für Herausgabe und Schriftleitung verantworllich: tzugo tzeller tn Wieu I
583 Kunstwart XX, 22
Sache) jedenfalls ehrliche Mühe gegeben hat, um etwas Ganzes zu-
stande zu bringen, ein solches Gebäude „reicht" nicht mehr. Es muß
angebaut werden. Amd nun sind auf einmal alle künstlerischen oder
nur ganz schlichtweg anständigen „Ambitionen" der hohen Körperschaften
zu Wasser geworden, aber nicht nur das: der erste Baumeister wird
überhaupt nicht befragt, der nächste beste Ratszimmermeister oder wenigst
fordernde Anternehmer wird mit dem Anbau beaustragt. Der verhunzt
dann wie Goethes Zeus „mit gelassener Hand" ungestört, was eben erst
mit einem großen Aufwande von Arbeit und Geld hingestellt worden ist.
Wo? In hundert deutschen Städten, verehrlicher Leser. And weil sie
in hunderten wohnen, darum nennen wir dir die Sünder gerade dieses
einzelnen Falles nicht. Genug, wenn unsre Beilage mehr Mitverant-
wortliche auf diesen Punkt aufzumerken lehrt, damit es heiße:
PSrSUNt 86M6Nt63.
Ansere Notenbeilage gibt eine Probe aus den kanonischen Klavier-
stücken von Iulius Otto Grimm, um das Gedächtnis dieses Ton-
setzers aufzufrischen, der — ein Geistesverwandter von Brahms und
Ioachim — von (860 bis (900 an der Spitzs des Musikvereins zu Münster
in Westfalen wirkte. In dieser Abgeschiedenheit blieb er, der noch zum
Freundeskreise Robert Schumanns gehört hatte, mit der konservativen
Gruppe der deutschen Komponisten seiner Zeit doch in inniger Fühlung.
Brahms schätzte seine Lieder, riet ihm aber, die Begleitung einfacher zu
halten. Besonders war: „Warum bist du denn so traurig" (aus op. ((,
Breitkopf L Härtel) sein Liebling unter den Musenkindern des Freundes.
Die Klavierstücke gehören auch einer Kunstgattung an, die in ihrer Formen-
strenge am besten im stillen Milieu einer Landstadt gedeiht, fernab vom
Geräusche eines „Musikzentrums". Es ist echt deutsche Musikantenkunst,
ehrbar, treufleißig, gediegen, ja Grimm hat es verstanden, die pedantische
Aorm in etwas mit dem warmen Atem der Lmpfindung zu beseelen.
Herausgeberr Ferdinand Avenarivs in Dresden-Blasewitz; verantwortlich: der Heraus-
geber. Mitleitender Sugen Kalkschmidt, Dresden-Loschwitz; für Mustk: Or. Richard
Batka in Prag-Weinberge; für bildende Kunst: Prof. Paul Schultze-Naumburg in
Saaleck bet Kösen in Thüringen — Sendungen für den Text ohne Angabe eines Personen»
namens an die.Kunstwart-Leitung'in Dresden-Blasewitz; über Mustk an vr. Richard
Batka in Prag-Weinberge — Manuskripte nur nach vorheriger Dereinbarung,
widrigenfalls keinerlei Derantwortung übernommen werden kann — Derlag von Georg
D W Lallwey — Druck von Kastner L Lallwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — In Sster»
reich-Ungarn für Herausgabe und Schriftleitung verantworllich: tzugo tzeller tn Wieu I
583 Kunstwart XX, 22