um sich alsdann mit ihnen und den
Produkten ihrer Liebe in Handel
und Wandel durch Stadt und Land
bis über die steilsten Felsenhöhen
zu verbreiten.
Ganz besonders möchte ich zum
Schluß auf die Sammlung im Glas-
palast aus dem Nachlaß des ver-
storbenen Wilhelm von Diez hin--
weisen. Sie enthält meines Lr--
achtens das Wertvollste der heu-
rigen Ausstellungen. Aus seinen
Lier- und Landschaftsstudien, aus
seinen Skizzen alter Burgen und
sonstiger Mauerhöhlen, aus seinen
Schilderungen des Krieger- und
Spitzbubenwesens im dreißigjähri-
gen Kriege, des Bauern- und
Bürgerlebens in Vergangenheit
und Gegenwart, überall spricht in
Technik und Ausfassung derselbe
kräftige, sicher erfassende Geist, ent-
schlossen vor allem auss derb Ur-
sprüngliche gerichtet, wie er uns
aus den Zügen seines meisterhaften,
in unbekümmerter Wahrhaftigkeit
schier einzigen Selbstbildnisses an-
blickt: ein Mann, deutlich auf einen
engeren Wirkungskreis beschränkt,
aber in diesem Kreise einer, der
weiß und kann, was er will. Ein
Labsal in seiner klaren Geschlossen-
heit zu einer Zeit, da jedes Talent-
lein seine Gehversuche als ein
»Streben nach dem Höchsten" emp-
findet. Man begreift, wie Böcklin
ihn schätzte. Zumal vor seinen „na-
poleonischen" Schlacht- und Lager-
bildern: wie da z. B. die kleine
breite Gestalt des Imperators
dunkel einsam vor dem Feuer hockt,
während abseits im Halbrund die
rötlich beleuchtete Schar der statt-
lichen Adjutanten und Generale
vorsichtig flüsternd zu dem Männ-
lein im schlichten Rocke hinüber-
schaut, von dem die alles entschei-
dende Kraft ausgeht, das ist inner-
lich so meisterhaft erschaut und mit
einer Vollendung ausgeführt, daß
man geradezu an Menzel erinnert
wird.
Von der Bildhauerei ist nicht
viel zu berichten. Außer einigen tüch-
tigen Bildnisbüsten fielen mir in
der Sezession die ungemein „leben-
digen" Tierplastiken Zügels auf,
auch ein mit Feingefühl behandelter
weiblicher Halbakt von Zimmer-
mann und besonders die Betende
des Franzosen Bourdelle, die in
schlichter Versunkenheit Innigkeit
ohne jenes romanische Pathos zum
Ausdruck bringt, das uns Deutsche
schauspielerisch anmutet,- in der
Luitpoldgruppe Wackerles sicher
stilisierte und charakterisierte Scherz-
figürchen aus Porzellan; und in
der Künstlergenossenschaft Lewin-
Funckes Bronzegruppen „Spie-
lende Kinder", ein halbgewachsenes
Mädchen und -ein Kind in rhythmisch
beschwingtem Reigen, und „Am
Wasser": eine nackte junge Frau
sucht, anmutig vorgebeugt, ein Büb-
lein ins Wasser zu ziehen, das sich
in überzeugender Ängstlichkeit an
ihr Bein klammert.
Leopold Weber
W Die Medaillen von Moabit
auf der „Großen" erregen in der
Künstlerschaft wieder einmal Ge-
spräch und Gewisper. Bekanntlich
steht hier das eigentliche Verleihen
dem Kaiser zu, aber die Inhaber
der großen goldnen Medaillen als
„Schiedsrichter" machen die Vor-
schläge. Nun hat der Kaiser heuer
bei dieser sanftesten der Kunstaus-
stellungen nicht weniger als vier
Vorgeschlagene gestrichen und zwei
andre hinzugefügt, so daß die Me-
daillen überhaupt nicht mehr die
Bewertung der Kunstgenossen, son-
dern die psrsönliche eines gekrönten
Nichtkünstlers ausdrücken. Das ist
nicht zum ersten Male, das war schon
so. Die Paul Wallot, Ludwig von
Hofmann, Hugo Lederer haben schon
früher auf allerhöchsten Befehl den
f. Septemberheft 63?
Produkten ihrer Liebe in Handel
und Wandel durch Stadt und Land
bis über die steilsten Felsenhöhen
zu verbreiten.
Ganz besonders möchte ich zum
Schluß auf die Sammlung im Glas-
palast aus dem Nachlaß des ver-
storbenen Wilhelm von Diez hin--
weisen. Sie enthält meines Lr--
achtens das Wertvollste der heu-
rigen Ausstellungen. Aus seinen
Lier- und Landschaftsstudien, aus
seinen Skizzen alter Burgen und
sonstiger Mauerhöhlen, aus seinen
Schilderungen des Krieger- und
Spitzbubenwesens im dreißigjähri-
gen Kriege, des Bauern- und
Bürgerlebens in Vergangenheit
und Gegenwart, überall spricht in
Technik und Ausfassung derselbe
kräftige, sicher erfassende Geist, ent-
schlossen vor allem auss derb Ur-
sprüngliche gerichtet, wie er uns
aus den Zügen seines meisterhaften,
in unbekümmerter Wahrhaftigkeit
schier einzigen Selbstbildnisses an-
blickt: ein Mann, deutlich auf einen
engeren Wirkungskreis beschränkt,
aber in diesem Kreise einer, der
weiß und kann, was er will. Ein
Labsal in seiner klaren Geschlossen-
heit zu einer Zeit, da jedes Talent-
lein seine Gehversuche als ein
»Streben nach dem Höchsten" emp-
findet. Man begreift, wie Böcklin
ihn schätzte. Zumal vor seinen „na-
poleonischen" Schlacht- und Lager-
bildern: wie da z. B. die kleine
breite Gestalt des Imperators
dunkel einsam vor dem Feuer hockt,
während abseits im Halbrund die
rötlich beleuchtete Schar der statt-
lichen Adjutanten und Generale
vorsichtig flüsternd zu dem Männ-
lein im schlichten Rocke hinüber-
schaut, von dem die alles entschei-
dende Kraft ausgeht, das ist inner-
lich so meisterhaft erschaut und mit
einer Vollendung ausgeführt, daß
man geradezu an Menzel erinnert
wird.
Von der Bildhauerei ist nicht
viel zu berichten. Außer einigen tüch-
tigen Bildnisbüsten fielen mir in
der Sezession die ungemein „leben-
digen" Tierplastiken Zügels auf,
auch ein mit Feingefühl behandelter
weiblicher Halbakt von Zimmer-
mann und besonders die Betende
des Franzosen Bourdelle, die in
schlichter Versunkenheit Innigkeit
ohne jenes romanische Pathos zum
Ausdruck bringt, das uns Deutsche
schauspielerisch anmutet,- in der
Luitpoldgruppe Wackerles sicher
stilisierte und charakterisierte Scherz-
figürchen aus Porzellan; und in
der Künstlergenossenschaft Lewin-
Funckes Bronzegruppen „Spie-
lende Kinder", ein halbgewachsenes
Mädchen und -ein Kind in rhythmisch
beschwingtem Reigen, und „Am
Wasser": eine nackte junge Frau
sucht, anmutig vorgebeugt, ein Büb-
lein ins Wasser zu ziehen, das sich
in überzeugender Ängstlichkeit an
ihr Bein klammert.
Leopold Weber
W Die Medaillen von Moabit
auf der „Großen" erregen in der
Künstlerschaft wieder einmal Ge-
spräch und Gewisper. Bekanntlich
steht hier das eigentliche Verleihen
dem Kaiser zu, aber die Inhaber
der großen goldnen Medaillen als
„Schiedsrichter" machen die Vor-
schläge. Nun hat der Kaiser heuer
bei dieser sanftesten der Kunstaus-
stellungen nicht weniger als vier
Vorgeschlagene gestrichen und zwei
andre hinzugefügt, so daß die Me-
daillen überhaupt nicht mehr die
Bewertung der Kunstgenossen, son-
dern die psrsönliche eines gekrönten
Nichtkünstlers ausdrücken. Das ist
nicht zum ersten Male, das war schon
so. Die Paul Wallot, Ludwig von
Hofmann, Hugo Lederer haben schon
früher auf allerhöchsten Befehl den
f. Septemberheft 63?