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Kunstwart und Kulturwart — 38,2.1925

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Heft 7 (Aprilheft 1925)
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Zweig, Stefan: Hölderlin und Weimar
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Schumann, Wolfgang: Zwischen Gestern und Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8168#0031

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Gefahr, das frere Zahr in Weimar, von dem er Vollendung der Werke
geträumt, faft vergebens vertan. Die Philosophie — dieses „yoipr s
verunglückte Poeten" — hat ihn nicht gefördert, die Drchter rhn n >
erhoben: ein Torso ift hyperion geblieben, das Drama mcht ^vunen
und trotz äutzerster Sparsamkeit sind seineMittel zuEnde. Dreers e^ch )
um sein Schicksal als dichterische Existenz ist verloren, Holderlm mutz
wieder der Mutter zur Last fallen und mit jedem Btssen Brot hetmltchen
Vorwurf mitwürgen. Aber in Wahrheit hat er gerade tn Wetmar s
grötzte Gefahr sieghaft bestanden: er hat sich nicht abbrutgen las,en von
der „Unteilbarkeit der Begeisterung", nicht mäßigen und temperieren wie
jene Wohlmeinenden es wollten. Sein Genius hat sich ^u seinem i s,
Element behauptet, in der urtümlichen Sphäre semes Abersch r 3 -
gegen alle Klugheit hat der Dämon ihm eine Unbelehrbarkett dc <)i s
gegeben. So erwidert er Schillers und Goethes Bemuhungen, ihn z
Idyllischen, zum Bukolischen, zum Maßvollen dauernd niederzudampsen,
nur mit wilderem Ausbruch. Der Goethischen Mahnung an die p , ,
im Euphorion:

„Nur mäßig, nur mäßig
Nicht ins Verwegene
Daß Sturz und Nnfall
Dir nicht begegne....

Bändige, bändige
Eltern zu Liebe
Äberlebendige
Heftige Triebe ....

Ländlich im Stillen
Ziere den Plan"

auf diesen Ratschlag zum poetischen Quietismus, zur Idyllik antwortet er
leidenschaftlich:

„Was sänftiget ihr denn, wenn in den Ketten
Der Ehrnen Zeit die Seele mir entbrennt,

Was nehmt ihr mir, den nur die Kämpfe retten,

Ihr Weichlinge, mein glühend Element." , r..

Dies „glühend Element", die Begeisterung, in der Hölderlins Seele lebt
wie der Salamander im Feuer, ist rein zurückgebracht aus der Versuchung
der Schillerschen NLHe — schicksalstrunken wirft er, „den nur Kampse retten ,
sich ein zweites Mal ins Leben hinaus und

„in solcher Esse wird dann
Auch alles Lautere geschmiedet".

Was ihn zerbrechen soll, härtet ihn zuvor, und was ihn hartet ze °
b,tcht St-I-N Z«->S

Zwischen Gestern und Morgen

Von Wolfgang Schumann
III

^^-n einer sehr erregenden Weise steht der Qsterreicher Rudolf Han^
^(Bartsch auf der Scheide zwischen den Zeiten. Vor nicht langcr Zeit
^FHabe ich an dieser Stelle sein Schaffen zu kennzeichnen gesucht als
Hervorgegangen aus einer gewissen Fehleinstellung: es hatte in einigcm
Sinne erzieherische, mehr noch bekennerische, mehr noch philosophische Ziele,
wie er selber damals in der denkwürdigen „Frohen Botschaft" aussprach; da
 
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