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Kunstwart und Kulturwart — 38,2.1925

DOI Heft:
Heft 7 (Aprilheft 1925)
DOI Artikel:
Hoffmann, Paul Theodor: Die Vereinigten Kirchen der Erde, [1]
DOI Artikel:
Trentini, Albert: Total-Unterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.8168#0053

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Daber würde dem heutigen reiigiösen Sucher nun die Lage zu 9s!se
kommen, in der er lebt. Mag diese noch so problematisch sein: gewisse
Elemente beginnen immer mehk, sich klar und sicher herauszustellen. Wir
kommen damit auf das zurück, was dieser Aufsatz zum Hauptgegenstand
seiner Untersuchung hat: das planetarisch werdende Denken, welches das
Ich immer fester und sicherer auf der Erde fixiert. Das Zentrum des Ichs
wird in seinem eigenen Wert auf unferem Planeten gefestigt und zunachst
einmal innerhalb der Selbstzwecke eingereiht, die uns unsere Planeten-
heimat bietet. Dabei findet die forschende Lrkenntnis, wie sie z. B. Willram
Stern in dieser Hinsicht bahnt, den Menschen umkreist von niederen und
höheren Sphären der Selbstwerte, die zusammen ein festes Gefüge,
einen Kosmos von Werten ergeben. äinterhalb der Menschensphäre: Eier,
Pflanze, Zelle, Amöbe, Molekül, Atom, Elektron und vieles andere.
Oberhalb: Nächster, Volk, Menschheit, „Erdheit", im Sinne etwa des
DLublerschen Glaubens, datz die Erde der Geist überblühe. (Wer d:e Be°
gründung solcher Hierarchie der Selbstwerte nachprüfen will, sei hier eben
auf Sterns „Wertphilosophie" verwiefen.)

Äber die „Erdheit" hinaus könnte das metaphysische Streben nach
„höherem", kontrolliert durch die Wissenschaft der Astronoinie, auf dre
Selbstwerte der kosmifchen Gebilde, auf die Sonnen- und Milchstratzen-
systeme, stotzen, um zuletzt im „Weltall" zur höchsten erreichbaren Instanz
zu kommen, die alles umschlietzt und in der, sofern das Weltall nicht als
L>ache, sondern als Selbstwert und damit als Person empfunden wrrd,
sich die „Allperson" oder „Gott" manifestiert. „ . .

Das Ich als Selbstwert, der nicht absoluten Wert — das wäre Gott —
aber auch nicht absoluten Unwert darstellt (so empfand alle erdenfeindliche,
pessimistische, lebenverneinende Phisosophie und Religion), reiht sich jetzt
organisch in die Welt der umgebenden Werte ein. Auch jetzt bleibt das
Absolute, das Göttliche, auch jetzt wird es das letzte Ziel bilden, auch jetzt
wird es dem wahrhaft religiösen Menschen immerdar der unerlätzliche
Matzstab sein müssen, wenn er empfinden will, wie grotz die Kraft
seiner Liebe, seines Vollkommenheitstrebens sein muß, damit er überhaupt
bei Bewußtsein der letzten Werte bestehen kann. Aber der Weg im E rn-
zelnen wird ein anderer sein, als der, den der Christ der bestehenden
Kirchen bisher ging. Die Hoheit und Reinheit der christlichen Idee wrrd
als solche nicht übertroffen werden können. Das hat schon Goethe, der
doch längst kein christlicher Kirchenmensch mehr war, anerkannt. Aber den
neuen Weg zu finden, nicht nur für den Philosophen, den Gebildeten,
sondern für den einfachen Menschen wird die größte, brennendste Aufgabe
der Zukunft sein.

In welcher Richtung der Weg zu suchen ist, kann aber heute ichon
angedeutet werden, da wir Ausgangspunkt und Richtung wissen. Der
den Ausgang für uns erkenntnismätzig und willensmäßig festgelegt hat,
war Kant. P- T h. Hoffmann

(Schluß folgt)

Total-Anterricht

^)wü ^ E „Geschenk des Lebens" ausdrücklich versprochen, daß
E_)werd°^b'"^ ,kräftig und ausgiebig mit den Herren Lehrern sprechen
Welt nicht auch das Henkekind in seiner Hasengasse für Gott,

Erde verdorben werde. Unterdessen aber fand ich heraus, daß

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