kommen, weil dort das SubjekL, hier das Objeklive das Wesen bestimml. Aber eine
neuc Lagerung des DerhältnisseS wird sich ergeben, loenn erst getvisse Wandlungen,
die nach manchen Anzeichen sür die römische Kirche unauStveichlich sind, sich vollzogen
haben. Worin beide Sphären heute schon übereinkommen, ist der Glaube an den
schöpferischen Gedanken im Grunde der Dinge, und eben die Formel hiefür, der etvig
wirkende Logos, das Wort, das im Anfang war, ist auch der gemeinsame Nxnner
öer höchsten Kultur in der antiken und christlichen Ära. Wo immer der gesittete
Mensch nicht Nein zurn Dasein sagt (wie der Buddhismus), und wo cr das letzte
Unerforschliche als vernünftig und verpflichtend deutet, wird es möglich sein, sich
auf den Begriff des Logos als des Gebers und Empfängcrs des Mcnschlich-Höchsten
zu einigen. Religiöses Verhältnis und Leben aber wäre begründet, wenn wir den
Begriff als das Zeichen einer Wirklichkeit nähmen und von ihr, der geglaubten, auS
die Zeit-Raum-Welt verstünden als repräsentatives Ereignis, das Geistige und Sitt-
liche in ihr als auf Freiheit gestellte Gabe und Aufgabe'zur irdisch-menschli'chen Dar-
stellung des göttlichen Logos, freilich nicht ohne die anbetende Haltung vor seinem
Geheimnis und seiner Gnade. Jmmer aber war er für den Glauben nnd die Satzung
der Kirche ein täti'ger, zeugender Logos, eins mit Gott, dem ungewordenen, vollkom-
menen ewigen Leben, dem reinen Wirkend-Sein. Die für die abendländische Kultur
unendlich fruchtbare Gleichsetzung deö „Logos", den das Christentnm von der griechi-
schen Spekulation übernommen und vertieft hat, mit der Person Hesii ist seit hundert
Jahren, wic man weiß, erfchütterk. Der Ausgang der Erschütterung ist noch nicht
abzusehen. Aber wie es auch kommen mag: selbst eine Bezugsetzung zwischen der
Person Jesu und dem Logos, die außer dem Dogma der Kirche läge, könnte sich
als ein Ferment der Erneuerung bewähren, alö Fundament eines neuen Universalis-
mus, in dem die geistige Eroberung deö Kosmos sich durchdringt und versöhnt mit
der Eroberung des Menfchen durch die christliche Wertwelt, den bleibenden Brunnen
würdigster Gestaltung des Jnnermenschlichen, aus dem zu schöpfen wir beherzt zu
neuen Gefäßen zu greifen hätten, wenn die alten in Trümmer gegangen sind. Damit
wären die ewigen Antinomien und kragischen Notwendigkeiten deö Daseins nicht
behoben, aber das Ziel einer Weltkirche aufgcsteckt, die die dauernde Fleischwerdung
des Logos und die dauernde Zurückführung des FleischeS in den LogoS zum sakramen--
talen Herzen hätte. Antike, Mittelalter und Gegenwart sind berufen, zum Tempel-
bau die Steine zu liefern.
Die alte und mittlere Zeit dcs Abendlands sind reichlich vom Osten gespeist. Vori
Herodot und Pythagoras bis zu den ersten Christen Roms, von den Mystikern der
östlichen Kirche bis auf die arabische Jnvasion in Spanien, von den Kreuzzügen bis
auf die Kabbalisten des Humanismus und den alten Goethe kommt Welle auf Welle
orientalischen Geistes zu uns herüber. Heute wieder stehen wir geöffnet für Sinn
und Sitte Asiens. Diesmal nun erweist sich am mächtigsten nicht die schaueude
Weisheit, die Mystik der Beruhigung, daö inwärtige Bauen am unsichtbaren Teil
der Welt, sondern das Net'n zum Dasein auö dem Munde des milden Buddha.
Keine Nation trifft eS gefährlicher als die deutsche, die an ihrer „Tendenz aci intra",
wie Schiller es ausdrückt, eben schon genug zu tragen hätte und als Nation der
Eckhart, Luther und Nietzsche Geister der Auflösung reichlich selber stcllen kann.
Unser aktivistifcher Sinn, dem Mittelalter erfließend aus seinem Begriffe Gottes/
dcö reinen Lebens (uctus purus) hat Antwort zu geben auf den großen Verneiner
Gottes und der Welt. Danach erfcheint daö Angebot des Ostens an den Westen
erschöpft, und die Stunde ist nahe, da wir sagen können: wir haben vom Osten auf-
genommen, was er uns zu geben hatte, und es ist >an ihm, von uns zu empfangen.
DaS schließt für unö die wünschenswerte Erkenntm's nicht auB, wicvi'el wir ,'hm zu
danken haben, und was wir von seinem Erbe zu unserm Frommen für immer be-
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neuc Lagerung des DerhältnisseS wird sich ergeben, loenn erst getvisse Wandlungen,
die nach manchen Anzeichen sür die römische Kirche unauStveichlich sind, sich vollzogen
haben. Worin beide Sphären heute schon übereinkommen, ist der Glaube an den
schöpferischen Gedanken im Grunde der Dinge, und eben die Formel hiefür, der etvig
wirkende Logos, das Wort, das im Anfang war, ist auch der gemeinsame Nxnner
öer höchsten Kultur in der antiken und christlichen Ära. Wo immer der gesittete
Mensch nicht Nein zurn Dasein sagt (wie der Buddhismus), und wo cr das letzte
Unerforschliche als vernünftig und verpflichtend deutet, wird es möglich sein, sich
auf den Begriff des Logos als des Gebers und Empfängcrs des Mcnschlich-Höchsten
zu einigen. Religiöses Verhältnis und Leben aber wäre begründet, wenn wir den
Begriff als das Zeichen einer Wirklichkeit nähmen und von ihr, der geglaubten, auS
die Zeit-Raum-Welt verstünden als repräsentatives Ereignis, das Geistige und Sitt-
liche in ihr als auf Freiheit gestellte Gabe und Aufgabe'zur irdisch-menschli'chen Dar-
stellung des göttlichen Logos, freilich nicht ohne die anbetende Haltung vor seinem
Geheimnis und seiner Gnade. Jmmer aber war er für den Glauben nnd die Satzung
der Kirche ein täti'ger, zeugender Logos, eins mit Gott, dem ungewordenen, vollkom-
menen ewigen Leben, dem reinen Wirkend-Sein. Die für die abendländische Kultur
unendlich fruchtbare Gleichsetzung deö „Logos", den das Christentnm von der griechi-
schen Spekulation übernommen und vertieft hat, mit der Person Hesii ist seit hundert
Jahren, wic man weiß, erfchütterk. Der Ausgang der Erschütterung ist noch nicht
abzusehen. Aber wie es auch kommen mag: selbst eine Bezugsetzung zwischen der
Person Jesu und dem Logos, die außer dem Dogma der Kirche läge, könnte sich
als ein Ferment der Erneuerung bewähren, alö Fundament eines neuen Universalis-
mus, in dem die geistige Eroberung deö Kosmos sich durchdringt und versöhnt mit
der Eroberung des Menfchen durch die christliche Wertwelt, den bleibenden Brunnen
würdigster Gestaltung des Jnnermenschlichen, aus dem zu schöpfen wir beherzt zu
neuen Gefäßen zu greifen hätten, wenn die alten in Trümmer gegangen sind. Damit
wären die ewigen Antinomien und kragischen Notwendigkeiten deö Daseins nicht
behoben, aber das Ziel einer Weltkirche aufgcsteckt, die die dauernde Fleischwerdung
des Logos und die dauernde Zurückführung des FleischeS in den LogoS zum sakramen--
talen Herzen hätte. Antike, Mittelalter und Gegenwart sind berufen, zum Tempel-
bau die Steine zu liefern.
Die alte und mittlere Zeit dcs Abendlands sind reichlich vom Osten gespeist. Vori
Herodot und Pythagoras bis zu den ersten Christen Roms, von den Mystikern der
östlichen Kirche bis auf die arabische Jnvasion in Spanien, von den Kreuzzügen bis
auf die Kabbalisten des Humanismus und den alten Goethe kommt Welle auf Welle
orientalischen Geistes zu uns herüber. Heute wieder stehen wir geöffnet für Sinn
und Sitte Asiens. Diesmal nun erweist sich am mächtigsten nicht die schaueude
Weisheit, die Mystik der Beruhigung, daö inwärtige Bauen am unsichtbaren Teil
der Welt, sondern das Net'n zum Dasein auö dem Munde des milden Buddha.
Keine Nation trifft eS gefährlicher als die deutsche, die an ihrer „Tendenz aci intra",
wie Schiller es ausdrückt, eben schon genug zu tragen hätte und als Nation der
Eckhart, Luther und Nietzsche Geister der Auflösung reichlich selber stcllen kann.
Unser aktivistifcher Sinn, dem Mittelalter erfließend aus seinem Begriffe Gottes/
dcö reinen Lebens (uctus purus) hat Antwort zu geben auf den großen Verneiner
Gottes und der Welt. Danach erfcheint daö Angebot des Ostens an den Westen
erschöpft, und die Stunde ist nahe, da wir sagen können: wir haben vom Osten auf-
genommen, was er uns zu geben hatte, und es ist >an ihm, von uns zu empfangen.
DaS schließt für unö die wünschenswerte Erkenntm's nicht auB, wicvi'el wir ,'hm zu
danken haben, und was wir von seinem Erbe zu unserm Frommen für immer be-
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