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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 39,1.1925-1926

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Heft 6 (Märzheft 1926)
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Rottauscher, Alfred: Ein Alpenländisches Bauernstück
DOI Artikel:
Herter, Hans.: Die Lage der Künste, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7999#0400

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Bäuerin (mit dem Messer): Ach Gott, erbarme dich diese Nacht . . . (setzt
dem Bauer das Messer an den Hals)
für meinen Mann Gottes Engel wacht!

Bauer (erwacht und springt aus): Verfluchteö Weib, waö machst du hier?
Weiche nicht! Komm her zu mir!

Befehle deine Seel und stirb als Christ,

Wenn du das noch fähig bist! (Sticht ihr ein Messer in die Drust.)
Bäuerin (fällt in die Knie): Ach Gott, mein Mann!

Warum hast du mir das getan?

2>ch bitt dir alles ab,
weil ich dich so geliebet hab!

Maria komm zu meinem End'

und nimm meine Seel in deine Händ! (Sinkt um und stirbt.)
Bauer: Der Mord ist schon vollbracht,

aber Unheil ist noch nicht vollgemacht!

Mörder, Mörder! Von hier!

Warte, Weib! Jch folge dir. (Ersticht sich selbst.)

Hexe (tritt auf): Hü, hü, da ist mir fein.

Da schlafen ja die Kinderlein!

Schlaft nur in süßer Ruh!

Jch deck euch mit einem Schleier zu! (Breitet über die Leichen einen
Teufel (tritt auf mit langer Stange, woran Schuhe und Tabak): s Teppich.)
Alte! Weiche zurück und rühre mich nicht an!

Jch selbst vor dir erschreck und dir nicht trauen kann.

Mein Fürst läßt dich grüßen und wünscht dir viel gesunde Jahr,
er läßt für dich ein eignes Zimmer bauen, sonst bringst du die ganze

Hölle in Gefahr.

Er schickt dir seinen Schnupftabak gewiß ausgezeichnet gut,

(reicht ihr aus der Entfernung an der Stange den Tabak und die Schuhe)
wie ihn seine eigene Nase selber schnupfen tut.

Die Schuhe sind geschnitten von deiner Großmutter Haut,
die war vor vielen Jahren wie du auch meine Braut.

Nimm hin diese Gaben, die redlich verdienest du.

Jch bitt, wenn ich komme in Verlegenheit, daß ich kann sprechen zu!
Hexe: Ja, ja, mein Herr, auf jeden Fall!

Sprich nur zu, ein anders Mal,

Solang mein grauer Kopf hier fest steht,
daß mir kein Sach verloren geht!

Eine gute Nacht und lebe wohl

und grüß mir deinen Fürsten ehrfurchtsvoll!

E n d e.

Die Lage der Künste

ii

<^^v^-ährend es objektiv schwi'erig ist, von alter und neuer Musik Rechenschaft zu
^ L ^geben, so ist von Dichtung zu reden nur beklemmend und betrüblich. Denn
auf diesem Felde begibt sich ein Vielerlei, nicht viel. Hier wäre man in
Verlegenheit, wie auf den bisher behandelten Gebieten scharf zu scheiden zwischen
den Strömungen. Hier wogt und wirrt es durcheinander, aber die Wogen sind
gerjngfügig und das Wirrsal verspricht nicht viel mehr als ferneres Wirrsal.

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