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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 39,1.1925-1926

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Heft 1 (Oktoberheft 1925)
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Unsere Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7999#0081

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Unsere NoLen und Bilder

O »'uf Othmar Schoecks Vertonung „Gaselen" — Liederfolge nach Gedichten
^ I von Gottfrled Keller für Bariton mit Flöte, Oboe, Baßklarinette, Trompete,
Schlagzeug und Klavler (Breitkopf nnd Härtel, Lei'pzi'g; E- B. Z264) '— steht
die Opuszahl z8. Untcr di'esen z8 Opera sind manche großen umfänglichen Werke.
Ei'n fruchtbarer und unbekümmert zugreifender Tonkünftler spricht sich in ihncn auS.
Noch ist es nicht allzn lange her, daß toi'r im Kunsiwart zum ersten Male auf die
Lieder di'eses damals jungen Schweizers hinwiesen. Man hat uns dann gewarnt:
er sei ein gewiß beachtliches, doch auch disziplinloses und vielwendig-unticfes Talent.
Doch hat der OptimiSmuS recht behalten. Schoeck hat in Kammer- und Opernmusik
seither Reifes und Reifstes geschaffen; aus Zürich wurde unö darüber berichtet; nun
steht schon wieder die Uraufführung einer Oper von ihm bevor, über die bald zu
sprechen sein wird. Niemals aber hat er dem Liede entsagt; die Opera 19, 20, 24,
Zi, ZZ, z4 swd Lieder nach Goethe, Uhland, Eichendorff, Lenau, Hebbel, Dehmel,
Spitteler, Gamper, Hesse, Keller, HafiS, Michelangelo, Anakreon . . . Ohne sich
ganz den Neueren, den „Atonalisten" anzuschließen, hat Schoeck eine Kühnhcit und
Ausdrucksicherheit erlangt, die ihm die höchsten Würfe erlaubt. Die „Gaselen" strotzen
von handfester, zum Teil ironischeL Musik und inniger Lyrik (die uns zu gipfeln
scheint in dem reizenden „Wenn schlanke Lilien wandelten . .", das weit über Wein-
gartners Vertonung sieht). Hier isi alleS: Rausch und Besinnlichkeit, Selbsispott
und schwingende Hingabe, Gedanke und Nuance des Gefühls, und alles mit merk-
würdig schlagender Sicherheit gegeben, unmittelbar überzeugend. Wir geben nur
eine klei'ne Probe, die nicht für daS wechselreiche Ganze bezeichnend isi. Wer die
„Klaue des Löwen" in diesem humorigen Gesang und seiner verteufelten Wehmut
spürt, wird zum Ganzen greifen und die schönsien Uberraschungen erleben.

Dor kurzem wurde im Kunstwart ein Aufruf zur Subskription auf Lieder von A r -
minKnab veröffentlicht. Wir freuen uns, nun anzuzeigen, daß sie (in der Universal-
Editi'ou, Wicn) erschicnen sind:ein Heft mit Liedern nach St. Georgeschen Terten, meisi
volksliedhafte Gesänge (sogar das „steigende Jahr" i'n befremdlich harmloser Derto-
nung!), ein Heft nach Mombertschen, darunter sehr starke und weit fülligere Ll'eder.
Damit ist einem ernsten und bedeutsamen Liedkomponisten verdientes Hei'l wider-
fahren. Anläßlich dieser Deröffentlichung bringen wir nach der Handschrift eine
schöne, lichte Probe von Knabs Liedschaffen.

Unter unscrn Bildern hebt sich Wenzel Habliks böhnüsche Landschaft, ein
Werk, geboren aus tiefstem Heimatgefühl und reifster modeferner Künstlerschaft,
herauü. Wir werden von Habliks Schaffen demnächst im Kunstwart mehr zu sagen
haben.

Adja Junckers' „Liegende" ergänzen das Bild seines SchaffenS, von dem wir
im Septemberheft eine erste Probe gaben und ein paar einführcnde Worke sagten.
Man könnke das stillgesäktigte Bild fast ein kosmisches Stilleben nennen . . .

Unsre dritte Beilage ist ein besonders eindruckvoller Druck eineü der größten Werke
M i ch e l a n g e l 0 s.

Vernntwortlich: Wolfgang Schurnann, Dreöden-Blasewitz. Mitleiter: Dr. E. K. Fischer. I'n Öskerreich
verantwortlich: Hofrat Dr. Knrl Giannoni, Mödling bei Men, Dominikanergasse IH. Sendungen für den
Tert obnc Angabe oineo Personennnmeno an die „Kunstwart-Leitung" in Dreoden-Blasewitz —
Manuskripte nur nnch vorheriger Dereinbarung, widrigenfallo keine Verantwortung übernommen
werden kann. — Derlng von Georg D. W. Callwey, DruLk von Kastner L Callwen, Buchdruckerei in München —
Gescbciftsstelle für Berlin: Georg Siomens, 57, Kurfürstenstrasie 6; für Wien: Buchhandlung deo Wiener
Dolksbildungs-Dcreins, V, Stöbergasse IZ.
 
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