ZinS nach Gebühr entrichtet, der Dogk aber wider das Recht seine ganze Habe ge-
fordert hätte.
Den Vogt, der im Gefolge ritt, ließ der König vortreten und den Henker, und befahl
diesem, den unbotmäßigen Beamten zu enthaupten.
Die Bauern krochen im Staube heran und küßten den Saum des Königömantels.
Aber als der Henker sein breiteS Richtfchwert zum Schlag erhob, erfaßte Halkan
die Kli'nge, riß sie mit kurzem Ruck dem Walter des königlichen Willens aus den
Händen, zerbrach sie und tvarf die Trümmer tveit hinter sich. Den Vogt, der in
Bereitfchaft seinen Nacken gebeugt hatte, richtete er auf und befahl ihm mit maje-
stätifcher Geste, frei seineS Wegs zu gehen.
Da ergrimmte der König, obtvohl er die Haltung und die Kraft des Alten betounderte.
Drohend fragte er Halkan, woher diesem die Anmaßung käme, die Diener deS
Königs in ihrem Amt zu hindern, und ob er nicht den Zorn des Herrfchers fürchte.
Halkan lächelte stumm und fchüttelte verneinend sein tveißes Haupt.
Neben der Tenne erstreckte sich ein Rasenplatz, den ein Brand verzehrt hatte, nach-
dem er von der sommerlichen Hitze ausgedörrt tvar. Nun aber Ivagten sich fchon
tvieder grüne Spitzen durch die verkohlte Schwärze.
Halkan zeigte traurigen Gesichtes über den verödeten Bruch hin, aber dann erhellte
sich sein Auge, zart berührte er daS grün aufkeimende Leben und deutete mit sanfter
Gebärde auf den untviderstehlichen Drang alles in der Erde Vertvurzelten, daß es
der Zerstörung zum Trotz dem Lichte zustreben müsse.
Nicht verstand der König dieses Zeichen. Keine Anttvort fand er, die ihn zufrieden
stellte. Er bedeutete Halkan, als Hüter der Ordnung müsse er Sühne fordern für
getvalttätigen Sinn. Halkan solle sich bereiten, zu sterben.
Die gepanzerten Reiter umringten den König und zückten die Schtverter, denn sie
fürchteten den Angrisf Halkans.
Die Bauern begannen zaghaft, für Halkans Leben zu bitzten.
Sie beteuerten, daß ihnen nie Gewalt von ,'hm widerfahren sei, aber Hilfe aus
jeder Not. I
Der eine erzählte, wie Halkan sein HauS auS den.Gefahren der wütenden Wasser
errettet habe.
Ein anderer fchleppte einen Pflug herbei und erklärte dem König, daß dieser Einfall
Halkans dem Herrfcher alljährlich doppelten Zins eintrage.
Ein dritter zeigte auf sein stattliches Haus in der Ferne und rühmte Halkan als
den Erbauer.
Ein vierter wußte zu sagen, wie Halkan sein Vieh auS dem brennenden Stall be-
freit hatte, als kein anderer mehr Mut hatte, >n Qualm und Feuer vorzudringen.
Da erbleichte der König, denn er erkannke einen Menfchen, der geliebt wurde, und
seine einsame Seele umdüsterte der Neid.
Er befahl den Reitern, Halkan vom Roß auS niederzustoßen, und wandte sein
Haupt ab.
Aufrecht stand Halkan und ohne Furcht.
Die Reiter hoben die Schwerter und spornten die Rosse. Halkan blickte den Tieren
still lächelnd in die Augen und hatte sie lieb.
Die Rosse bäumten sich unter dem Schmerz der eisernen Skacheln. Wild schnaubten
ihre Nüstern. Sie wichen zur Seite und zurück. Keines wagte den Sprung gegen
Halkan.
Reiter, Fußvolk und Bauern erfaßte Grauen vor dem stumttien Riesen, der unbe-
weglich stand und das Auge des Bruders suchte. Jn seinen weißen wilden Bart
fchmiegte sich die versinkende Sonne.
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fordert hätte.
Den Vogt, der im Gefolge ritt, ließ der König vortreten und den Henker, und befahl
diesem, den unbotmäßigen Beamten zu enthaupten.
Die Bauern krochen im Staube heran und küßten den Saum des Königömantels.
Aber als der Henker sein breiteS Richtfchwert zum Schlag erhob, erfaßte Halkan
die Kli'nge, riß sie mit kurzem Ruck dem Walter des königlichen Willens aus den
Händen, zerbrach sie und tvarf die Trümmer tveit hinter sich. Den Vogt, der in
Bereitfchaft seinen Nacken gebeugt hatte, richtete er auf und befahl ihm mit maje-
stätifcher Geste, frei seineS Wegs zu gehen.
Da ergrimmte der König, obtvohl er die Haltung und die Kraft des Alten betounderte.
Drohend fragte er Halkan, woher diesem die Anmaßung käme, die Diener deS
Königs in ihrem Amt zu hindern, und ob er nicht den Zorn des Herrfchers fürchte.
Halkan lächelte stumm und fchüttelte verneinend sein tveißes Haupt.
Neben der Tenne erstreckte sich ein Rasenplatz, den ein Brand verzehrt hatte, nach-
dem er von der sommerlichen Hitze ausgedörrt tvar. Nun aber Ivagten sich fchon
tvieder grüne Spitzen durch die verkohlte Schwärze.
Halkan zeigte traurigen Gesichtes über den verödeten Bruch hin, aber dann erhellte
sich sein Auge, zart berührte er daS grün aufkeimende Leben und deutete mit sanfter
Gebärde auf den untviderstehlichen Drang alles in der Erde Vertvurzelten, daß es
der Zerstörung zum Trotz dem Lichte zustreben müsse.
Nicht verstand der König dieses Zeichen. Keine Anttvort fand er, die ihn zufrieden
stellte. Er bedeutete Halkan, als Hüter der Ordnung müsse er Sühne fordern für
getvalttätigen Sinn. Halkan solle sich bereiten, zu sterben.
Die gepanzerten Reiter umringten den König und zückten die Schtverter, denn sie
fürchteten den Angrisf Halkans.
Die Bauern begannen zaghaft, für Halkans Leben zu bitzten.
Sie beteuerten, daß ihnen nie Gewalt von ,'hm widerfahren sei, aber Hilfe aus
jeder Not. I
Der eine erzählte, wie Halkan sein HauS auS den.Gefahren der wütenden Wasser
errettet habe.
Ein anderer fchleppte einen Pflug herbei und erklärte dem König, daß dieser Einfall
Halkans dem Herrfcher alljährlich doppelten Zins eintrage.
Ein dritter zeigte auf sein stattliches Haus in der Ferne und rühmte Halkan als
den Erbauer.
Ein vierter wußte zu sagen, wie Halkan sein Vieh auS dem brennenden Stall be-
freit hatte, als kein anderer mehr Mut hatte, >n Qualm und Feuer vorzudringen.
Da erbleichte der König, denn er erkannke einen Menfchen, der geliebt wurde, und
seine einsame Seele umdüsterte der Neid.
Er befahl den Reitern, Halkan vom Roß auS niederzustoßen, und wandte sein
Haupt ab.
Aufrecht stand Halkan und ohne Furcht.
Die Reiter hoben die Schwerter und spornten die Rosse. Halkan blickte den Tieren
still lächelnd in die Augen und hatte sie lieb.
Die Rosse bäumten sich unter dem Schmerz der eisernen Skacheln. Wild schnaubten
ihre Nüstern. Sie wichen zur Seite und zurück. Keines wagte den Sprung gegen
Halkan.
Reiter, Fußvolk und Bauern erfaßte Grauen vor dem stumttien Riesen, der unbe-
weglich stand und das Auge des Bruders suchte. Jn seinen weißen wilden Bart
fchmiegte sich die versinkende Sonne.
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