Volk und Land rretcn überraschcnd deuilich
heroor. Das Schönste an dein Buch sind
indes die Abbildungen dcr Kunslslätten, dic
ous gutcn und geschickt aufgenoininenen
PhvtoS beruhcn.
Ein großer Leinenquartband „Palästina"
(Meyer und Aessen, München, Z00 Ml-
der; 20 Mark) brlngt nach Photos cine
großc Zahl Bildcr von Land und Leu-
ren, wie cs denn scit dcm Krlegc üblich
geworden ist, solchcrart Länder und Döl-
ker dcin Derständnis zu erschließcn,- diese
Bilder umsassen alles, was die Kamera
packen kann: Momcnte auü dem Lebcn,
große Landschast- und Städtcansichken, Bc-
völkerungs- und Bautcntypcn, hcroorragcndc
Denkmälcr, romantische Emzelheitcn usw.
usw. Sven Hedin hak dazu eine Einleitung
gcschricbcn, deren Aussassung, wie die He-
dins meist, nüchtern und äußerlich ist. Er-
frculichcrwcisc gibk jedoch Gcorg Landaucr
am Schluß so ausgezeichnet klare und übcr-
sichrlich lchrreiche Erläuterungcn zu den Bil-
dern, daß diese nachträglich zur Einheit zu-
sammengcfaßt und als grvßcs Gesamtge-
mälde erscheincn. Für Orientrcisendc bc-
deuter das Werk viel, sür Liebhabcr dcS
Heiligen Landes eincn wahren Schatz. Sein
drucktechnisches und buchtcchnisches JlußcreS
ist ganz vortrcsslich. Der Preis muß als
niedrig gclren.
Arno Hvlz hak nur wcnig Prosa ge-
schricbcn. f^n seiner frühesten Zcit schon hat
cr Prosa als eine Art „halbe Sache" er-
kannt; für dcn Arno Holz, dcr scincn Weg
gcfundcn hattc, gab eS nur Drama und Ge-
dicht. obwohl Holz und Schlaf unter dem
Pscudonym Bjarne P. Holmscn cinen gro-
ßen, durch ganz Dcutschland hallenden Er-
folg hatten. Neuerdings nun crschien (bei
I. H. W. Dietz, Berlin) einc Prosaskizze
„D e r e r st e Schulta g", welche durch
den ungcmcin kcnnzeichnendcn Stil dcS frühcn
und cntschicdcncn RcalismuS charakterisiert
wird: man sieht mit ungehcurcr Dcurlich-
kcit den kleincn Kcrl, um dcn cs sich han-
delt, wic cr inmitten dcr Schülerschar im
hcißcn Klassenzimmcr Unfaßliches erlebt, man
sieht die cinzclnen Schüler, den sadistisch-
quälsüchtigcn Lehrer Abromeit, das Son-
ncnlicht, dic hereinlcuchtendcn Bildcr aus
der Umwelt, alleS aufgcnommen und im
Wort festgchalten mit jcner unfaßlichcn Trcuc
gegenüber dem Wirklichen, welche Würde,
Reiz und Grenze der bedeutsamen Kunst
jcner Zeit ausmachte. Auf dcn fünfzig Sei-
tcn dcS kleinen Buches steht das vollgül-
tige Wcrk eineS blutoollen, warmherzigcn,
genial zugrcifendcn Dichters.
Für Sigrid Undseks Roman „Kristin
Laoranskochter" (Vcrl. Rüttcn u. Loc-
ning, Fr. a. M., I. Band „Der Kranz",
^08 S., geh. 6 M.) ist in den letzten Mo-
naten laute Reklame gcmacht wordcn. Prcssc
und Publikum sind lcbhaft darauf eingegan-
gen. Dics darf einigcrmaßen wundcrnch-
men. In Wahrheii ist dcr Roman cine
gute Epigonenleistung, in der Elcmente aus
der alten norwegischen Dichtung, aus dcn
Romanen dcr Lagerlvf, Barbra Rings und
Andrcr nüt Geschmack zu eincm runden
und anziehendcn Ganzcn vcrcint sind. Jn
schr brcitcr Sprache wird cinc an sich durch-
schnittlichc LiebeSgcschichtc aus dem Mittcl-
alter abgehandclt; deren Umwelt tritt nicht
allzu deutlich hervor; auch der gcistigc Ge-
halt des Buches ist gcring — cs bedcukct
gute „Lcktürc", kcineswcgS eine irgcndwie
aufregcnde Dichtung.
Zu Romain Rollands 60. Geburttag habcn
seine dcutschen Derlcgcr cincn R 0 main -
Rolland - Almanach hcrausgegcbcn
(Rüttcn u. Locning, Fr.; Georg Müllcr,
Mü..- Rotapfel-D., Zür.; K. Wolff, Mü.),
wclcher mehrere Porträts Rollands, eincn
Aufsatz übcr R. oon Eug. Lerch, ciniges
von R. über Malwida v. Mcysenbug,
einige Briefe dcr Meysenbug übcr N., cinen
Brief Tolstojs an R. enthält. Um Rolland
bewcgt sich, für R. wirbt ein Kreis von
Enthusiasten, der zumeist bckräftigt, dic Wclt
sei nichts wert, sie billige wegen ihrcr bvscn
Tvrheit Nolland nicht gebührenden Ruhm
zu. Jndcs, Rolland ist ein nur halbcr
Künstler, der aus seiner Bcgabungsnot die
schlünmc Tugendlchrc macht, Kunst müsse
vor allein cthisch sein, cr ist ein wenig tiefcr
Gcist, cin schwach schöpferischer, idcologisch-
weltfremder, zuweilen süßlicher, fast immer
unkritischer Schriftstcller; er ist gcschickik-
lich verdicnt, überaus mcnschcnfrcundlich, un-
gemein sympathisch. Nach unscrer Mci-
nung har man ihn in Dcutschland rcichlich
und mit genügend geringcr Kritik gefeiert.
Mchr ist nicht zu erwarten noch zu fordern.
Dcr Aufsatz Lcrchü im Almanach cntspricht
dcr obcn charakterisiertcn Art kritikloser Ein-
stellung zu R. ganz. Die Bricfe dcr Mey-
senbug sind gänzlich unbedeutend und dioncn
nur dem „Kultus" R.s. Der Bricf Tol-
stvjs über die ethischcn Grundfragen ist von
erschüttcrndcr Wucht.
399
heroor. Das Schönste an dein Buch sind
indes die Abbildungen dcr Kunslslätten, dic
ous gutcn und geschickt aufgenoininenen
PhvtoS beruhcn.
Ein großer Leinenquartband „Palästina"
(Meyer und Aessen, München, Z00 Ml-
der; 20 Mark) brlngt nach Photos cine
großc Zahl Bildcr von Land und Leu-
ren, wie cs denn scit dcm Krlegc üblich
geworden ist, solchcrart Länder und Döl-
ker dcin Derständnis zu erschließcn,- diese
Bilder umsassen alles, was die Kamera
packen kann: Momcnte auü dem Lebcn,
große Landschast- und Städtcansichken, Bc-
völkerungs- und Bautcntypcn, hcroorragcndc
Denkmälcr, romantische Emzelheitcn usw.
usw. Sven Hedin hak dazu eine Einleitung
gcschricbcn, deren Aussassung, wie die He-
dins meist, nüchtern und äußerlich ist. Er-
frculichcrwcisc gibk jedoch Gcorg Landaucr
am Schluß so ausgezeichnet klare und übcr-
sichrlich lchrreiche Erläuterungcn zu den Bil-
dern, daß diese nachträglich zur Einheit zu-
sammengcfaßt und als grvßcs Gesamtge-
mälde erscheincn. Für Orientrcisendc bc-
deuter das Werk viel, sür Liebhabcr dcS
Heiligen Landes eincn wahren Schatz. Sein
drucktechnisches und buchtcchnisches JlußcreS
ist ganz vortrcsslich. Der Preis muß als
niedrig gclren.
Arno Hvlz hak nur wcnig Prosa ge-
schricbcn. f^n seiner frühesten Zcit schon hat
cr Prosa als eine Art „halbe Sache" er-
kannt; für dcn Arno Holz, dcr scincn Weg
gcfundcn hattc, gab eS nur Drama und Ge-
dicht. obwohl Holz und Schlaf unter dem
Pscudonym Bjarne P. Holmscn cinen gro-
ßen, durch ganz Dcutschland hallenden Er-
folg hatten. Neuerdings nun crschien (bei
I. H. W. Dietz, Berlin) einc Prosaskizze
„D e r e r st e Schulta g", welche durch
den ungcmcin kcnnzeichnendcn Stil dcS frühcn
und cntschicdcncn RcalismuS charakterisiert
wird: man sieht mit ungehcurcr Dcurlich-
kcit den kleincn Kcrl, um dcn cs sich han-
delt, wic cr inmitten dcr Schülerschar im
hcißcn Klassenzimmcr Unfaßliches erlebt, man
sieht die cinzclnen Schüler, den sadistisch-
quälsüchtigcn Lehrer Abromeit, das Son-
ncnlicht, dic hereinlcuchtendcn Bildcr aus
der Umwelt, alleS aufgcnommen und im
Wort festgchalten mit jcner unfaßlichcn Trcuc
gegenüber dem Wirklichen, welche Würde,
Reiz und Grenze der bedeutsamen Kunst
jcner Zeit ausmachte. Auf dcn fünfzig Sei-
tcn dcS kleinen Buches steht das vollgül-
tige Wcrk eineS blutoollen, warmherzigcn,
genial zugrcifendcn Dichters.
Für Sigrid Undseks Roman „Kristin
Laoranskochter" (Vcrl. Rüttcn u. Loc-
ning, Fr. a. M., I. Band „Der Kranz",
^08 S., geh. 6 M.) ist in den letzten Mo-
naten laute Reklame gcmacht wordcn. Prcssc
und Publikum sind lcbhaft darauf eingegan-
gen. Dics darf einigcrmaßen wundcrnch-
men. In Wahrheii ist dcr Roman cine
gute Epigonenleistung, in der Elcmente aus
der alten norwegischen Dichtung, aus dcn
Romanen dcr Lagerlvf, Barbra Rings und
Andrcr nüt Geschmack zu eincm runden
und anziehendcn Ganzcn vcrcint sind. Jn
schr brcitcr Sprache wird cinc an sich durch-
schnittlichc LiebeSgcschichtc aus dem Mittcl-
alter abgehandclt; deren Umwelt tritt nicht
allzu deutlich hervor; auch der gcistigc Ge-
halt des Buches ist gcring — cs bedcukct
gute „Lcktürc", kcineswcgS eine irgcndwie
aufregcnde Dichtung.
Zu Romain Rollands 60. Geburttag habcn
seine dcutschen Derlcgcr cincn R 0 main -
Rolland - Almanach hcrausgegcbcn
(Rüttcn u. Locning, Fr.; Georg Müllcr,
Mü..- Rotapfel-D., Zür.; K. Wolff, Mü.),
wclcher mehrere Porträts Rollands, eincn
Aufsatz übcr R. oon Eug. Lerch, ciniges
von R. über Malwida v. Mcysenbug,
einige Briefe dcr Meysenbug übcr N., cinen
Brief Tolstojs an R. enthält. Um Rolland
bewcgt sich, für R. wirbt ein Kreis von
Enthusiasten, der zumeist bckräftigt, dic Wclt
sei nichts wert, sie billige wegen ihrcr bvscn
Tvrheit Nolland nicht gebührenden Ruhm
zu. Jndcs, Rolland ist ein nur halbcr
Künstler, der aus seiner Bcgabungsnot die
schlünmc Tugendlchrc macht, Kunst müsse
vor allein cthisch sein, cr ist ein wenig tiefcr
Gcist, cin schwach schöpferischer, idcologisch-
weltfremder, zuweilen süßlicher, fast immer
unkritischer Schriftstcller; er ist gcschickik-
lich verdicnt, überaus mcnschcnfrcundlich, un-
gemein sympathisch. Nach unscrer Mci-
nung har man ihn in Dcutschland rcichlich
und mit genügend geringcr Kritik gefeiert.
Mchr ist nicht zu erwarten noch zu fordern.
Dcr Aufsatz Lcrchü im Almanach cntspricht
dcr obcn charakterisiertcn Art kritikloser Ein-
stellung zu R. ganz. Die Bricfe dcr Mey-
senbug sind gänzlich unbedeutend und dioncn
nur dem „Kultus" R.s. Der Bricf Tol-
stvjs über die ethischcn Grundfragen ist von
erschüttcrndcr Wucht.
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