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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 41,2.1928

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Heft 10 (Juliheft 1928)
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Lose Blätter
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Tribüne
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https://doi.org/10.11588/diglit.8884#0297

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Nahm semerr Kienspan und schlug den Knechk: Da gieb ich dir deinen Lohn.
Deinem Herrn gäb ich das selbige, bloß einen Blinden mag ich nichk schlagen.
Wills aber nichk verreden, wann Jhr nicht weiker macht aus der Stell:
hinaus, es ist mein leHLes Work!

Er das sagen, Tor zu, Riegel für, nein ins Haus.

2lm Gakkern stand seine Mukker, die harrke sein mik einem Ranken Brok
unkerm Fürtuch, den gab sie ihm.

Tribüne

Helden von heuke

Von PaulAlverdes

ß^-in Berliner Kritiker, dem es gelang, nicht einzig wegen seiner Eitelkeit berühmt zu
^werden, ließ einmal drucken, daß von ihm aus gesehen zwischen einem sogenannten
Helden und einem ausgemachken Dummkops kein wesentlicher Unterschied bestehe.
Mochte dieser Feststellung wenigstens sür den Ort, an dem sie ganz osfenbar gemacht
worden war, immerhin etwas von Wahrheit anhasten, so stimmte es doch verdrießlich,
wenn bald daraus ganze Rudel von Literaten und deren schutzbedürstige Leserschast
bei dem Dersuch erblickt werden mußten, sich aus solcher Art von Erkenntnis gleich
eine ganze Weltanschauung, oder doch was sie dafür halten mußken, zu konstruieren.
Unmöglich, hieß es da, könne einem Publikum von heute noch der Popanz des Helden
zugemutet werden, weder aus der Bühne, noch in der Dichtung überhaupt. Man
wisse aus Erfahrung, was es mit den heroischen Eigenschasten aus sich habe:Flausen,
nichts als Flausen; wer durch den Krieg gegangen sei, könne ein Lied davon singen.
Auch diejenigen, die nur daran vorbeigegangen waren, sangen es. Es wurde so laut
gesungen, daß an den Kunstbörsen die Heldenmäßigkeit ganz ungemein im Kurse sank
und daß Tapferkeit, Beharrlichkeit, Herzensadel, Treue, ja daß alle Größe des
Gefühles und des Willens, alle echte Würde der Persönlichkeit überhaupt sich bei
ihrem Erscheinen aus der Bühne oder im Gedicht von den Gescheiten oder auch den
bloß Gescheiterten für Larven und Fälscherwerk ansehen lassen mußten. Die Welt-
anschauung der, sagen wir einmal, Badefrauen, die ja notwendig eine nivellierende
ist, hatte gesiegt.

Jndessen läßt das Publikum nicht mit sich spaßen. Daß etwa zwischen einem Staatse
wesen und einer Getreidesirma oder auch einem großen Konfektionshause grundsätz-
lich kein Unterschied sei, oder daß die Herren Meier und Müller am Jüngsten Tage
keinen Grund hätten, vor dem Geiste Karls des Großen selber oder sonst eines blutigen
Schurken der Weltgeschichte aus dem Wege zu treten, weil wir nämlich alle Menschen
sei'en — solche Nachweisungen schmeichelten zwar, aber sie verloren sehr bald den
Reiz des Außergewöhnlichen. Noch läßt >es sich zwar Herr Werner Hegemann
ein erstaunliches Stück Arbeit kosten, um den Großen der Vergangenheit ihre silber-
nen Suppenschüsseln und vergoldeten Nachthäfen vorzurechnen und den Lorbeer, mit
dem die Dummheit, wie er meint, allzu lange die Gräber von Halunken und Schläch-
terseelen geschmückt hat, zu seinem kritischen Häckerling zu verschneiden, und auch
Herr Emil Ludwig hat der Drohung, ein Buch über den Menschensohn zu schreiben,
die Tat folgen lassen. Jndessen, was zunächst das Theater angeht, das ja immerhin
die runde Menschengestalt am wenigsten entbehren kann, so zeigte es sich, daß mit
Allerweltsfiguren und Allerweltsgefühlen öas Publikum auf die Dauer nicht zu fes-
seln ist, und so verfielen einige gewerbetüchtige Stückeschreiber und sehr bald immer
mehr in aller Welt auf den pfisfigen AuSweg, den Helden von einst öurch den Schu-
biack von heute zu ersetzen, und nun haben wir richtig die große Mode der Verbre-

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