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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Jessen, Jarno: Raffael Schuster-Woldan
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0016

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GROSSES MITTELBILD DER DECKE IM GROSSEN SITZUNGSSAAL DES BUNDESRATS (REICHSTAGSOEBAEUDE)

RAI" FAEL SCHUSTER-WOLDAN

Technik besondere Sympathien weckte. Schuster-
Woldan ist sehr ungleich in seinen Leistungen,
aber er hätte seine Stellung nicht ohne eine
Anzahl wirklich guter Werke erobert. Die Fülle
seiner Studien und Skizzen zeigen auch den
Ernst, mit dem er zu arbeiten gewöhnt ist.
Er handhabt den Zeichenstift mit großer Sicher-
heit, weiß dekorativ anzudeuten und einzugehen,
weiß schwierige Posen und Überschneidungen
glücklich zu geben. Sein Strichgefüge ist oft
nur locker gewoben, es sagt doch Alles, und
wenn es ihm Freude machte, irgend einen
Einzelteil seines Aktes oder Modells genau
durchzubilden, stellt er sich in die Reihe der
Besten. Mit Recht ist gesagt worden, daß er

den englischen Porträtklassikern nahesteht. Denn
wenn er auch anfangs besonderen Wert auf die
plastische Form legte, ist ihm bald das Malerische
und Dekorative, das Sentimentalisieren des Re-
alistischen mehr und mehr natürlich geworden.
Die zeichnerische Vollendung der Largillieux
und Ingres ist weniger sein Kennzeichen als die
venezianische Farbenschönheit und Arrangeur-
kunst der Gainsborough und Reynolds. Wie
sehr er bestrebt ist, Varianten der Auffassung
zu finden, zeigten gerade neuere Porträts, die
neben altmeisterlich behandelten hingen, ohne
daß sich in jedem Fall von einer gelungenen
Leistung sprechen ließ. Männerbildnisse und
einige interessante Selbstporträts kommen auch

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