Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

DOI Artikel:
Jessen, Jarno: Raffael Schuster-Woldan
DOI Artikel:
Giesecke, Albert: Antike Gemmen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0021

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ANTIKE GEMMEN

des fernen Ostens erhaltene Anregung unserer Carneol oder Sardonyx sitzen und liebevoll
Bildnerei eine willkommene Auffrischung geben entzückende Bildchen herausschaben und bohren,
können. Und ob nun der Bildhauer bei den Andererseits bieten gerade die geschnittenen
Alten oder im fernen Osten in die Schule geht, Steine eine willkommene Ergänzung zu dem
er wird, wenn nur sein Blut feurig genug ist, Bilde, das man sich von hellenischer Kunst
daß es vom Fremden nicht verwässert wird, und ihrer Geschichte machen möchte, sodaß
immer etwas Frischeres und Originelleres leisten, Adolf Furtwängler, dessen bedeutendes Werk
als derjenige, der aus einem blöden kitschigen über die antiken geschnittenen Steine wir allen
Naturalismus sich nicht heraus zu arbeiten weiß, denen empfehlen, die sich näher darüber unter-
Vielmehr wird der wahre Künstler, und mit richten wollen, mit ihnen die Geschichte der
ihm alle Einsichtigen, seine Freude an den griechischen Kunst in wesentlichen Punkten
Werken hellenischer Künstler sich nicht rauben berichtigen und ergänzen konnte,
lassen und Herz und Sinne immer wieder an Wir legen unsern Lesern einige Abgüsse von
ihnen erfrischen. Gemmen (concav geschnittenen Steinen) in ver-
Mehr noch als die Marmorwerke und die größerten Aufnahmen vor. In der Mehrzahl
großen und kleinen Bronzen vermögen neben sind sie dem Antiquarium zu Berlin entnommen,
den Vasen und Münzen, Medaillen und ge- und sind nicht mehr wie ein flüchtiger Griff
schnittener Stein unsere hohe Meinung von in die Fülle der Schätze dieser reichsten aller
der hellenischen Kunst lebendig zu erhalten. Gemmensammlungen, die in der Geschichte der
Denn einmal sind von den umfangreichen preußischen Kunstsammlungen ihre Rolle gespielt
Meisterwerken viele naturgemäß untergegangen hat. Philipp v. Stoch, ein geborener Küstriner, hat
(wie die der Malerei sämtlich) oder nur ver- sie während seines Lebens als politischer Agentin
stümmelt auf uns gekommen. Ferner beweist Rom und Florenz unermüdlich und verständnis-
gerade die Fülle der Meisterwerke der Klein- voll gesammelt. Von seinem Erben erwarb sie
kunst, wie hoch der allgemeine Geschmack dann Friedrich der Große im Jahre 1770 für
stand, und daß es große Meister nicht ver- 30000 Taler, nachdem sie ein anderer Preuße,
schmähten, auch auf diesen Gebieten tätig zu unser Winckelmann nämlich, durch eine lehr-
sein. Die Zahl der Meisternamen auf Münzen, reiche Beschreibung in der ganzen Welt be-
Medaillen, Vasen und geschnittenen Steinen ist rühmt gemacht hatte. Fünf Generationen nach
daher beträchtlich. Ähnlich wie im fernen Winckelmann unterzog sie dann ein anderer
Osten begegnet es uns hier, daß hervorragende nicht minder bedeutender deutscher Gelehrter,
Künstler unendliche Sorgfalt und Liebe auf die der genannte Adolf Furtwängler, einer zweiten
kleinsten Werke verwenden, und wir sehen im Bearbeitung.

alten Hellas gar manchen über einem Stückchen Diese Werke sprechen für sich selbst. Der

ROEMISCH (1. Jahrh. v. Chr.)

12
 
Annotationen