Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

DOI Artikel:
Jessen, Jarno: Raffael Schuster-Woldan
DOI Artikel:
Giesecke, Albert: Zur Ausstellung der Debschitzschule-München
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0048

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ZUR AUSSTELLUNG DER DEBSCHITZSCHULE-MUNCHEN

Geist und ein Wille alle diese Künst-
ler beherrscht.

Reich war diese Ausstellung beson-
ders an Keramik und Textilien, daneben
traten Glas-, Holz- und Metallarbeiten
nicht in den Hintergrund. Auf einzelnes
hier einzugehen, würde zu weit führen.
Unsere Abbildungen sagen mehr, obwohl

wir auch damit nicht allen Gruppen tL^^^R^^TB^Q^
gerecht werden können.

Was dem Verfasser dieser Bemerkun-
gen besonders ins Auge fiel, war der
glücklich hergestellte Anschluß an die
„Tradition", das will sagen: das Auf-
nehmen historischer Formen und ihr

11 /- j* w, •, rv KULTGERAET FRIEDR. ADLER

selbständiges Weiterbilden. Die von
Obrist und v. Debschitz im Jahre 1902

begründeten Lehr- und Versuchs-Ateliers waren neue Vorsatzpapiere wurden gezeichnet, und
aus der neuen Bewegung hervorgegangen, und mit viel Liebe wurde Buchschmuck und die
man suchte auch hier, auf Grund feinsinniger Buchillustration gepflegt. Vergleicht man die
Beobachtungen, aus dem Reiche der Natur und originellen Produkte der ersten Jahre mit denen,
der Phantasie schöpfend, einen „neuen Stil" zu die dieses Jahr in Berlin und anderswo gezeigt
schaffen. In den ersten Jahren ging das Streben wurden, so muß man die bedeutende innere
vor allem auf ornamentale Schulung und Ent- Umwandlung, die die Schule durchgemacht hat,
wicklung einer neuen Flächenkunst aus: neue bestaunen.*) Auf die Zeiten der Revolution
Teppich-, Stoff- und Wandbekleidungsmuster, folgen die der Evolution. Das künstlerische

Wollen mündet, nachdem es sich jugend-
lich übermütig getaumelt, in die ruhigen
Bahnen natürlicher und historischer Ent-
wicklung ein. Ganz besonders gilt das
von der Ornamentik: der Pflege des Or-
naments wurde erhöhte Aufmerksamkeit zu-
gewandt und es wurde das nette Verhältnis
von Form zu Ornament gefunden. An
allen Ausstellungsgegenständen zeigte sich
eine folgerichtige Anwendung desselben,
wie sie in dieser Strenge nur der Orient
kannte, und eine Fülle und einen Reich-
tum, wie er der europäischen Kunst sonst
unbekannt ist. Dies gilt besonders von
den Textilien, den Spitzen (Entwürfe von
M. Bardt), den Taschen und Decken mit
Kurbelstickerei (Entwürfe von M. Meyer
und anderen): von der Grundform aus ist
das Ornament in konzentrischen Kreisen
angelegt. Wer ostasiatisches Kunstgewerbe
kennt, der muß hier gesunde Einflüsse am
Werke sehen.

Sehr kunstvoll ist das in großen Kurven
und sich schneidenden Kreisen verlaufende
Ornament eines Spitzendeckchens (Entwurf
der Gräfin Waldburg) und einer hand-
gestickten kostbaren Decke (von Elisabeth
von Ruckteschell), die reich an Motiven

') Das wird man gelten lassen dürfen auch unter der
Berücksichtigung, daß die Hälfte aller ausgestellten Ge-
genstände von ehemaligen Schülern, die sich selbständig
SILBERNE BOWLE K. BAYER weitergebildet haben, stammt.

36
 
Annotationen