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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Die Zukunft der deutschen Kunst, [2]: Fortsetzung unserer Umfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0083

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DIE ZUKUNFT DER DEUTSCHEN KUNST

Der Direktor der Großherzogl. Hochschule Professor Hermann Prell-Dresden

für bildende Kunst in Weimar, betrachtet als Monumentalmaler die neuesten

Prof Fritz Mackensen Richtungen besonders nach dieser Seite hin (vgl.

den Aufsatz über Georg Lührig in diesem Heft):
sendet uns folgende Antwort: „Lieben Sie die Expressionisten, Kubisten,

„Diese sogenannten neuen Richtungen leiden Futuristen etc. oder glauben Sie an ihre zu-
von vornherein an sich selbst, denn es betet künftige Bedeutung?

einer dem anderen nach. Hier ist nun in einigen Daß diese Kunstrichtungen überhaupt exi-
Jahren gleich eine ganze Zahl solcher Rieh- stieren, erklärt nur das Mephistophelische: «Der
tungen entstanden. Welche verkündet denn vollkommene Widersinn bleibt gleich geheim-
das Evangelium? nisvoll für Weise wie für Toren.» Eine Wider-

Unsere Zeit leidet an Verallgemeinerung, auch legung würde vergebliches Bemühen sein,
in der bildenden Kunst. Eine wirkliche Höhe Ernster zu nehmen ist jene Tendenz der
aber kann stets nur von
den einzelnen bedeutenden
Persönlichkeiten erreicht
werden.

Bei diesen neuen Rieh- ~ _~*

tungen steht auch graue
Theorie der wirklichen
Kunst im Wege. Die Er-
finder, wie die Nachahmer,
alle sind sie mehr Theore-
tiker als Künstler. Keiner
von ihnen aber hat je die
große Macht der Erschei-
nung in der Natur gespürt.
Und doch, sie mögen zer-
legen, zerstückeln, zu-
sammensetzen, es haftet
ihnen noch immer irgend
eine Seite aus der Natur
an, nur daß die Natur-
gesetze auf den Kopf ge-
stellt sind.

Auch die völkische Seite
dieser Richtungen ist ein
Beweis, daß es sich nur
um Experimente handelt,
nicht aber um die Zukunft
der deutschen Kunst.

Man braucht nur die Ge-
schichte der deutschen
Kunst zu betrachten. Es
gibt kein Beispiel der ab-
sichtlichen Verdrehung der
Natur. Alle großen Meister
haben um Natur und Tech-
nik gerungen.

Hochstehende Völker
haben von dieser Kunst ge-
lernt und auch für uns
Deutsche liegen dort die
Wurzeln der Kraft, die nie,
so lange die Welt steht,
verdorren werden!"

* STUDIENKOPF MARNIX D'HAVELOOSE-BRUESSEL

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