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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Pazaurek, Gustav Edmund: Unser Bühnenbild und Ernst Stern: eine Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0106

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UNSER BÜHNENBILD UND ERNST STERN

zweitem Teil die Maskerade entwirft, oder beide
Teile von Shakespeares „Heinrich IV." oder
„Othello" in üppiger Farbenpracht vor uns er-
stehen läßt. Die Frührenaissance kommt im
ersten Teil „Faust's" entsprechend zur Geltung,
die Spätrenaissance nicht nur im „Don Carlos"
oder „Don Juan", sondern auch in manchen
zeitlosen Shakespearestücken, die Stern mit Vor-
liebe in die Zeit Shakespeares selbst versetzt.
„Was Ihr wollt" und „Viel Lärm um nichts"
bringen reizende Bilder, besonders aber „Der
Widerspenstigen Zähmung". — Wenn unser
Künstler hierbei zur Unterstützung der komischen
Wirkung noch nicht abgegriffene kostümge-

schichtliche Auswüchse zum ersten Male auf die
Bühne bringt, wie in dem letztgenannten Stücke
den — namentlich aus den Stichen von Goltzius
geläufigen — „Gänsebauch", so wird man ihn
deswegen gewiß ebensowenig tadeln, wie wenn
er sich in Richard Strauß' „Ariadne" zum ersten
Male des Kopfputzes „Fontange" bedient, wo-
durch nicht nur für den Kenner ein interessantes
Motivchen ausgegraben wird, sondern auch für
die Allgemeinheit ein neues Reizmittel beige-
mischt erscheint.

Spätere Kulturperioden, wie die Rokokozeit,
treten im Oeuvre Ernst Sterns vorläufig noch
zurück, obwohl sie nicht ganz fehlen. Der
 
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