URTEIL UND VORURTEIL IN DER BILDENDEN KUNST
Schönheitsregeln gehorcht. Erst heute beginnen den. Aber wir dürfen nicht aus Bequemlichkeit
wir langsam uns von diesem Vorurteil zu befreien. alte bereits vorrätige Erfahrungen als Laternen
Von gleicher Intensität wie diese ist nur noch gebrauchen, im Gegenteil, wir müssen bereit sein,
die dritte der latenten Ideen: das photographische umzulernen, wenn das Neue nicht zu uns stimmen
Bild. Ich kann hier von der Frage absehen, will und jene Gesetze herauszufinden trachten,
ob das photographische Bild objektiv und all- die in ihm ruhen. Vorerst aber müssen wir die
gemein gleich sei und mich auf die Aus- Zeichen verstehen, die der Künstler verwendet,
führungen von Helmholtz berufen, der eine die Bedeutung einer Kurve, die Gefühlsnote die
große Zahl von Abweichungen zwischen Photo- ihr eigen ist, wir müssen den klaren, weichen und
graphien untereinander und auch zu der ob- den abgebrochen eckigen Zug einer Linie ver-
jektiv meßbaren Wirklichkeit nachweist. Ein ob- stehen. Wir müssen ebenso wie die Sprache der
jektiver Maßstab für das, was naturmöglich ist, Linie die der Farbe belauschen, der Verteilung
existiert also auch da nicht. Gäbe es aber einen, der Massen folgen und jenes Verhältnis abwägen,
dann dürfte er für ein das ein Werk zu den
Kunstwerk schon des- mmmmmmmmummmmmummmummmummuUmMmMmMmUmUm\ elementaren Kräften
halb nicht angewendet und ihren Täti<rkeiten
werden, weil er eben et- i einnimmt. Kurz, erst
was Objektives und ein fc^t^b i wenn wir gleichsam
Kunstwerk etwas Sub- EhL ■ buchstabieren gelernt
jektives ist, die Kunst haben, werden uns die
zum Menschen und ^^^Hm neuen Kausalitäten zum
nii ht zur Natur gehört. BjL flt ih Bewußtsein kommen,
Außer dem unmittel- JM•' ^HKpM ^ie der Künstler ge-
baren und mittelbaren ■Erf'^ m i ^^Ki^B»■ fanden hat, werden wir
Naturbild der Photo- ■ ■ ■ ^en Rhythmus empfin-
graphie spielen noch bei W - w> VI 2 m M^LawSBfi^ den, der unsere Er-
Betrachtern, dieGalerien MPt™w^ H \mV w kenntniskräfte in ein
kennen, jene festen For- ■ anregendes Spiel ver-
mein und Siegel der XYflll w> i (fl setzt. W as kümmert es
Kunst eine Rolle, die ■y», ^1 wlsP ■Fv^ 'JEl uns dann, ob das Werk
von den alten Meistern %^mi lim.' Kr m M naturmöglich, fertig oder
geprägt wurden. Woll- Bk j^V ^ I 'vi skizzenhaft, schön oder
ten wir aber nur diese 1% i■ W ^^L* Wm häßlich, wahr oder über-
untereinander, z.B.Rem- I!■ _ t^* M trieben genannt wird?
brandt an Dürer oder r^'^fc eL\ W\ mm Alles das sind Schlag-
umgekehrt Dürer an W AM mm bl \ b worte von sehr relativem
Rembrandt messen, so SS^^^m \w Wert und müssen fallen
zeigte sich sofort das v#tH| mmWk Um fW vor den Werten, die wir
Absurde eines solchen P^t,. "Wmm^fM Am aus demWerke selbst ab-
Vorganges. BfA m BL^ m\. lesen und vor dem Ge-
Die Geschichte der ^LJn ll II H?V"jHrfl setz, das sich über jedem
Kunst ist ein Teil der JK I ^ß^^T^m* echten Kunstwerk er-
Geschichte des mens« h- |H|ä v1 MM W^ÄW A k\ hebt. Aber auch dieses
liehen Geistes, der ewig WmA ■ ■ im^mm ist nichts Absolutes, stets
sich verändert und der V^'^Kfl Fertiges, das immer wie-
nur den Gesetzen g-e- ■ I K der fruchtbar gemacht
mmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmau^mmwmmmmmmmmmmm }"'' ^v^^^^Bl ^^^^^^^^^^^^^^^^H
horcht, die in seiner Ent- b I werden könnte; das ein-
wicklung liegen. Er zig Fruchtbare und im-
schafft sich seine Form, ,j ^mm\ mer uns Gehörige ist der
die ebenso fließend ist _ JmmwmmUW^j/tKmJ^m^-x m Niederschlag jener Ar-
wie er selbst und die beit, die uns dem Werk
ebenso nur meßbar ist w/mmm\\ nähergeführt hat, die
an den Gesetzen, die in durch jene Arbeit erhöh-
ihr selbst liegen. Wenn Ste^B^^WjgM^ja^M^BBiBSBBMS^^^^^^^ tenFähigkeiten, also das,
wir lernen, auf Zeit- was man am ehesten
Stimmungen zu lauschen, umwmummmmmUmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm noch mit dem vieldeuti-
werden wir auch den Weg CHRISTUS (nach Riemenschneider). Lindenholz. Frei aus dem gen Wort „Geschmack"
in das Dunkle, Neue fin- Holzblock herausgeschnitzt. C. dell'antonio-Warmbrunn benennen könnte.
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Schönheitsregeln gehorcht. Erst heute beginnen den. Aber wir dürfen nicht aus Bequemlichkeit
wir langsam uns von diesem Vorurteil zu befreien. alte bereits vorrätige Erfahrungen als Laternen
Von gleicher Intensität wie diese ist nur noch gebrauchen, im Gegenteil, wir müssen bereit sein,
die dritte der latenten Ideen: das photographische umzulernen, wenn das Neue nicht zu uns stimmen
Bild. Ich kann hier von der Frage absehen, will und jene Gesetze herauszufinden trachten,
ob das photographische Bild objektiv und all- die in ihm ruhen. Vorerst aber müssen wir die
gemein gleich sei und mich auf die Aus- Zeichen verstehen, die der Künstler verwendet,
führungen von Helmholtz berufen, der eine die Bedeutung einer Kurve, die Gefühlsnote die
große Zahl von Abweichungen zwischen Photo- ihr eigen ist, wir müssen den klaren, weichen und
graphien untereinander und auch zu der ob- den abgebrochen eckigen Zug einer Linie ver-
jektiv meßbaren Wirklichkeit nachweist. Ein ob- stehen. Wir müssen ebenso wie die Sprache der
jektiver Maßstab für das, was naturmöglich ist, Linie die der Farbe belauschen, der Verteilung
existiert also auch da nicht. Gäbe es aber einen, der Massen folgen und jenes Verhältnis abwägen,
dann dürfte er für ein das ein Werk zu den
Kunstwerk schon des- mmmmmmmmummmmmummmummmummuUmMmMmMmUmUm\ elementaren Kräften
halb nicht angewendet und ihren Täti<rkeiten
werden, weil er eben et- i einnimmt. Kurz, erst
was Objektives und ein fc^t^b i wenn wir gleichsam
Kunstwerk etwas Sub- EhL ■ buchstabieren gelernt
jektives ist, die Kunst haben, werden uns die
zum Menschen und ^^^Hm neuen Kausalitäten zum
nii ht zur Natur gehört. BjL flt ih Bewußtsein kommen,
Außer dem unmittel- JM•' ^HKpM ^ie der Künstler ge-
baren und mittelbaren ■Erf'^ m i ^^Ki^B»■ fanden hat, werden wir
Naturbild der Photo- ■ ■ ■ ^en Rhythmus empfin-
graphie spielen noch bei W - w> VI 2 m M^LawSBfi^ den, der unsere Er-
Betrachtern, dieGalerien MPt™w^ H \mV w kenntniskräfte in ein
kennen, jene festen For- ■ anregendes Spiel ver-
mein und Siegel der XYflll w> i (fl setzt. W as kümmert es
Kunst eine Rolle, die ■y», ^1 wlsP ■Fv^ 'JEl uns dann, ob das Werk
von den alten Meistern %^mi lim.' Kr m M naturmöglich, fertig oder
geprägt wurden. Woll- Bk j^V ^ I 'vi skizzenhaft, schön oder
ten wir aber nur diese 1% i■ W ^^L* Wm häßlich, wahr oder über-
untereinander, z.B.Rem- I!■ _ t^* M trieben genannt wird?
brandt an Dürer oder r^'^fc eL\ W\ mm Alles das sind Schlag-
umgekehrt Dürer an W AM mm bl \ b worte von sehr relativem
Rembrandt messen, so SS^^^m \w Wert und müssen fallen
zeigte sich sofort das v#tH| mmWk Um fW vor den Werten, die wir
Absurde eines solchen P^t,. "Wmm^fM Am aus demWerke selbst ab-
Vorganges. BfA m BL^ m\. lesen und vor dem Ge-
Die Geschichte der ^LJn ll II H?V"jHrfl setz, das sich über jedem
Kunst ist ein Teil der JK I ^ß^^T^m* echten Kunstwerk er-
Geschichte des mens« h- |H|ä v1 MM W^ÄW A k\ hebt. Aber auch dieses
liehen Geistes, der ewig WmA ■ ■ im^mm ist nichts Absolutes, stets
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nur den Gesetzen g-e- ■ I K der fruchtbar gemacht
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horcht, die in seiner Ent- b I werden könnte; das ein-
wicklung liegen. Er zig Fruchtbare und im-
schafft sich seine Form, ,j ^mm\ mer uns Gehörige ist der
die ebenso fließend ist _ JmmwmmUW^j/tKmJ^m^-x m Niederschlag jener Ar-
wie er selbst und die beit, die uns dem Werk
ebenso nur meßbar ist w/mmm\\ nähergeführt hat, die
an den Gesetzen, die in durch jene Arbeit erhöh-
ihr selbst liegen. Wenn Ste^B^^WjgM^ja^M^BBiBSBBMS^^^^^^^ tenFähigkeiten, also das,
wir lernen, auf Zeit- was man am ehesten
Stimmungen zu lauschen, umwmummmmmUmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm noch mit dem vieldeuti-
werden wir auch den Weg CHRISTUS (nach Riemenschneider). Lindenholz. Frei aus dem gen Wort „Geschmack"
in das Dunkle, Neue fin- Holzblock herausgeschnitzt. C. dell'antonio-Warmbrunn benennen könnte.
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