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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Haeckel, Ernst: Die Natur als Künstlerin
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0611

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DIE NATUR AIS KÜNSTLERIN

MA RON I Ii KATE KI X. ALT-WIENER PORZELL A N - FIGUB

(SAMMU'XG <;KAF AI'ERSPERG UND BARON GAGERN)

füßchen sein, das die Kieselskelette aufbaut. es genannt hat. Dieses Zellengedächtnis erklärt uns

Die Art und Weise dieser Fabrikation, die bestimmte auch die erblichen Kunstformen der Radiolarien, die

Gesetzmäßigkeit in der Struktur und das sonstige Tatsache, daß die Kunsttriebe dieser einzelligen Lebe-

Verhalten in ihrem Zellenleben überzeugen uns leicht, wesen — ebenso wie andere „Instinkte" — mecha-

daß dieses lebendige Plasma nicht nur Bewegung, nisch und monistisch zu beurteilen sind,

sondern auch Empfindung besitzt, namentlich „pla- Die Aehnüchkeit vieler Radiolarienskelette mit

stisches Distanzgefühl". Die auffällige Zweck- den Erzeugnissen menschlicher Kunsttätigkeit ist

mäßigkeit im Bau der Radiolarienschale erklärt sich höchst auffallend. Da finden wir beispielshalber eine

nach der Selektionstheorie einfach durch die Wechsel- großartige Rüstkammer von allen möglichen

Wirkung der Anpassung und Vererbung unter dem Walten und Schutzwaffen in Form von Panzerhem-

regulierenden Einfluß des Kampfes ums Dasein. den und Helmen, Schilden und Schienen; Angriffs-

Von besonderer Wichtigkeit ist dabei das unbewußte waffen in Form von Spießen und Lanzen, Pfeilen und

Zellengedächtnis, die „Mneme", wie Richard Semor Enterhaken. Da finden wir ferner die zierlichsten

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