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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Lorenz, Felix: Die Darmstaedter Ausstellungen 1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0705

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CHRISTUS UND DIE SAMARITERIN.

MATTHIAS SCHEITS (1630—1700)

KUNSTHALLE HAMBURG.

DIE DARMSTAEDTER AUSSTEL-
LUNGEN 1914. VON FELIX LORENZ.

Unter den Kunststädten Deutschlands ist
Darmstadt eine der jüngsten. Es hat aber doch
schon seine Vergangenheit und seine Geschichte.
In das öffentliche Kunstleben ist es bekannter-
maßen erst mit dem Beginn der Regierungszeit
des jetzigen Großherzogs eingetreten, der die seit
den Goethetagen der Empfindsamkeit wunder-
bar schweigsam gewordene Residenz plötzlich
mit der Jugendfrische eines neuen Kunstwerdens
erfüllte. Dem fürstlichen Mäzenaten kann es
niemals vergessen werden, daß seinem unver-
zagten Wollen so viel Regsamkeit entsprang
und daß er mit der Begründung seiner Künstler-
kolonie einen starken Anstoß mit dazu gab,
aus dem vormaligen vermaledeiten Schlendrian
herauszukommen. Wir wissen alle, daß in und
mit der neuen architektonischen und kunst-
gewerblichen Arbeit der Olbrich, Behrens,
Christiansen, Bürck, Habich und der anderen,
die zuerst auf der Mathildenhöhe schufen, viel
nur Experimentelles mit in den Kauf genommen
werden mußte, daß die angewandte Kunst in

dieser vornehmen Sphäre gewissermaßen in ari-
stokratischen Begrenzungen stecken blieb, un-
versehens, doch wohl natürlich zu einer Luxus-
kunst wurde — und doch sind die mittelbaren
Befruchtungen aus der künstlerischen Zeugungs-
kraft Darmstadts recht energische gewesen. In
den letzten Jahren schien es nach außen hin,
als sei das Ackerfeld erschöpft oder mindestens
in der Pflege vernachlässigt; man hörte sogar
manchmal schon das Gras über die kurze
Kunstvergangenheit wachsen, die namentlich in
Norddeutschland vor dem Andringen der puren
Zweckkunst leicht in Vergessenheit geraten
konnte. Nun zeigt aber der reiche diesjährige
Kunstsommer, den Darmstadt zu bieten hat,
daß hinter der äußeren Stille viel neuer Trieb
und neue Emsigkeit steckte: nach drei Jahren
langer Vorbereitungsarbeit gibt die Künstler-
kolonie wieder Zeugnis von der unermüdlichen
Fürsorge ihres Patronatsherrn und von ihrer
eigenen vielfältigen Kraft. Unter den elf guten
Namen von heute ist freilich keiner mehr von
denen, die einst jene denkwürdige, und man
darf wohl sagen bahnbrechende, erste Aus-

DIE KUNSTWEI/I III, 19.20.

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