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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Lorenz, Felix: Die Darmstaedter Ausstellungen 1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0709

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DIE DARMSIAED1ER AUSSIELLUNGEN 1914

BILDNIS PAVL CHRISTIAN ZINCKS. G. F. R. LISIEWSKI (1674—1746). BES.: STÄDTISCHES MUSEUM, LEIPZIG.

Stellung von 1901 möglich machten — „ein
Dokument deutscher Kunst" nannte Künstler-
stolz das eigne Werk — aber diese elf Neuen
wissen auch manchen neuen Reichtum zu
geben, bei dem Phantasie und Kunstverstand
Pate standen.

Neben dieser Gegenwarts-Ausstellung lockt
aber auch die Vergangenheit in die Residenz
Ernst Ludwigs, und dieser Vergangenheit gilt
es zunächst sich hier zuzuwenden. Vor dem
alten Stadtschlosse flattern fröhliche Fahnen
mit der Aufschrift „Jahrhundert-Aus-
stellung Deutscher Kunst 1 650-
1 8 0 0 ", denn diese Ausstellung ist in den
umgebauten Räumen zweier Stockwerke des
Schlosses selbst untergebracht. Ihre Veran-
staltung geht auf die Initiative des Großherzogs
zurück; für ihre Leitung und Durchführung
konnte kaum eine geeignetere Persönlichkeit
als der künstlerische Beirat im Großherzoglichen
Kabinett, Professor Dr. Georg Biermann,
gefunden werden. Wie die Grenzpfähle der
Zahlen verkünden, handelt es sich eigentlich
um eine Hundertfünfzig-Jahr-Ausstellung, um
jene künstlerisch bisher so wenig geschätzte

und beachtete Epoche, die dort mit dem Ende
des dreißigjährigen Krieges begonnen und hier
mit der Napoleonischen Aera abgeschlossen
wird; aber es sollte wohl auch schon äußerlich
eine Art Pendant zu der unvergeßlichen Jahr-
hundert-Ausstellung der Nationalgalerie (1906)
stipuliert werden.

Wenn die Ergebnisse auch nicht mit denen
dieser Berliner Ausstellung (die uns direkt um-
zulernen zwang) verglichen werden können, so
gehen doch auch aus den zweitausend Stücken
der Darmstädter Veranstaltung Neubewertungen
mannigfacher Art hervor. Zunächst muß man
ihr Hauptverdienst darin erblicken, daß zum
ersten Male hier eine weitumfassende Schau
über das deutsche Kunstschaffen jener Zeit
geboten wird, wie sie sich so leicht nicht
wiederzusammenfinden kann. Es ist erstaun-
lich und manchmal unbegreiflich, was da an
Leihgaben aus dem Besitz sämtlicher deutschen
Fürsten, auch dem des deutschen und des
österreichischen Kaisers, an Schätzen zahlreicher
Privatsammler, Bibliotheken usw. zusammen-
gekommen ist. Tausend Tore sind da auf
einmal geöffnet worden, die bis jetzt verschlossen

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