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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Lindemann, Ernst: Amsterdamer Eindrücke
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0757

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AMSTERDAMER EINDRUCKE

Rot, ein Grün. Ein blitzschnelles Huschen, ein
Zucken und Fließen. Alles Feste, Körperliche löst
sich darin, das Runde wird zur Fläche, wird leicht
und durchsichtig, flackert auf, zerfließt, schwimmt
mit ins Ferne, Grenzenlose . . .

Ein Bild vor uns, an der Wand im Mauritshuis:
ein mattes Glühen, schimmerndes Goldgewoge. Für
Augenblicke löst sich daraus ein alter Kopf mit
müdem, durchfurchten Gesicht, mit blinden und doch
so seltsam sehenden Augen — durch und über uns
hinweg in unermeßbare Weiten. Wieder das Gold-

geschimmer und dann jäh, irgendwo am Gewand ein
Flammenstrich, ein sprühendes Rot. Wie aus tiefsten
Tiefen kommt es, wird vom Goldschein überflutet,
flammt wieder auf, um endlich sieghaft fortzuleuchten,
geheimnisvoll, unverlöschlich. Kein Aufschluchzen
der Seele mehr wie beim Saul. Alle Lebensqual ist
abgeschüttelt. Die Formen sind aufgelöst, die Natur
überwunden, besiegt. Nur die Goldtöne brennen ge-
heimnisvoll, vereinigen sich mit dem triumphierend
aufzuckenden Rot zu einer überiridischen, welten-
fernen, weltentrückten Harmonie . . .

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UND
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AUSSTELLUNG DER DARMSTÄDTER Ki'XSTLER KOLON IE

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