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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Poritzky, Jakob E.: Die künstlerischen Probleme der menschlichen Gestalt
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0765

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DIE KÜNSTLERISCHEN PROBLEME

lerische Ergründung der menschlichen Gestalt hat
aber nicht das Geringste mit der Schönheitslehre zu
tun — „Lehre" im Schulsinne genommen — und
hat keine moralischen Interessen; sie stellt nur fest,
was das Auge vermittelt, alles andere schaltet sie
aus. Nur eine fortwährende Beschäftigung mit
Kunstwerken ermöglicht es, tiefer in ihre Ergrün-
dung einzudringen und den symbolischen Kreis, der
jedes Kunstwerk einschließt, zu sprengen. Am
schwierigsten ist das bei der menschlichen Gestalt,
wo eine große Summe verschiedenartiger Momente
zusammenkommt, um einen Eindruck hervorzu-
rufen. Die bestimmte seelische Ausdruckskraft, die
das Geheimnis der Anziehung bildet und die jede
menschliche Körperform ausübt, kann aber nicht
in jedem Künstler die gleiche Wirkung hervorbrin-
gen oder dieselbe Stimmung auslösen. Fragen wir

darum zunächst, wie ein Kunstwerk entsteht und
wird.

In jedem einzelnen Falle müßten wir verfolgen,
wie sich der Künstler zur Natur verhält. Und wüßten
wir dies, dann hätten wir noch immer keine Erkennt-
nis des spezifisch Künstlerischen; es läge zwar darin,
aber es könnte nicht, losgelöst von seinem Gegen-
stande, gedacht werden. Warum weicht in der Dar-
stellung derselben Pose der eine Künstler von
dem anderen ab? Auf diese Frage, die die Variabi-
lität des Künstlerischen schon andeutet, findet man
nur die Antwort, daß es die durch Ort und Zeit,
Milieu und Studium, Erziehung und Temperament
bedingten ästhetischen Anschauungen des Künstlers
und seine künstlerischen Probleme sind, die die
Unterschiede erklären.

Verfolgen wir einmal den Weg, den der Künstler

WETTBEWERB ZITM BERLINER KOLONIALKRIEGER-
DENKMAL. II. PREIS ENTW.: HERMANN HAHN-
MÜNCHEN UND ARCH. SATTLER-MÜNCHEN

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