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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Lorenz, Felix: Die grosse Berliner Kunstausstellung 1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0800

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DIE GROSSE BERLINER KUNST-AUSSTELLUNG 1914

die Mannigfaltigkeit der Motive besonders
spürbar. Neben den Deutschen: Max
Uth (der eben verstorben ist), Georg
Kraft, Rentzsch. R. Nägele, L. Ma-
rowska behaupten sich die Holländer,
Engländerund Franzosen, von denen sogar
Legrand und Degas nicht fehlen; ein
einigendes Band scheint unsichtbar um
die Nationen geschlungen, wenn man in
diesen Räumen alle friedlich in der Hin-
gabe an die Kunst beieinander sieht. So
ergibt denn auch bei aller Verschieden-
artigkeit der Charaktere und Temperamente
diese Abteilung das einheitlichste Bild der
Ausstellung.

Wenn man das Ganze nun näher auf
Gattungen hin betrachtet, so bleibt eine
Reihe von Gewinnsten übrig, die nur mit
Freude begrüßt werden können. Von den
Porträtisten möchte ich neben Schulte
imHofe, der wieder köstliche Kinderköpfe
ausgestellt hat, auch A rtur Ratzka nennen,
der manchen Frauenbildnissen viel Charme
gibt. Unter den Landschaftern sind Kall-
morgen, Bracht, Langhammer, Wen-
del, ter Hell mit neuen Arbeiten reprä-
sentiert. Mondäne Gesellschaftsbildergeben
Eichhorst mit einem Kabarett (es ist merk-
würdig, was dieser Künstler alles malen
kann; vielleicht auch ein bißchen gefähr-
lich!), Max Rabes und Monickendam,
von dem eine reich und elegant gemalte
Theaterloge zu sehen ist. Max Schlich-
ting, der namentlich den Lichtproblemen
der Dämmerung und des Abends nach-
geht, hat ein Wannseebild mit einer ge-
sellschaftlichen Gruppe ausgestellt, das alle
Reize seiner diskreten Farbenkunst besitzt.
Auch die Stilleben kommen nicht zu kurz; die ja kennen, beherrschend in den Vordergrund,
persönlichsten unter ihnen sind wohl die Gläser — Zu den eindruckvollsten Ausstellungsbildern
und Früchte von Mohrbutter mit schieiernden rechne ich die, in denen die Phantasie der
Azurtönen. Die holländischen Stadtstudien Künstler ein anregendes Spiel treibt. Da sind
von Hans Hermann sind auch motivisch die von sommerlustigen Waldgeistern durch-
immer wieder von starkem Reiz. Hans tummelten Zauberstücke Martin Branden-
Hartig und Sandrock mit ihrer geraden burgs; da ist ein echter rechter Hengeler voll
und frisch zupackenden Malerei kommen Märchenhumor, da sind Hans Looschens
wieder aus den Bereichen der Industrie herbei, phantastische Einfälle in ihrer heimlichen
Man sieht, daß die in diesen Räumen heimische Farbenmagie, da ist Sabine Reickes fröh-
Berliner Malerschule wieder vollzählig vertreten licher Kindertanz. Die Frau unseres Bürger-
ist, aber alle kommen mit so frischem Können meisters zeigt hier starke Fortschritte, nament-
und so starkem Mut heranmarschiert, daß hier lieh in der Komposition. Sehl lieb ist mir
von einem Stillstand gerechterweise nicht ge- auch Arnolds holdseliges deutsches Madonnen-
redet werden kann. bild von lieblichster Anmut. Hier wie bei den

Unter den Kollektivausstellungen auswärtiger anderen, die ich eben nannte, blüht das Motiv
Gäste interessieren die Münchener und Düssel- schön und lebhaft auf, ohne eine Spur von
dorfer diesmal weniger; dagegen tritt die feine Genre zu verraten. — Von den ausländischen
und vornehme Kunst des Königsberger Karl Gästen möchte ich namentlich noch der Spanier
Alb recht, den die Leser der „Kunstwelt" gedenken, die ihren strengen Gruppenbildern

PORTRÄTBÜSTE GEORG SCHREYÖGG

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