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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Zeitler, Julius: Die königliche Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe zu Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0676

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DIE LEIPZIGER AKADEMIE

in den Gesamtbau des künstlerisch veredelten Dauer nicht ergebnislos bleiben, er und das
Buches, in die künstlerische Durchdringung Ministerium erwirkten, daß, in letzter Amts-
vor allem des Buchdruckwesens, war ihm handlung Ludwig Niechers, im Mai 1900,
versagt. Schon seit 1884 wünschte der Zentral- gleichzeitig mit der Weihe des „Deutschen
verein für das gesamte Buchgewerbe, aus dem Buchgewerbehauses" die Akademie sich mit
nachher der „deutsche Buchgewerbe- genauer Erkenntnis der speziellen Zwecke um-
verein" hervorging, eine stärkere Betonung wandelte in eine solche „für graphische
der buchgewerblichen Interessen neben den Künste und Buchgewerbe." Die Mög-
graphischen, aber Nieper sah die Morgenröte lichkeit zu einer radikalen Reorganisation war
der neuen Zeit nicht, davon zeugen die Er- dann durch den Rücktritt Niepers gegeben,
widerungen, die er seit 1887 den Vertretern der 1901 erfolgte. An Niepers Stelle wurde
des Gewerbes entgegenhielt: „Der Textdruck Professor Max Seliger berufen, der in
von Zusammengesetzen Lettern, selbst im energischer systematischer Arbeit, aber ohne
Prachtwerk, ist kein Kunstwerk, und die Setzer Übereilung, die Akademie in die neue Bahn
und Drucker sind keine Künstler." Oder: lenkte. Von der bloßen Ornamentierung des
„Zur vollendeteren Ausbildung der Setzer und Buches schritt man vor zu seiner künstlerischen
Drucker liegt gar kein Bedürfnis vor, denn Gestaltung; vom äußerlich applizierten Kostüm
letztgenannte werden für das geschmackvolle zur Qualität des Buchganzen. Die graphischen
Aussehen des Druckwerkes überhaupt nicht Künste verknüpften sich jetzt aufs innigste
verantwortlich gemacht." So blieb das Herauf- mit dem Buchwesen. Jetzt kam auch die
dämmern der neuen Buchkunst, der neuen sachlich einwandfreie Gelegenheitsdrucksache
gegenseitigen Durchdringung von Kunst- und zu ihrem Recht, Buchbinderei, Stempelschnitt,
Buchgewerbe von Nieper unbemerkt, Diederichs, Schriftwesen wurden eifrig gepflegt und ge-
Hupp, Hirth u. a. wirkten, ohne daß er es fördert; die photomechanische Reproduktion
sich nahe kommen ließ und es berührt ironisch, erhielt eine eigene ganz große und selbständige
gegenüber solcher Ablehnung, daß schon 1901 Abteilung. Wenn schon unter Nieper die
ein Werk über die Entwicklung der modernen Akademie (1889) ein imposantes großes Unter-
Buchkunst erscheinen konnte, wie das von richtsgebäude beziehen durfte und endlich aus
Grautoff. Aber das Drängen, besonders des der Engigkeit der alten Pleißenburg erlöst war;
deutschen Buchgewerbevereins, konnte auf die die Entwicklung der Anstalt unter Max Seliger

BUCHEINBAND ZU BOCCACCIOS „DECAMERONE" PROF. WALTER TIEMANN-LEIPZIG

Handbinde-werkstätte der Leipziger Buchbinderei-Aktiengesellschaft vorm. Gust. Fritzsche

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