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Mannheimer Abendzeitung — 1847

DOI Kapitel:
No. 1 – No. 30 (1. Januar – 31. Januar)
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: rovinzen Deutſchlands auf der linken Rheinſeite, *)
. (Deutſcher Zuſchauer.) G | . u j :

'ankreich war. in den Jahren 1814 und 1815 von deutſchen Truppen
die deuiſchen Mächte konnten den Franzoſen damals in ihrer Hauptstadt
ieden dictiren, und fie ließen die deuiſchen Provinzen Elſaß und Lechrin-
1ßen herrſchte, und dem Eigennuge der mindermächtigen deutschen Staa-
Preußen nicht kräftig genug unterftüten, war dieſes Reſultat. der
von dritlhalb Jahrzehnten zuzuſchreiben. Allein ein anderer Theil der
n Provinzen der linken Rheinseite, welcher erſt während der Revolutions-






Könige von Preußen und von Baiern , den Großherzog von Heſſen-Darm-
tadt, die Herzoge von Oldenburg und von Sachsen-Coburg und den Landgra-
fen von Heſſen-Homburg. | u

. Inſere Brüder jenseits des Rheines haben unter franzöſiſchen Fahnen ge-
n ihre deutſchen Brüder dieſseits des Rheines kämpfen, sie haben ſich franzö-
che Sprache und franzöfiſchen Uebermuth gefallen laſſen müſſen. Alles Dieses

iss

tauſendfältiger Verſchiedenartigkeit neben einander bestehenden Gesetzgebung, an
die Stelle feudaliftiſcher, aus dem Mittelalter ſtammender Einrichtungen waren
Gesetze getreten, welche dem Geiſte der Zeit und dem Drange nach Einheit bes-
ſer eniſprachen, als die alten curmainziſchen, eurkölnischen, eurtrieriſchen und alle
wöglichen andern Gesetze des linken Rheinufers. Die Schriftlichkeit und die

Heimlichkeit waren verdrängt worden durch das Prinzip der Oeffentlichkeit und

Mündlichkeit, Geſchworene waren den angeſtellten Richtern zur Seite gesetzt

worden. Kurz, die Deuisſchen der linken Rheinſeite: hatten an allen Segnungen

der franzöſiſchen Revolution Theil genommen. Diese waren ihnen auch so theuer
geworden, baß die deutschen Fürſten, unter deren Herrſchaft ſie kommen ſollten,
wohl einſahen, ſie dürften ihncn nicht entriſſen werden. Daher wurden die fran-
zöfiſchen Gesetze denſelben ausdrücklich garantirt. Allein ein, der Errungenschaft

der franzöſiſchen Revolution im höchsten Grade feindlicher Geiſt ſetzie sich in

und suchte dieſe den deutſchen Bewohnern der linken Rheinseite, wenn

nicht gänzlich auf einen Schlag zu entziehen, doch zu benagen und

zu untergraben, um sie bei gelegener Zeit gänzlich beseitigen zu
fönnen. So wurden die Rhein - Deutschen in unausgeſeßter Furcht in Betreff
Deſfſen erhalten, was sie für ihr theuerſtes Kleinod erachteten. Dieſe Stimmung
war geriß nicht geeignet, sie dem deutſchen Vaterlande innig und dauerhaft zu
| prttiuer. Brüder jenseits des Rheins sind und waren gewiß zu allen Zeiten gute,

ächte Deutſche, allein Preußen, Baiern , Heſſen-Darmftädter, Oldenburger, Co-

burger und Heſſen-Homburger zu sein, trugen ſie gar kein Verlangen. Um im
Vereine mit ihren Brüderu auf der rechten Rheinſeite bleiben zu können , wür-

den sie fich am Ende auch mit dem Gedanken ausgeſöhnt haben, unmittelbar
nur zu einem der 38 verſchiedenartigen Theile Deutſchlands geſchlagen worden
zu ſein. Allein unter keiner Bedingung wollten ſie verzichten auf die Errungen-
aft der franzöſiſchen Revolution, an welcher Theil zu nehmen fie durch die

Gewalt der Verhältniße berufen worden waren. Allein bis zu diejer Stunde wurden
ie deßfalls in immer fteigende Unruhe verſetzt. Alle Staatémänner von einiger

Tiefe mußten erkennen, wie bedenklich es sei, daß die deutſchen Provinzen jen-
seits des Rheins durch alle ihre Einrichtungen, ihre Gesetze und alle die ge-
ſtcichtlichen Grundlagen, aus welchen diese hervorgegangen, inniger mit Frank-
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einen deutſch-nationalen Standpunkt zu erheben wußten, sondern immer nur den
particulär-dynaftiſchen feſthielten, dieſe glaubten allmählig, unter verschiedenen
_ Formen verftedt, den Deuiſchen der linken Rheinseite die mittelalterlichen Ein-
richtungen der rechten wieder aufdrängen zu können. Wer erinnert ſich nicht
noch der neueſten Beftrebungen der preußiſchen Regierung, den Rheinpreußen
_ ihr Strafgeſezbuch, und, wenigstens für die wichtigften Fälle, ihre Geſchwor-
nengerichte zu entreißen. Der Sturm, welcher dadurch in ganz Rheinpreußen
hervorgerufen wurde, rettete zwar für den Augenblick dieſe Gesetze, allein Nie-
mand weiß, ob es der preußiſchen Bureaukratie nicht vielleicht schon in einigen
Wochen einfallen wird, den Schlag auszuführen, welcher vor zwei Jahren ihr
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YPeolizeiſtrafgeſez gebung unterworfen werden. Nicht nur wurde dadurch der alte
Streit zwiſchen Proteftantismus und Katholicismus wieder auf's Lebendigſte auf-











tholiſchen Kirche angeregt. . uU Uu. §

Wir halten dafür, daß in unsern Tagen nur freie Inſtitutionen einem
Volke Kraft und Ausdauer im Kampfe mit äußern Feinden zu verleihen im
Stande seien. Allein nur diejenige Freiheit, welche auf dem Boden der Na-
tionalität gewachſen iſt, kann von Beftand sein. Wir halten diejenigen Deut-
ſchen des linken Rheinufers, welche aus Mißftimmung gegen preußiſche, baie-
riſche und heſſiſche Regierungsmaßregeln fich ſehnen, wieder unter franzöſiſche
Herrschaft zu gelangen,am deutschen Vaterlande, — Gerade in den Zeiten der
Drangsal muß ſich vie Liebe zum Vaterlande bewähren. Wer nur in guten Ta-
gen beim Vaterlande aushalten, in ſchlechten Tagen es aber verlaſien will, iſt



*) Ein Theil unſerer Abonnenten hat die Probenummer des „Deutschen
Zu s <{ auers“ yom 1. Januar und darin zugleich obigen Aufsatz als Extra-
beilage erhalten; sowohl die Trefflichkeit des Aufjatzes als die Wichtigkeit des
Gegenſtandes veranlaffen uns indeß, ihn hier unſern sämmtlichen Leſern mitzu-
theilen, ſoweit wir können. | Die Red.

durch die Poſt bezogen im ganzen Großherzogthum Baden








. Maßregeln

zöſiſcher Herrſchaſt. Der Eiferſucht, welche zwischen Oeſterreich

unter franzöfiſche Herrſchaft gefallen war, kam an Deutschland zurück, a

e dem deuiſchen Herzen und dem deuiſchen Sinne der überrheiniſchen Deut-
en blutige Wunden geschlagen. Allein an die Stelle einer verworrenen, in

gefriſcht, ſondern neue Zwiſtigkeiten im Schoße der proteſtantiſchen und der ka-

| übrigen Kantone ihn ebenfalls nicht dulden würden. Inde

ontrment um den Poftaufschlag.
ier Kretzer. Briefe und Gelder: frei einzusenden.

No. 2.

TEE §O §§ O ~~ A CTE~ IRC (EEE MME î TED TEE W



kein Bürger ih edleren Sinne des Wortes, sondern ein Schmaroßer der ſich
ketht gerue an volle Tafrly jetzt, allein in kargen Zeiten nicht vorlieb nehmen
~ Vir wollen die Regierungen

nicht z entſchuldigen, deren
die Mißſtimmung

auf der linken Rheinseite her-

heit der Bürger, welche die mannigfaltigen ihnen gebotenen Gelegenheiten ver-
ſäumten, ihre Wünſche. geltend zu wachen, welche bei den Wahlen zu Gemeindes
Vertretern und zu Landiggsabgeordneten laß und träg waren, welche nichts tha-

ten, den yflichtvergeſſenen Wahlbeamten von ſeinem Lotterſize zu entfernen, und
den Tüchtigern zu ermuntern und zu ſtärken. .

E .



| î Deutfchland.

| Donaueſchingen, 30. Dezbr. Eine ihrem Charakter nach höchft iniee
| reſſante Mahregel beſchäftiget gegenwärtig alle jene Bewohner des S eekrei-
| ses, die bei jeder neuen Veroronnng nach einem „warum oder wozu?" zu
| fragen ſich erlauben. Es befiehlt nämlich ein dieſer Tage erlaſſenes Generale.
ſämmtlichen Bürgermeiſtern und Stiftungsvorſtänten ihre dienſllicheh Bekannt-
inachungen in den vom 1. Januar 1847 an in Conſtanz erſcheinenden „Tages-
herold‘’ einrücken zu laſſen, mit der Ermächtigung, das bezeichnete Blatt auf .
Koſten der Gemeinden anzuschaffen. Dergleichen Mandate müſſen natürlich Je-
dem auffallen, und Niemand will begreifen, wie neben den gewöhnlichen amt-
lichen Anzeige- und Verkündigungsblättern auf einmal noch ein neues Organ
aufgebürdet werden ſoll: auch springt es. in die Augen, daß dieſe Anordnung
nicht zum Vortheile der Gemeinden, die ihre Bekanntmachungen am Zweckmäſ-
ſigſien und Erfolgreichften in die beliebteſten und bei ihnen gelesenſten der bereits
vorhandenen Tagesblätter einrücken laſſen, vielmehr blos zu Gunsten des
„Tagesherolv,“ der übrigens dadurch bei uns nicht die beſte Empfehlung erhält,
gemacht wurde. Wie kann man plöglich so freigebig mit den Gemeindemitteln
ſein, während man sonst so gern, um die Gemeindekaſſe zu ſchonen, die Ge-
mweinderäthe in Anspruch nimmt? Ich erinnere hier nur an die Bearbeitung
der Gemeindevoranſchläge in Verbindung mit der Berechnung der Schulhaus-
bauten unb Kriegsfchulden, die von den Ortsvorſtänden ſelbſt ausgeführt werden.
Wie kann man von dem ſchlichten Landmann verlangen, daß er ein Geschäft,
das eine gründliche Kenntniß unseres complicirten Rechnungswesens voraussetzt,
ſelbſt erledige, oder, weil ihm dieſes nicht möglich iſt, durch einen Sachverſtän-
“digen auf eigene Koſten erledigen laſſe?s Hier wäre es am Platze, die Ge-
meindetafſe zu belaſten, ſtatt die Bürgermeiſter, die ohnehin nur mit Zeitqauf.
wand und materiellem Nachtheile, der mit ihrer Beſoldung in keinem Verhälee
niſſe ſteht, der Fluth von neuen und wieder aufgehobenen Verordnungen folgen
können, an ihrem eigenen Vermögen zu ftrafen. Gewiß würde da das Geld
aus den Gemeindekaſſen für Arbeiten, die von den wenigsten Ortsvorſtänden
ſelbſt ausgeführt werden können, besser und rechtlicher verwendet als für Unter-
ftützung eines Blattes, das um so weniger Anklang findet, je ſalbungsvoller
es angepriesen wird. Solcher Zeitungszwang harmonirt durchaus nicht mit
der Denkweise unſerer Oberländer, weil er auf keinem rechtlich en Grund fußt.
Möge der Herold durch eine würdige helle Haltung sich vorerst des Volkes
würdig zeigen, dann wird er sich ſelbſt mehr Leser verſchaffen, als tausend Ver-
fügungen ihm anzuzwingen im Stande ſind. _ cDberrh. 3Zg.
Emmendingen , 30. Dec. Auch hier iſt, wie bereits an mehreren Or-
ten, seit 10 Tagen eine Suppenanſtalt gegründet worden, zu welcher die Mit-
tel größtentheils durch Sammlung sreiwilliger Beiträge beigehrecht huthen.
19 H errh. Ztgn.
Mus Vaden, 28. Dec. (Oberrh. Ztg.) In dieſen Tagen iſt eine Be-
fkanntmachung der großh. Hofdomänenkammer , die Bezahlung der Competenz -
Naturalien an die bezugsberechtigten Geistlichen und Schullehrer betresfend, er-





die Ermächtigung erlheilt, jene Geiſtliche und Schullehrer, welche mit den Doe
mänenverwaltungen wegen Umwandlung ihrer Competenz- Naturalien in Geld
nach den Zehntablöſungspreiſen Verträge abgeſchloſſen haben, auf Verlangen von

den treten zu laſſen, jedoch unter dem Vorbehalt, daß gleichzeitig mit den Com-

petenzberechtigten über die Wahl der Marktflätten und den Modus der Prei.

beftimmung die zur Vermeidung von Differenzen nöthigen Verabredungen jeweils
getroffen werden. In Folge dieser höchſten Entschließung wird das Dienstein-
kommen vieler Stellen ansehnlich erhöhnt. |

+ Meainz, 30. December. Briefliche Mittheilungen aus der Schweiz
ſeßzen mich in den Stand, meinen jüngſten Bericht über die Ausweisung K arl
Heinzens zu vervollftändigen. Nach denselben wurde H. am 15. Dec. vor
den Polizeirath berufen und gefragt, ob er den -Tribun-- geſchrieben und her-
ausgegeben habe, eine durchaus republikaniſche Schrift, deren Veröffentlichung die

diese und ähnliche Fragen erklärte H., nichl antworten zu können, da die Sache
ihn nicht allein, sondern auch andre Leute (den Drucker z. B.) beträfe. Hier-
auf eröffnete ihm der Polizeirath, daß die Aufenthaltsbewilligung, welche im
nächſten Monat abgelaufen, nicht erneuert werden würde. Jedoch habe man
noch nicht berathen, ob man ihn ausweisen würde oder es dabei bewenden laſ-
sen könne, daß ihm im folgenden Monate die Aufenthaltsbewilligung verweigert
werde. Heinzen eniſchloß ſich darauf sogleich freiwillig abzureiſen und zeigte
dieß dem Polizeirath mit der Bitte an, daß man ſeiner Familie noch den Auf-
enthalt bis Oſtern erlauben möge. Mit der Hoffnung, man werde ſich hiermit
zufrieden erklären, reifte H. ab. Er mochte nicht mit Unrecht fürchten, daß,
wenn seine Ausweisung aus Zürich einmal offen ausgesprochen worden, dis



en erhielt am Tag

vorgerufen haben. Allein wir können eben ſo wenig entſchuldigen die Schlaff- ;

schienen. Darnach hat der Großherzog auf den Antrag des Finanzminiſteriuums .

venſelben zu entbinden, und an die Stelle der letztgenannten Preiſe die laufen.

Grundſätze einer ſchweizeriſchen Republik gewiß niemals gefährden kann. Auf .
 
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