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Mannheimer Abendzeitung — 1847

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No. 237 - No. 266 (1. September - 30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44009#1025

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_ hungen der Germaniſtenverſammlung öffentlich sein werden.



. Abonnement in



E N O

. Deutschland. Ü

Aus Baden, 8. September. Wenn in mehreren Blättern die Erwar-
tung ausgesprochen wurde, daß auf die bevorſtehenden Wahlen von Seiten der

Beamten nicht werde eingewirkt werden, so bestätigt sich dies nicht. Es ſcheint
î auch hier Alles beim Alten zu bleiben; wir wollen ein Beispiel anführen. Der
Gemeinderath eines Städtchens auf dem Walde hatte den letzten Winter die

Bitte geſtellt, es möchte die Verlegung der Straße über einen nahen Berg in

diesem Frühjahre angeordnet. werden, damit die armen Bewohner der Stadt
Arbeit und Verdienst erhielten, woran es in der theuern Zeit fehlte. Das

Frühjahr verſtrich, ohne daß eine Antwort erfolgt wäre. Unlängst aber, am
9/27. Auguſft kam der Hr. Oberamtmann in das Städtchen und eröffnete dem

Geumeinderath, daß die Regierung dem Gesuche um Verlegung der Straße |
nicht entsprechen könne. Bei dieser Gelegenheit bemerkte der Hr. Oberamt-

wann: Die untern Behörden sollten immer nach dem Willen der obern han-
deln, dânn gingen solche Gesuche beſſer durch. Die Wabhlmännerwahl ſtehe
bevor, und er wolle sehen, wie gewählt werdez er habe zwar gegen die frü-

- hern Wahlmänner Nichts einzuwenden, dennoch sollte der Gemeinderath mit

beſſerem Beispiele als bisher vorangehen. Iſt dies deutlich? (Rundſch)
Karlsruhe, 13. Septbr. Auch hier bereitet man die Errichtung einer

Handwerker-Bank oder Leihcaſſe für Gewerbetreibende vor. Schon vor einiger

_ geit wurde von einem Mitgliede. des hieſigen Gewerbe-Vereins ein hierauf be-
züglicher Antrag geſtellt, deſſen Berathung nun für die morgen Statt findende
î Sigung auf der Tagesordnung ſteht. Zugleich liegt es im Plane, mit der

Handwerker-Bank auch eine Induſtrie-Halle zu verbinden, und man zweifelt
nicht an einem günſtigen Erfolge. C
Stuttgart, 14, September. Es scheint mit der Vorbereitungs-Zeit auf

den ordentlichen Landtag von 1848 gerade so gehen zu wollen, wie mit der
auf den außerordentlichen Laudtag von 1847. Wie damals, so werden auch

jeßt die Gemüther durch einige Einzelnwahlen in Spannung versegt und die
öffentliche Aufmerksamkeit wird dadurch von ſelbſt auf den bevorstehenden Land-

tag gerichtet. Es ſind die Bezirke Mergentheim, Münſingen, Eßlingen, deren
Abgeordneten-Wahlen das ganze Land mit Begierde entgegensieht. In allen
. drei Bezirken ſtehen Sta a ts-D iener auf der Candidaten - Liſte.

ben in dieſer Beziehung nicht nur an das erinnern zu sollen, was wir wäh-
rend der Wahlen von 1844 über die Stellung der Beamten so oft und ausführ-
lich in verſchiedenen Artikeln des Beobachters gesagt haben, sondern auch noch

. „beifügen zu müſſen, daß die K. Regierung der Kammer von 1848 ein wesent
Uiche Ersparnisse beantragendes Pensions -Regulativ vorlegen wird. Um aber
die Wablzwecke zu erreichen, bevarf es vor Allem der Organisation und

" dieſe wird nur durch Errichtung von Wahl-Comite's gewonnen. Ohne
diese bleibi der Ausgang der Wahlen meiſt dem Zufall preisgegeben. (Beob.)
Baiern, 10. Sept. Die Erhebung der Sennora Lola Montez in den

hbaieriſchen Grafenſtand iſt ganz Europa kein Geheimniß mehr, -- nur die

baieriſchen Blätter, welche diese Thatsache doch zunächst intereſssiren mußte, er-
wähnten derſelben nicht. Man konnte dieses Schweigen, das wohl unfreiwil-
lig war, bisher damit entschuldigen, daß die Thatsache noch keineswegs authen-

: tiſch beglaubigt schien, und hoffte demnach, daß eine officielle Kundmachung |
auch der Preſſe endlich den Mund öffnen würde. Arge Täuſchung! Die Er-
hebung der Lola Montez zur Gräfin von Lands feld iſt nunmehr officiell

bekanntz das gestern erſchienene königliche Regierungsblatt bringt sie als amt-

liche Nachricht, und doch — inecredibile dietu! ~ wurde diese für ganz Baiern
so höchſt erfreuliche Kundgebung, wie ich Ihnen aus verläsſsiger Quelle mit-

theilen kann, den baieriſchen Blättern gestrichen! Hier liegt alſo der ge-
wiß heltene Fall vor, daß das Reg ierungsbl att, das amtliche Organ der
höchſten Verwaltung, Censurwidriges enthält! Oder fürchtet man den
schlimmen Eindruck, den diese Adels-Erhebuna auf das Volk machen würde ?
Dies ſcheint allervings der Grund jenes auffallenden Verbotes zu sein, wel-
ches mit den sonstigen Cenſur-Vorſchriften in Einklang zu bringen dem Ge-
wiſſen der einzelnen Censoren überlassen bleiben muß; aber es kann versichert
werden, daß nach Allem, was bis jetzt in dieser Beziehung geboten worden,
auch jene Adels-Erhebung mit einem gewissen Gleichmuthe hingenommen wird:
. . . . man erinnert ſich des Spruches : salus ex inimieis. In der That sieht
man in gewissen Kreiſen nicht ohne heimliche Schadenfreude diese Dinge sich
fortentwickeln, während leider nicht geläugnet werden kann, daß in München
ſelbſt eine erbitterte Stimmung unter den Massen herrscht, die erſt in diesen

. z Tagen wieder nahe daran war, auf eine höchſt handgreifliche Weise sich gegen

die Gräfin vom neueſten Adel Luft zu machen. Die Massen reflectiren bekanntlich nicht
viel, und wenn ihnen so populär gehaltene und dabei so einschneidend wahre

Artikel zu Gesicht kommen sollten, wie jener des Hrn. v. Struve in seinem

„Deutschen Zuschauer‘ vom 21. August, so dürften bedauerliche Demonſtra-
tionen abermals zu befürchten sein. ! (Köln. 3)

Von der ſächſiſchen Grenze, 14. Sept. Aus Magdeburg wird] die

verbürgte Nachricht mitgetheilt, daß in der letzten Sitzung des Conſsiſtoriums
der Provinz Sachsen der Conſiſtoral- und Schulrath Probſt Dr. Ze rr enn er
aufgeſtanden sei und erklärt habe, daß er mit Ehren nicht länger Mitglied
des Consiſtoriums sein könne. Unmittelbar darauf habe er die Versammlung
verlaſſen. Die Bemühungen des Conſiſtorialpräſidenten Göschel und des
Generalsuperintendenten Möller, welche Zerrenner gleich darauf in sseiner
Wohnung besucht und seinen Entschluß rückgängig zu machen versucht haben,
ollen gänzlich erfolglos geblieben sein. Wir knüpfen hieran eine kleine Be-
trachtung. Zerrenner iſt seit mehr als 30 Jahren Mitglied des Conſiſtoriums
und der Regierung, und gehört dem gemäßigten Rationalismus an, wie denn
vor Dräſcke's Ankunft alle Mitglieder des Consiſtoriums dieser Richtung hul-

digten. '' "(Fr. O.-P.-A.- Z.)

_ HWerlin, 13. Sept. Dr. Liebelt, dieser so reich F zaite Zurte sts ge-

Wir glau-

Lübeck, 13. Sept. Zu unserer Freude vernehmen wir daß alle Si-

Samstag ; deu 1.8. September. t uu.

Mannheim hatbjährlich 2 fl. 48 tt, durch die Poſt bezogen im ganzen
. halbjährlich 5 fl., im Ausland erhöht fich das Abonnement um den Poftaufſchlag. :
_ Jnſrate die geſpaltene Zeile in Petitschrift over veren Raum vier Kreuzer. Briefe und Gelder: frei einzuſenven.

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[

.

| Proteſterklärung der 800 Magdeburger Bürger zu Gunſten Uhlich’'s (oom
9, Juli 1847], deren Abdruck in den hiesigen Zeitungen von der Cenſur ge
hindert und die auch in dem davon in Leipzig veranſtalteten Abdrucke hier ven







idzeitung.

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IIR LLC ZEL Vs VE VUA E 1 SUA LT EIL O A § A C ,

bildete Vorfechter für die polniſche Nationalität, der durch alle seine größere.

und kleineren literariſchen Arbeiten auf eine geiſtige Hebung und Erhalluan.
dieser Nationalität hinarbeitete, hat auch die Muße und Ruhe seines Gefäan.
nißlebens ..der Fortsezung ſeiner wissenſchaftlichen Thätigkeit gewidmet, unn im

Gefängnisse eine „Geschichte der Jungfrau von Orleans“ geschrieben, die durch
die geiſtreiche Verarbeitung des Stoffes und die Schönheit der Sprache einn
dauernden Ruhm als Geschichtswerk wird beanspruchen können. Allein gehen
wir uur genauer auf dieſes Werk ein, so wird es uns nicht zweifelhaft bleen.
ben, daß diese Arbeit entschieden eine Parteiſchrift iſt, sie iſt gewiſſermaßen en

Und hinderte etwa die preuß. Regierung den Druck und die Veröffentlichung

dieſer Schriſt? Rimmermehr. Gleich Liebelt hat aber auch v. Mieroslanlsltkt.
| in den einsamen Stunden der Kerkerhaft Troſt und Erleichterung in seiner Leble.
zu deu Wiſsenſchaften gesucht und gefunden, und so eben eine Schrift beendigen.

die unter dem Titel: „„la révolution et Ia contreróvolution’ erscheinen und

nicht ohne Beziehung zu den polniſchen Verhältnissen sein soll. Und auch die-

ſer Publikation werden von unserer Regierung keine Schwierigkeiten entgegen-
Berlin, 11. Seyt. Die an das Magdeburger Eonſ O Zirhteit

boten wurde, iſt jezt durch ein obercenſurgerichtliches Erkenntniß vollſtäning.
freigegeben worden. . . ff. ff HdsKarsse 3)
Königsberg, 11. Sept. Man erinnert sich der merkwürdigen und lange
unverftandenen Aeußerungen des Hrn. Juſtizminiſters auf dem Landtage, die er
zum Beweise der richterlichen Unabhängigkeit in Preußen anführte, nämlich,

vaß das Gouvernement ſich ruhig verhalten habe, wenn auch in der legten .

Zeit ihm unbeliebte richterliche Erkenntniſſe ergangen seien. Man bezog die-
ſen Ausspruch Anfangs auf das freiſprechende Erkenntniß Jacoby's; eine

Deutung, die unwahrſcheinlich wurde, da dieſes Erkenntniß des hiesigen TTé.
bunals streng unpolitiſch gehalten war. Es iſt jetzt hier bekannt, daß ſih d'en.

miniſterielle Meinung auf das Erkenntniß des Dr. Lüning, das vom zweiten
Senate des paderborner Oberlandesgerichts gefällt und bekanntlich dem Frei-

gesprochenen zur Zeit durch Zwangsmaßregeln entriſſen wurde, bezog. Dieses | .
( Ectenniviß 1on rue 1g4ch 4uégrpraztt fit rout”e Futte qe t
sein. Gleichzeitig iſt hier amtlich eine Kabinets or dr e bekannt gewornen.

welche die Unabhängigkeit der Richter gesichert und den Glauben an ſie im

Volke aufrecht erhalten wissen will, Unabhängigkeit aber nach beiden Seiten, ;
von den Einflüſſen des Gouvernements wie einer poliliſch entgegengese ten.
Parteiansicht. ~ 'Die hiesige Regierung hatte den Antrag der städtischen Schulden

putation, dem Prediger Detroit nach seiner Abſegung nun auch das Direk-

torat der école krancaise, einer Mädchenschule, zu entziehen, abgewiesen; die
unermüdliche Schuldeputation hat nun darauf angetragen, ihm dann wenig-
ſtens den Religionsunterricht in dieser Schule zu untersagen. ~ !

Wiederum iſt hier die Konzesſion zu einem journalistischen Unternehmen.
verweigert worden. Dr. Gottschall, Dramaturg an der hieſigen Büuhn,.
wollte eine Zeitschrift für äſthetiſche Kritik, besonders des Theaters, gründen.

Die Regierung versagte die Erlaubniß, wril Goltſchall’s Antecedentien keine
genügende Garantie für die Richtung des Blattes böten. CBrem. Z.)

Erfurt, 8. September. - (Schleſ. Z.) Die Prozeßkoſten, welche ve.

Kaufmann Krafkrügge in der bekannten Sache gegen v. Ehrenberg zu
erlegen hatte (123 Thlr.) sind von einer Anzahl hieſiger Bürger gedeckt wor-
m s Hrn. K. schweben übrigens noch 8 verſehtédene fiscaliſche Uns

Colblenz, 14. Sept. Vor einigen Tagen gelang es in Ems einen g es

fährlichen Menschen, der es vorzugsweiſe auf das Silbergesſchirr der Gaſe.. :

wirthe abgesehen hatte, auf der That zu verhaften. Derſelbe iſt Courier bei

einer vornehmen englischen Familie, und in jüngster Zeit vernahm man as.

der ganzen Rheingegend und noch von weiter her häufige Nachrichten über
Silberdiebſtähle, welche in den Gaſthöfen verübt worden waren, ohne daß
man des Thäters hätte habhaft werden können. Bei einer in seiner Wohnung
vorgenommenen Durchsuchung fand man eine bedeutende Menge Silbergerä-
the, namentlich Löffel, Meſſer und Gabeln und drei goldene Cylinderuhren,
die allem Anſcheine nach ebenfalls entwendet sind. Ich theile diesen Vorfall ?
deßhalb mit, um vielleicht dem einen oder andern Gaſthofbesitzer hierdurch Ge-
legenheit zu geben, wieder zu seinen entwendeten Silhrtgerahſhettn u
men. 1:0 ; Ö ; r. P.-l.- Z..

Te. Köln, 15. Sept. Bekanntlich wurden im vorigen Jahr Gelder
gesammelt, um K. Heinzen zur Uebersſiedelung nach Amerika in Stand zu
sezen. Da aber die desfallſigen Anzeigen und Anregungen auf preußiſche Re-

quiſition auch in nichtpreußiſchen Blättern gestrichen wurden, ſo geriethendien.
Sammlungen in's Stocken und die aufgebrachte Summe reichte nicht zu ihrem

Zwecke aus. Heinzer: verwendete daher den größten Theil derselben auf den
Druck von Flugschriften, welche grade der preußischen Regierung am Meiſten
zu schaffen machten. So hatte also die letztere gegen ihr eigenes Interesse
Maßregeln in's Werk gerichtet. Jetzt wiederholt ſich diese Erscheinung. K.
Heinzen hat ſich nämlich vor Kurzem abermals zur Auswanderung entſchloſſen,
weil er sich in der Schweiz keine Eriſtenz schaffen kann und die Unterſtügun-

gen aus Deutschland nachgelaſſen hatten. Er selbſt wollte sie nicht wieden !

anregen und beabſichtigt ſogar, mit einſtweiliger Hinterlaſſung seiner Famile.

Aufruf an die polnischen Frauen, festzuhalten auch im Unglücke an ihrer Na-
tionalität und für deren Hebung raſtlos zu wirken: gleich wie einſt in Fraue.
reich, als die Kraft der Männer gebrochen war, ein schwaches Weib dazu .
auserſehen war, das Vaterland glorreich wiedererſtehen zu machen, ſo mag deen.
Muth und die Hingebung der Frauen auch jetzt die gebrochene Kraft dx Mä ſll.
ner ergänzen und erſetzen. Diese Tendenz der Liebelt’schen Schrift liegt nete.
blos verborgen im Ganzen, sondern sie iſt offen ausgeſprochen und bekannte.

zu kom
 
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